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Lit.Cologne 2025US-Autorin Liz Moore präsentiert Thriller „Der Gott des Waldes“ in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Die US-amerikanische Autorin Liz Moore, Autorin von "Der Gott des Waldes"

Autorin Liz Moore kommt nach Köln

Der spannende Roman „Der Gott des Waldes“ von Liz Moore verwebt das Rätsel um zwei verschwundene Teenager, Familienintrigen und gesellschaftskritische Aspekte meisterhaft.

Es sind die 1970er Jahre, jene Dekade, in denen Serienkiller wie Ted Bundy, David Berkowitz, John Wayne Gacy und Co. in den USA ihr Unwesen treiben und Filme wie „Halloween“ langsam die Hochphase des Slasher-Genres einleiten.

In diese Zeit setzt Autorin Liz Moore ein einsames Ferienlager mitten in das New Yorker Naturreservat, das als Kulisse dient für ihren gerade erschienenen Roman „Der Gott des Waldes“, den sie im März auf der lit.Cologne vorstellen wird. Man nehme zusätzlich zwei verschwundene Teenager, einen aus dem Gefängnis ausgebrochenen Mörder — fertig ist das Grundgerüst für einen wendungsreichen Thriller.

Aus dem Feriencamp Emerson verschwindet eines Nachts die 13-jährige Barbara spurlos. Der Fall erhält dadurch zusätzliche Brisanz, dass Barbara die Tochter der stinkreichen Familie van Laar ist, die von ihrem Herrenhaus auf dem Hügel die nahegelegene Kleinstadt Shattuck regiert wie Könige. Außerdem wird Bear, Barbaras älterer Bruder, seit nunmehr 14 Jahren ebenfalls vermisst und ist weder tot noch lebendig je wieder aufgetaucht.

Während Barbaras Betreuer und Freunde aus dem Camp, ihre Familie und die Polizei nach dem Mädchen suchen, schwebt über allem die Frage: Hängen die Schicksale der Geschwister auf fatale Weise zusammen? Und was hat der „Schlitzer“, entflohener Frauenmörder und Protagonist der Gruselgeschichten, die sich die Ferienkinder am Lagerfeuer erzählen, mit all dem zu tun?

Liz Moore wechselt in ihrer Erzählung verschiedene Zeitebenen und Perspektiven ab und enthüllt so Stückchen für Stückchen, wie sich die Ereignisse und Ermittlungen rund um Bears und dann Barbaras mysteriöses Verschwinden entwickelt haben. Ganz nebenbei erzählt sie vom Leben, Lieben und Leiden ihrer Figuren, die zwar alle in den Fall verstrickt sind, aber nie so, wie es zunächst scheint.

Dazu bleibt auch noch Zeit für die Coming-of-Age-Geschichten der Teenager im Feriencamp, trotzdem wirkt der fast 600 Seiten starke Roman nie überladen. Denn Moore baut den Spannungsbogen so meisterhaft auf, dass man die Buchseiten zum Ende hin immer schneller umblättert, um endlich herauszufinden, was denn nun mit den beiden van Laar-Kindern geschehen ist.

Wendungsreicher Thriller und sozialkritischer Roman

Doch die Autorin hat nicht nur einen erstklassigen Thriller, sondern auch einen pointiert gesellschaftskritischen Roman verfasst. Auf der einen Seite stehen die van Laars und ihre Entourage aus windigen Anwälten, Bankern und Angehörigen der New Yorker High Society. Alle haben einiges auf dem Kerbholz, und sie interessieren lediglich zwei Dinge: Geld und sie selbst.

Der gute Ruf der Familie van Laar steht über allem; das sanftmütige Naturell von Bear und die rebellische Art von Barbara sind vor allem den skrupellosen Patriarchen Peter II. und Peter III. ein Dorn im Auge. Egal, was sie tun und wer für ihre Fehler leiden muss: Die van Laars scheinen mit allem durchzukommen.

Auf der anderen Seite stehen die einfachen Bewohner der Stadt Shattuck und die Angestellten der van Laars: allen voran Feriencamp-Leiterin T.J. Hewitt, ihr altersschwacher Vater Vic und Camp-Betreuerin Louise, die verzweifelt versucht, sich und ihren jüngeren Bruder finanziell über Wasser zu halten. Unterstützt werden sie von Nachwuchs-Polizistin Judy, die in dem Fall ermittelt.

Sie alle haben weder den Mammon noch die Macht des skrupellosen Familienclans, doch sie sind durch tiefe Freundschaften und das Streben nach Gerechtigkeit verbunden — auch wenn die für manche von ihnen bereits zu spät kommt. Es ist vor allem die Solidarität unter den Frauen, die den Lauf der Geschichte entscheidend beeinflusst.

„Der Gott des Waldes“ ist vieles. Eine Zeitreise in die USA vor fünfzig Jahren. Teenie-Drama mit einer Prise Sommerferien-Lagerfeuer-Romantik. Spannender Pageturner für Krimifans. Ein Familiendrama. Vor allem aber ist es einfach ein richtig lesenswerter Roman.


Liz Moore: Der Gott des Waldes. Roman, deutsch von Cornelius Hartz, C.H. Beck, 590 S., 26 Euro. Die Lesung in Köln findet am Sonntag, 30. März, um 17 Uhr im WDR-Funkhaus am Wallrafplatz statt, Alf Mentzer moderiert, Schauspielerin Marleen Lohse liest die deutschen Passagen.