Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat nach kontroversen Debatten über Kirchenreformen in Rom eine gemischte Bilanz gezogen.
Beim PapstDeutsche Bischöfe drängten vergeblich auf Entscheidung im Fall Woelki
Die deutschen Bischöfe haben Papst Franziskus zu einer Entscheidung über die Zukunft des umstrittenen Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki gedrängt. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte am Samstag in Rom, dem Papst sei deutlich gemacht worden, dass die Situation „unerträglich“ sei. Am deutschen Reformprojekt synodaler Weg wollen die Bischöfe trotz Kritik durch den Vatikan festhalten.
Bätzing: Druck im Fall Woelki in Deutschland unerträglich
Die Bischöfe waren von Montag bis Freitag zu einem so genannten Ad-limina-Besuch in Rom, zu den 62 Teilnehmern zählte auch Woelki. Woelki steht wegen Vertuschungsvorwürfen im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche seit langem in der Kritik. Bätzing sagte, Franziskus wolle keine Entscheidung unter Druck treffen. Es müsse aber auch berücksichtigt werden, dass der Druck in Deutschland unerträglich werde und „nicht mehr auszuhalten“ sei.
Der Papst habe sich trotz der offenen Gespräche aber nicht dazu geäußert, wie er im Fall Woelki entscheiden wolle. Der Besuch der deutschen Bischöfe fand vor dem Hintergrund massiver Angriffe aus dem Vatikan auf den synodalen Weg statt. Bätzing sagte zwar, es habe sich bei dem Treffen nicht um einen „Showdown“ gehandelt. Allerdings räumte er ein, dass die Positionen einer Mehrheit der deutschen Bischöfe und des Vatikan sich unauflösbar gegenüber stünden.
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Zum Abschluss der Gespräche verspüre er aber Erleichterung, dass alle Themen in den Gesprächen mit den Kardinälen und dem Papst auf den Tisch gekommen seien. Dabei habe Franziskus deutlich gemacht, dass Spannungen in der Kirche notwendig seien, unter welchen Spannungen er selbst stehe und dass zur Lösung „Mut und Geduld“ nötig seien. „Wir haben in Rom hart in der Sache und verbindlich im Ton diskutiert“, sagte Bätzing.
Bei konkreten Reformforderungen kamen die Deutschen allerdings kein Stück voran. Zur Frage, ob Frauen auch Weiheämter übernehmen können, habe der Vatikan signalisiert, das Thema sei „geschlossen“ - „wir sagen, es geht weiter“, sagte Bätzing. So seien rote Linien ausgetauscht worden.
Unüberbrückbare Differenzen zwischen deutschen Bischöfen und dem Vatikan
Wie unvereinbar sich die Positionen gegenüberstehen, zeigte sich allerdings bei einem Treffen am Freitag. Dort brachten führende Kardinäle ein Moratorium - also ein Aussetzen - des synodalen Wegs ins Gespräch, womit de facto die seit 2019 laufenden Arbeiten nichtig wären. Die deutschen Bischöfe wehrten sich aber mehrheitlich dagegen. Nach Darstellung Bätzings fürchtet Kardinal Marc Ouellet, der Präfekt der Bischofskongregation, der synodale Weg in Deutschland könne einen Flächenbrand in der Weltkirche entzünden. Die deutschen Bischöfe hätten aber klar gemacht, dass die Kirche in einer Zeit lebe, in der Blockaden, Verbote oder Einschüchterungen nicht mehr möglich seien.
Auch in der deutschen Kirche gibt es allerdings mehrere Bischöfe, die den Reformweg nicht mitgehen wollen. Der zu den dezidiert Konservativen zählende Passauer Bischof Stefan Oster zeigte sich sehr zufrieden damit, dass der Vatikan bei den in Deutschland am intensivsten diskutierten Fragen oder zur Ökumene „deutlichen Widerspruch“ formuliert und einige Themen als „nicht verhandelbar“ dargestellt habe.
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller kritisierte Papst Franziskus, weil dieser ein Treffen mit den deutschen Bischöfen zusammen mit seinen Kardinälen am Freitag kurzfristig abgesagt hatte. Dies sei ein Affront. „Der Papst verachtet die katholische Kirche in Deutschland“, sagte Schüller. (afp)