Zum 30. Juni schließt das katholische St.-Remigius-Krankenhaus in Opladen seine Gynäkologie und Geburtshilfe. Eine Entscheidung, die aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten getroffen wurde, betont Andreas Degelmann, Sprecher der Geschäftsführung der Kplus-Gruppe, zu der das Remigius wie auch das St.-Josef-Krankenhaus in Wiesdorf gehören.
Und eben dies sei das Problem, erklärt Degelmann: Zwei Standorten in Leverkusen könne sich die Gruppe einfach nicht mehr leisten. Deswegen soll die Etage, die durch die Schließung der Frauenklinik frei wird, altersgerecht umgebaut werden. Ab Anfang 2022 soll dann die bislang in Wiesdorf beheimatete Geriatrie nach Opladen umziehen. Wenn dies abgeschlossen ist, wird das St.-Josef-Krankenhaus geschlossen.
Von der Schließung von Gynäkologie und Geburtshilfe in Opladen sind 53 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Die Pflegekräfte können in Opladen bleiben und werden in anderen Abteilungen eingesetzt, den Hebammen wird das Angebot gemacht, zum 1. Juli in das ebenfalls von der Kplus-Gruppe betriebene St.-Josefs-Krankenhaus in Hilden zu wechseln. Für etwa 15 Mitarbeitende – vor allem Ärztinnen und Ärzte – werde man in der Gruppe wohl keine Weiterbeschäftigung finden, sagt Degelmann.
Hier habe man aber vorab schon Kontakt zu umliegenden Geburtsstationen aufgenommen, die Interesse signalisiert haben. „Alle Berufsgruppen werden gesucht“, beruhigt Degelmann. „Die Schließung hat überhaupt nichts mit der Arbeit der Kolleginnen und Kollegen zu tun hat, die hier geleistet wurde, die ist großartig“, betont Cerstin Tschirner, Leiterin der Unternehmenskommunikation.
Die Finanzsituation ist es nicht: Im Geschäftsjahr 2019 hat die Frauenklinik ein „Minus im hohen sechsstelligen Bereich“ gemacht, wie Degelmann sagt. Noch belastender sei aber der Betrieb der zwei Standorte, mit Fixkosten von zwei Millionen Euro pro Jahr, die nur durch die Zusammenlegung eingespart werden können. Dazu kommen strukturelle Probleme in der Geburtshilfe: Ein großer Fachkräftemangel und die immer steigenden Anforderungen.
Das Klinikum Leverkusen hat nicht nur eine Neugeborenenintensivstation, die in Opladen fehlt, es baut in Schlebusch auch gerade einen neuen Kreißsaal. „Eine Geburtsstation mit 600 Geburten im Jahr ist nicht wirtschaftlich betreibbar, das ist schlicht unmöglich“, sagt Degelmann. Das sei erst ab etwa 800 bis 900 Geburten pro Jahr möglich. Und in einen Wettkampf um Schwangere mit dem Klinikum wolle man auch nicht treten – hier kamen im vergangenen Jahr 1688 Babys zur Welt.
Einen Versorgungsengpass werde es nicht geben, mit dem Klinikum sowie den Krankenhäusern im Rheinisch-Bergischen Kreis, in Langenfeld und Hilden gebe es ausreichend Geburtsstationen. Den Zeitpunkt der Entscheidung erklärt Degelmann mit Sonderinvestitionsmitteln des Landes in Höhe von 2,3 Millionen Euro, die für den altersgerechten Umbau in Opladen beantragt werden können. Allerdings nur bis April 2022, ansonsten würden diese verfallen.
Nicht geklärt ist derweil, was mit dem St.-Josef-Krankenhaus geschieht, wenn die Patienten umgezogen sind. Das Grundstück gehört der Kirchengemeinde St. Remigius, die Kplus-Gruppe nutzt es über eine Erbpacht, die aber an den Betrieb eines Krankenhauses gekoppelt ist und damit hinfällig wird. Man befinde sich bereits in Gespräche mit Stadt und Kirche, sagt Degelmann. Wahrscheinlich sei, dass das Gebäude abgerissen wird, eine anderweitige Nutzung sehe er nicht.
Gespräche mit der Stadt werden auch zu einem anderen heiklen Punkt geführt: Der ohnehin angespannten Parkplatzsituation an St. Remigius. Mit der Geriatrie ziehen auch alle 107 Mitarbeiter nach Opladen.