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Explosion in Köln-PeschOffenbar kein „Mocro“-Hintergrund – Mann stellt sich Polizei

Lesezeit 3 Minuten
Bei der Explosion wurde ein Café zerstört.

Bei der Explosion wurde ein Café zerstört.

Nach der Explosion in Köln-Pesch in der Nacht auf Mittwoch hat sich ein Mann gestellt, nach einem weiteren wird gesucht. Ermittlungen deuten bisher auf Familienstreitigkeiten hin.

Ein älterer Mann steht am Mittwochmorgen auf der Longericher Hauptstraße und beim Blick auf das zerstörte „Café 4 Friends“ zittert seine Stimme und er findet wenig Worte: „Ich lebe seit ich drei Jahre alt bin in Pesch. So etwas hätte ich nie für möglich gehalten“. Mehr sagt der Senior nicht und geht mit seiner Brötchentüte weiter. Ähnlich reagieren seine Nachbarn am Mittwochmorgen. Die Bürger sind geschockt, manche schlagen die Hände vor Gesicht. Reden über die Erlebnisse der Nacht wollen nur wenige.

Kein Zusammenhang zur „Mocro-Mafia“

Schnell ist am Brandort von der „Mocro-Mafia“ die Rede und den Explosionen in den vergangenen Wochen in Köln. Aber es wird auch von Schmierereien an der Fassade des zerstörten Lokals gesprochen und Beleidigungen und Beschimpfungen gegen das Betreiberpaar berichtet. Auch soll die Fensterscheibe beschädigt worden sein. Polizei und Staatsanwaltschaft sprechen mehrere Stunden nach dem Brandanschlag von „verfeindeten Familien“ und „familiären Streitigkeiten“ als möglichen Hintergrund und berichten von einem Beschuldigten, der sich gestellt hat. Er soll familiäre Verbindungen zu dem Geschäft haben. Gegenüber der Polizei bestreitet der Mann die Tat. Auf der Suche nach einem zweiten Tatverdächtigen war ein Spezialeinsatzkommando am Mittwochmorgen an der Wendelinstraße in Müngersdorf unterwegs. Eine Festnahme gab es bis zum Mittwochabend nicht.

Köln: Ein Polizeiwagen steht nach einem Einsatz auf einer Straße im Stadtteil Alt-Müngersdorf. Nach der jüngsten Explosion eines Cafés im Stadtteil Pesch fahndet die Polizei nach einem mutmaßlichen zweiten Verdächtigen.

Köln: Ein Polizeiwagen steht nach einem Einsatz auf einer Straße im Stadtteil Alt-Müngersdorf. Nach der jüngsten Explosion eines Cafés im Stadtteil Pesch fahndet die Polizei nach einem mutmaßlichen zweiten Verdächtigen.

Kölner sind nach Explosionen in Sorge

Ein Zusammenhang mit den Explosionen rund um die niederländische Drogenmafia sieht die Polizei derzeit nicht. Aber selbst wenn es keine Verbindung geben sollte: Die Serie von Explosionen ist für die Einwohner der viertgrößten deutschen Stadt beunruhigend und in dieser Form beispiellos.

Ein Blick auf das zerstörte Café in Pesch.

Ein Blick auf das zerstörte Café in Pesch.

Anwohner hatten gegen Viertel vor 3 Uhr einen lauten Knall gehört. Aus dem Café im Erdgeschoss schlugen Flammen. Die Feuerwehr konnte schließlich verhindern, dass die Flammen auf weitere Gebäudeteile übergreifen. 20 Bewohner mussten das Haus verlassen, zwei Menschen erlitten leichte Rauchgasvergiftungen. Ungefähr nach einer Stunde, gegen 4 Uhr, war das Feuer gelöscht. Im Anschluss konnten die Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren.

Ermittler am Tatort

Ermittler am Tatort

Mieter berichteten von einem lauten Knall gegen 2.45 Uhr. „Ich wurde aus dem Schlaf gerissen und bin direkt auf den Balkon gegangen. Dort hat man große Rauschschwaden gesehen. Nach zwei Minuten gab es dann auch die ersten großen Stichflammen“, sagte ein Mieter. Er sei mit seiner Frau durch das Haus gelaufen und hätte bei den Nachbarn geklingelt. „Im Treppenhaus konnten wird nichts mehr sehen. Ich war froh, als wir draußen in Sicherheit waren“. Das betroffene Wohn- und Geschäftshaus inmitten des Ortsteils ist für die Bürger eine Anlaufstelle. Es gibt das ausgebrannte Lokal, daneben eine Apotheke, ein Kosmetikstudio gibt es in dem Komplex und eine Lotto-Annahmestelle.

In diesem Gebäude ereignete sich die Detonation im Erdgeschoss.

In diesem Gebäude ereignete sich die Detonation im Erdgeschoss.

Alle diese Geschäfte sind von der Explosion und dem anschließenden verheerenden Brand betroffen. Auch ein Brillengeschäft ist in dem Wohn- und Geschäftshaus beheimatet. Die Ladenräume waren offenbar nicht betroffen. Geöffnet wurde der Laden am Mittwochmorgen zunächst nicht. Eine Mitarbeiterin der betroffenen Apotheke sagte der Rundschau: „Das Feuer ist für uns ein Schock. Im Geschäft ist alles schwarz. Schlimm. Wir hatten die Räume liebevoll eingerichtet“. Wann die Apotheke wieder aufmacht, ist erst einmal unklar. „Geschlossen. Bitte wenden Sie sich an die Max und Moritz-Apotheke“, steht auf einem Schild. Eine Mitarbeiterin des beschädigten Kosmetik-Studios hatte am Morgen nichts von der Explosion mitbekommen. Plötzlich steht die Frau vor einer Polizeiabsperrung. „Hier können Sie heute nicht arbeiten“, sagte ein Polizist.

Das Betreiberpaar des Kaffeeladens wurde im Urlaub auf Mallorca von der Nachricht über den Großbrand in ihrem Laden überrascht und machte sich auf den Heimweg. Das Paar tritt regelmäßig in der RTL-2-Sendung „Hartz und herzlich“ auf und gewährt dabei einen Einblick in ihr Leben. Laut Nachbarn gebe es den Laden seit März 2024, vorher sei dort ein Wettbüro gewesen. Hinweise in dem Fall an die Kölner Polizei unter Ruf 0221 229-0.