Rund zwei Millionen Euro soll der Rad-/Gehweg durch das Scherfbachtal kosten. Voraussetzung für den Bau ist das Engagement der Bürger.
Idee kommt in FahrtDas Land hat erste Planungskosten für Odenthaler Bürgerradweg zugesagt
Die Bewerbung der Gemeinde Odenthal um Finanzierung eines Bürgerradweges im Scherfbachtal hat gute Noten bekommen. Die Unterlagen, die die Gemeindeverwaltung unter Federführung von Planerin Heike Heyen in Absprache mit den Projektbeteiligten beim zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW eingereicht hatte, habe die Behörde als „spannende“ Lektüre bezeichnet, freute sich Beate Arkenau-Krämer, die schon seit Jahren für den Radweg kämpft.
Diese Einschätzung, eher unüblich für technische Entwürfe, machte dann auch den Weg frei für eine wichtige Etappe des Radweges von Höffe bis Klasmühle: „Der Landesbetrieb hat bereits zugesagt, die Planungskosten bis zur Ausführungsplanung zu übernehmen. Somit können wir nun die baureife Detailplanung erstellen lassen“, zeigte sich Heike Heyen zufrieden über den Etappenerfolg.
Jetzt kann der Bürgerradweg bis zur Baureife geplant werden
Jetzt steht die Weiterplanung bis zur Baureife an: der nötige Grunderwerb für den 1,2 Kilometer langen Streckenabschnitt, die statische Berechnung und Planung der Stützwände zur Sicherung des steilen Hanges, die Details der Querungshilfe in Höffe, die es Radfahrern erleichtern soll, vom bereits existierenden Radweg, der abrupt endet, auf den neuen Weg auf der gegenüberliegenden Seite zu wechseln, die Artenschutzprüfung, Ausgleichsflächen und vieles mehr.
Mit der Finanzierungszusage für die ersten Planungsschritte nimmt das engagierte Projekt Fahrt auf. Jahrelang war der Radweg entlang der viel befahrenen Landstraße (L296) vom Funkenhof in Odenthal hinauf nach Bechen gefordert, aber nie realisiert worden. Eine schmale Fahrbahn, unübersichtliche Kurven, viel Verkehr und hohe Geschwindigkeiten bilden die gefährliche Mixtur besonders für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer.
Im Landesprogramm hatte der Odenthaler Radweg keine Chance
Nach Auswertung der Kreispolizeibehörde ereigneten sich zwischen 2011 und 2023 auf der Scherfbachtalstraße zwischen Funkenhof und Bechen 99 registrierte Unfälle. Ein Mensch verstarb dabei, 13 wurden verletzt.
Weil das Land, das für diese Straße zuständig ist, den Radweg aber dennoch nicht als vordringlich in das Landesprogramm aufgenommen hatte, der Bau damit nach Einschätzung des ADFC RheinBerg-Oberberg in diesem Jahrzehnt kaum noch Chancen auf Realisierung gehabt hätte, brachte der Verein den Bürgerradweg ins Spiel.
Der Bürgerradweg setzt viel Engagement voraus
Dieses Instrument, das beispielsweise im Münsterland, aber auch im nahen Neunkirchen-Seelscheid bereits genutzt wurde, existiert seit 2005, verfügt über einen eigenen Fördertopf und soll möglichst unbürokratisch zum Ziel führen. Vorausgesetzt, die Bürgerschaft engagiert sich.
Die Bereitschaft dazu stellte Odenthal unter Beweis, als zum ersten Infoabend mit rund 90 Teilnehmern dreimal so viele Interessierte erschienen wie erwartet. Die Gründe, warum Menschen den Radweg durch das Scherfbachtal unterstützen, sind vielfältig.
Viele Anwohner wünschen sich einen sicheren Radweg durch das Tal
Einige werden in der Bewerbung für den Radweg genannt: „Ich bin 58 Jahre alt und voll berufstätig in Köln Dünnwald. Ich würde die 15 km mit dem E-Bike fahren, um nachhaltiger unterwegs zu sein, aber der Weg durchs Scherfbachtal ist mir zu gefährlich“, so eine Einwohnerin aus Pistershausen.
Eine zehn Jahre alte Schülerin aus Steinhaus würde gerne regelmäßig mit dem Fahrrad in die Schule fahren und ein Paar aus Klasmühle könnte öfter mal das Auto stehen lassen und Besorgungen in Odenthal mit dem Fahrrad erledigen.
Der AK Asyl hat Angst um Geflüchtete, die nur mit dem Rad mobil sind
„Ich bin begeisterter Radsportler und sehe insbesondere am Wochenende sehr viele Rennradfahrer auf der Scherfbachtalstrasse“, meint ein anderer Odenthaler. „Da die Strecke zwischen Höffe und Klasmühle nicht geschwindigkeitsbegrenzt ist, ergeben sich immer wieder gefährliche Situationen mit Auto-, Motorradfahrern und Traktoren. Ein sicherer Radweg würde die Situation für alle Verkehrsteilnehmer entspannen.“
Michael Burgmer vom Arbeitskreis Asyl sorgt sich auch um Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in Höffe: „Vielen Bewohnern dort habe ich, bzw. der Arbeitskreis-Asyl, Fahrräder besorgt, damit sie sich zum Odenthaler Zentrum unabhängig vom schwachen ÖPNV bewegen können. Für die Kinder dort ist es viel zu gefährlich auf der engen Landstraße zu fahren, aber auch viele Erwachsene scheuen den Weg mit dem Fahrrad auf der Straße. In Zeiten der gewünschten Verkehrswende ist diese geplante neue Radwegeverbindung dringend.“
Die Liste der nächsten Arbeitsschritte ist lang
Weil der Bürgerradweg von der Beteiligung der Bürger lebt, hat sich eine Kernarbeitsgruppe gebildet, Schnittstelle zwischen Bürgerschaft und Verwaltung. Hier werden auch die Mitwirkungsmöglichkeiten besprochen. Auf der Liste stehen unter anderem die Bereitschaft zum Abtreten der benötigten Grundstücke, Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit, die Bereitstellung, Bepflanzung und Pflege von Ausgleichsflächen und Grünstreifen sowie die Beschaffung von Arbeitskraft und Maschinen.
Den Baubeginn für den barrierefreien Radweg, der an keiner Stelle mehr als sechs Prozent Steigung haben soll, erhofft sich Heike Heyen für 2025, spätestens 2026. Über die Länge der Bauzeit wagt sie angesichts der schwierigen Hanglage, die unter anderem eine Stützmauer nötig macht, noch keine Prognose, auch weil gleichzeitig Leitungen verlegt werden sollen.
Grundsätzlich bleibe die Realisierung des Projektes davon abhängig, dass der Landesbetrieb am Ende auch zusage, die Baukosten zu übernehmen, erklärte die Planerin. Die werden auf rund 1.661.000 Euro geschätzt. Planung, Bauleitung und weitere Honorarleistungen sind zusätzlich mit 314.000 Euro veranschlagt, die Kosten für den nötigen Grunderwerb werden auf etwa 47.000 Euro geschätzt. Drei private Eigentümer müssen Flächen für den Radweg abtreten. Von allen lägen schriftliche Zusagen dafür vor, so die Verwaltung.