Strempt und Satzvey sollen zu neuen Siedlungsschwerpunkten in der Stadt Mechernich werden. Es gibt Bedenken wegen der Verkehrssituation.
Neuer SiedlungsschwerpunktMechernich will Wachstumschancen für Satzvey und Strempt
Die Stadt Mechernich soll einen neuen Allgemeinen Siedlungsbereich (ASB) bekommen: Nachdem bislang bereits die Orte Mechernich, Kommern und Firmenich/Obergartzem von der Politik als Schwerpunkte für die weitere bauliche Entwicklung des Stadtgebiets festgelegt worden waren, sollen nun auch noch Satzvey und Strempt dazukommen. Der Ausschuss für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz stimmte in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich dafür, den neuen ASB bei der Bezirksregierung Köln zu beantragen. FDP und Grüne waren allerdings dagegen.
Die Zeit drängt: Die Kölner Behörde arbeitet derzeit an der Neuaufstellung des Regionalplanes für den Regierungsbezirk Köln. „Am 11. Oktober 2024 soll der Aufstellungsbeschluss für den 2. Planentwurf gefasst werden“, informierte Stadtplaner Thomas Schiefer. Die im Regionalplan festgelegten allgemeinen Siedlungsbereiche und die Bereiche für gewerbliche und industrielle Nutzungen (GIB) bilden den Rahmen für die zukünftige Siedlungsentwicklung in Mechernich, heißt es dazu in der Vorlage der Stadtverwaltung, die den Ausschussmitgliedern zur Abstimmung vorlag.
Günstige Verkehrsanbindung in Satzvey und Strempt
Strempt (fußläufige Verbindung zum Bahnhof in Mechernich) und Satzvey (eigener Haltepunkt an der Eifelstrecke) passten hervorragend zum Thema „Bauland an der Schiene“, begründete Schiefer, warum die beiden Orte in Zukunft weiter wachsen sollen, zumal die Bahnstrecke im Bereich Satzvey noch zur S-Bahn-Strecke werde.
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Der Kreis Euskirchen und speziell die Stadt Mechernich werden gemäß aktueller Studien in den kommenden Jahren weiter wachsen, was die Zahl der Einwohner angehe, so Schiefer weiter: „Und da ist es doch mehr als sinnvoll, dieses Wachstum in den Orten zu realisieren, wo es schon ÖPNV-Anschlüsse gibt.“ Außerdem stehe der Wunsch nach Wohneigentum bei den Menschen weiterhin ganz oben, sagte der Stadtplaner.
„Satzvey sehen wir aufgrund der Verkehrssituation als sehr problematisch an“, gab Daniel Decker (SPD) zu bedenken: „Bevor das nicht geklärt ist, kann die SPD-Fraktion nicht zustimmen, zumal sich die Lage vor dem Bahnübergang in Zukunft noch verschärfen dürfte.“ Schon heute kommt es in der engen Ortsdurchfahrt in der Gartzemer Straße regelmäßig zu Verkehrsstaus, wenn die Schranken geschlossen sind. Durch den geplanten S-Bahn-Verkehr kommen nach der Elektrifizierung der Eifelstrecke jedoch noch weitere Züge hinzu, was auch zu weiteren Schließzeiten der Schranken führen wird.
Grüne stimmten gegen neue Mechernicher Siedlungsschwerpunkte
„Wir können die Satzveyer Bürger bei so einer Entscheidung nicht außen vor lassen“, führte Decker aus, warum für seine Partei der Bau einer Ortsumgehung höchste Priorität habe, wenn Satzvey durch neue Baugebiete in den kommenden Jahrzehnten weiter wachsen solle.
Während ein mögliches Wachstum für den Ort Strempt allgemein als unkritisch angesehen wurde, hatte auch Gerd Altmeier (Grüne) Bauchschmerzen in Bezug auf Satzvey: „Es macht doch einfach keinen Sinn, den Kreisbahndamm zu durchstoßen und in die Veybachauen zu entwässern, um dann dort später eine Bebauung zuzulassen“, spielte er auf die erst kürzlich umgesetzten Maßnahmen zum Hochwasserschutz in diesem Bereich an: „Aber in Mechernich gewinnt am Ende dann doch immer das Einfamilienhaus.“
Mechernicher Bürgermeister will Entwicklungschancen offen halten
Dem widersprach Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick vehement: Erstens gebe es in Satzvey und auch in anderen Mechernicher Außenorten immer häufiger Pläne für Mehrfamilienhäuser (siehe „16 Wohnungen in der Nähe der Burg“). Und zweitens gehe es mit der Ausweisung der beiden Orte als ASB zunächst gar nicht um neue Baugebiete, sondern nur um die grundsätzliche Möglichkeit, in Zukunft selbst darüber entscheiden zu können, welche Entwicklung die Orte Satzvey und Strempt nehmen könnten. „Es ist heute unsere Pflicht, den zukünftigen Generationen diese Handlungschancen zu ermöglichen“, sagte Schick.
„Wenn wir das heute nicht entscheiden, gehen die Entwicklungschancen für Satzvey für die nächsten 20 Jahre verloren“, mahnte dann auch Günter Kornell (CDU). Auf Vorschlag von SPD-Urgestein Hans Schmitz formulierte Bürgermeister Schick dann einen Kompromissvorschlag, dem auch die Mitglieder SPD-Fraktion im Ausschuss zustimmten: Beide Orte sollen zum Siedlungsschwerpunkt werden, und im Falle von Satzvey will die Stadtverwaltung zeitnah Gespräche über die Aufnahme einer Ortsumgehung in den Landesstraßenbedarfsplan führen, um die Verkehrsbelastung in der Ortsmitte für die Bürgerinnen und Bürger zu verringern.
16 Wohnungen in der Nähe der Burg Satzvey
Insgesamt 16 Wohneinheiten wollen zwei Investoren aus Euskirchen auf einem Grundstück in der Nähe der Burg Satzvey realisieren. „Die Architektur stellt darauf ab, sich mit einem zurückspringenden Staffelgeschoss, einer ansprechenden Fassadengestaltung von allen Blickachsen sowie einem mit der Verwaltung abgestimmten Begrünungskonzept gut in die Umgebung einzufügen“, sagte Planer Sean Harris bei der Vorstellung des Projekts in der Sitzung des Planungsausschusses.
Dem Hochwasserschutz werde durch eine Aufständerung des Gebäudes Rechnung getragen, die Tiefgarage werde als „Weiße Wanne“ ausgeführt und könne im Bedarfsfall leergepumpt werden.
„Im Gegensatz zur alten Planung eines anderen Investors, die die Errichtung von lediglich sechs sehr großen Townhouses vorsah, zielt unsere Planung vor allem auf die Schaffung von bedarfsgerechtem Wohnraum für Familien ab“, erläuterte Harris. Geplant seien Wohnungen mit einer Größe zwischen 50 und 85 Quadratmetern. Der alte Baumbestand zur Straße „An der Burg“ soll erhalten bleiben. Als „klimafreundlicher Neubau“ soll das Gebäude über eine PV-Anlage und Wärmepumpe verfügen.