Bei Markus Lanz erklärte FDP-Fraktionschef Christian Dürr die Verkehrs- und Klimapolitik seiner Partei. Moderator Lanz verzweifelt an dessen Ansichten.
„Herr Dürr, ernsthaft?“Markus Lanz gerät mehrfach mit FDP-Politiker aneinander
Hitzige Debatte bei „Markus Lanz“: In der Diskussion um Klimapolitik musste sich FDP-Fraktionschef Christian Dürr am Donnerstagabend einiges anhören. Kritik an der Verkehrs- und Klimapolitik der Liberalen kam nicht nur von den anderen Gästen, auch Moderator Markus Lanz hat offenbar wenig Verständnis für die Haltung der FDP.
Wie geht es für die FDP weiter? Und warum bremst die Partei von Christian Lindner so viele Vorhaben in Sachen Klimapolitik? Das wollten Moderator Markus Lanz, „Zeit“-Journalistin Petra Pinzler und Grünen-Politiker Belit Onay von Christian Dürr wissen, der zum Hauptprotagonisten der Sendung wurde.
Markus Lanz konfrontiert Christian Dürr mit schlechten Wahlergebnissen der FDP
Christian Dürr muss sich im Verlaufe der Sendung einige Kritik anhören. Zunächst geht es um den Absturz seiner Partei, die in der jüngeren Vergangenheit bei gleich mehreren Landtagswahlen schlechte Ergebnisse erzielte. Auf den aktuellen Zustand der FDP angesprochen, äußert sich der 45-Jährige wenig selbstkritisch und ausweichend, will stattdessen lieber schnell Inhalte besprechen. Lanz unterbrucht ihn mehrfach und hakt wegen der „miesen Ergebnisse“ nach.
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„Liberalismus ist nicht immer einfach“, so das Fazit von Dürr. Mögliche Gründe für die schlechten Wahlergebnisse nennt er nicht, Erklärungsansätze liefern dafür die anderen Gäste. „Es ist interessant, wie unterschiedlich man auf diese Realität gucken kann“, stellt Journalistin Petra Pinzler ob der Ausführungen des FDP-Politikers zunächst fest.
Wortgefecht beim Thema E-Autos: Dürr und Pinzler geraten aneinander
Ihr Eindruck sei es, dass „die FDP vieles verhindert“, so Pinzler. Als Beispiele nennt sie das Energieeffizienzgesetz und den Ausbau von Wind und Solar. „Die Partei, die für Innovationen steht, bei der sehe ich im Moment nicht so viele Innovationen“, zieht sie Bilanz.
Vor allem beim Thema Klimapolitik, Tempolimit und Elektro-Autos gerät die Runde in ein echtes Wortgefecht. Christian Dürr verteidigt die Haltung der FDP zur weiteren Nutzung von Autos mit Verbrenner-Motoren. Als er dies mit einer gewissen „Freiheit“ gleichsetzt, zeigt sich Petra Pinzler sichtlich verärgert. „Dass Sie diesen Freiheitsbegriff immer noch massiv für die Freiheit von Autofahrern definieren. Dieser Begriff der Freiheit – den haben sie meiner Meinung nach nicht modernisiert. Sie haben da nichts verändert“, so die „Zeit“-Journalistin.
„Markus Lanz“: Christian Dürr will mit neuen Straßen der Umwelt helfen
Dürr schaltet in den Verteidigungsmodus und wirft ihr Populismus vor. Aufnehmen muss er es in der Folge aber nicht nur mit den Gästen, sondern auch mit dem Moderator. Als Dürr von einer „Zeitenwende in der Verkehrspolitik“ spricht und bemängelt, dass Kritiker die Verbrennerautos „schlecht machen“, greift Markus Lanz ein. „Sie machen daraus so einen Glaubenskrieg“, kritisiert Lanz. In Brüssel brenne wegen Wissing „gerade richtig die Hütte“, so der Moderator.
Der FDP-Fraktionschef erklärt auf Nachfrage, das Klima sei ihm wichtig. Grünen-Politiker Belit Onay zeigt sich daraufhin empört: „Man sollte doch nicht mehr Straßen bauen, sondern Alternativen bieten. Das ist Modernität. Eine Art Klima-Autobahn zu bauen – die Rechnung geht nicht auf.“ Dürr lässt sich davon nicht beeindrucken, er bleibt bei seiner These, dass der Neubau von Straßen der Umwelt helfe.
Markus Lanz deckt Wissenslücke bei Christian Dürr auf und kann es nicht glauben
Als es um E-Fuels geht, gerät der Moderator so richtig mit Dürr aneinander. Als dieser angibt, der Wirkungsgrad von E-Fuels liege bei 15 Prozent, verzweifelt Lanz. „Herr Dürr, ernsthaft jetzt, 15 Prozent? Herr Dürr, bitte – ne wirklich. Das meine ich, man kann doch nicht ernsthaft für einen Wahlkampf und weil man die FDP retten will, so eine Legende hochziehen.“
Der FDP-Politiker kommt in dem Wortgefecht argumentativ an seine Grenzen. Markus Lanz stochert immer wieder nach, will wissen, wie hoch der Wirkungsgrad eines E-Motors sei. Nachdem er die Frage ein halbes Dutzend Mal wiederholt halt, antwortet Dürr: „Herr Lanz, ich weiß nicht welche Zahl sie jetzt meinen“, flüchtet er sich. Pinzler springt Lanz zur Seite: „Das ist relativ einfach“. Schließlich fällt Dürr doch noch eine Zahl ein, er schätzt auf 80 bis 90 Prozent. „Warum müssen Sie da raten, Herr Dürr?“, zeigt sich Lanz überrascht. „Das muss man doch wissen, wenn sich mit diesem Thema beschäftigt.“
Christian Dürr hat bei Markus Lanz keine „Lust auf Kultur-Kampf“
Zwischenzeitlich ist Dürr sichtlich genervt. „Sie betrachten nicht die ganze Realität gerade“, entgegnet er Lanz. „Ich habe nichts gegen E-Autos. Ich fahre selbst einen Hybrid, Herr Lanz. Aber ich bin dagegen, aus allem auszusteigen und sich dann zu wundern, warum man Klimaziele nicht erreicht. Ich habe keine Lust auf diesen Kultur-Kampf.“
Auch bei der Debatte über ein mögliches Tempolimit steht Dürr mit seiner Haltung allein da und erntet Kritik von allen Seiten. „Herr Dürr ist für Lichtgeschwindigkeit“, kommentiert Lanz spöttisch. Die Einigung der „Letzten Generation“ mit dem anwesenden Oberbürgermeister von Hannover, Belit Onay, findet er „bedauerlich“, man dürfe sich nicht erpressen lassen. „Wir werden darüber nicht das letzte Mal gesprochen gehaben“, beendet Markus Lanz schließlich die Sendung.