Neue Ausstellung in KölnDas ostasiatische Museum holt seine Schätze hervor
- Bei der Ausstellung wurden die Schätze aus dem eigenen Depot hervorgeholt.
- Dabei sind einige wirklich sehenswerte Stücke.
Köln – Köln. Drachen und Prinzessinnen sind gängige Motive im Museum für Ostasiatische Kunst (MOK). Aber ein emblematisch reduziertes Stadtpanorama von Köln? Es ist nun gewissermaßen der Star der kleinen Schau „Kunst auf Lager – Faszinierende Entdeckungen aus dem Depot“. Letztere verdanken sich jener Inventur, mit der das MOK-Team seit Jahresbeginn seine Malerei-Bestände untersucht.
So sind nun im Zuge der schrittweisen Neupräsentation der ständigen Sammlung auch Werke zu bewundern, die noch nie zu sehen waren. Dazu zählen die drei monumentalen Hängerollen des japanischen Dichters, Malers und Kalligrafen Uchjyama Ukai (1907-1983). Sein nach einem Kölnbesuch später in Tokio ausgeführtes Stadtbild verblüfft einerseits mit radikaler Einfachheit, andererseits perspektivisch: Fast glaubt man, der Künstler müsse auf der rechten Rheinseite im Wasser stehen, was freilich nicht zur erhöhten Blickachse der Komposition passt. Daneben hängt Ukais „Kalligrafie über die Buddha-Jünger“, wobei der Urheber die Regeln der Schönschriftkultur bewusst bricht: Wo ein Kalligraf traditionell den Pinsel niederdrücken würde, hebt er ihn an, was den Linien eine tänzerische Leichtigkeit gibt.
In denkbar stärkstem Kontrast dazu stehen die benachbarten „Büffel“, deren dunkel drängende Energie das breite Format fast zu sprengen droht. Alle drei Werke schenkte der Japaner 1965 nach einer Ausstellung im Kunsthaus Lempertz der Stadt Köln. In dieser Phase ließen sich europäische Künstler etwa des Informel von fernöstlichen Kunstformen sowie vom Zen-Buddhismus inspirieren. Auch angesichts der Köln-Ansicht lässt sich trefflich streiten, was denn hier westlich und was japanisch sei.
Von Büffeln und Buddhas
Das Büffelmotiv kehrt übrigens im hinteren Teil des noch kurzen Parcours wieder. Beim Blick auf die chinesische Malerei des 20. Jahrhunderts sieht man dort einen Knaben, der das mächtige Tier an der Leine zu halten versucht. Auch die Buddha-Jünger treten mehrfach auf: Die Motive des Mönchsmalers Guan Xiu (832 - 912) standen 1757 auf kaiserliche Anordnung bei der Steinschnittserie „Sechzehn Luhan“ Pate. Und von diesen Stelen stammen die zinnoberroten Abreibungen, die nun in Köln zu sehen sind. Derart bizarr, manchmal fast verquält wirken diese Gestalten, dass sich die Frage stellt, ob Guan Xiu so auf die Buddhisten-Verfolgungen seiner Zeit anspielte.
Gleich am Eingang empfängt den Besucher ein weiteres Glanzstück der kleinen, feinen Schau: Der bedeutende Maler Wen Zhengming stellt einen eleganten Gelehrten in jene „Herbstlandschaft“, die sich mit Felsmassiv und Wasserfall bedrohlich vor ihm auftürmt. 1965 schenkte Hans-Jürgen von Lochow dem MOK dieses Bild, das mit seiner Höhe von vier Metern vor der Eröffnung des Neubaus (1977) nie komplett gesichtet werden konnte und nachher in Vergessenheit geriet.
Das könnte Sie auch interessieren:
Beim gestrigen Besuch sah man die Restauratorin Anna Hillcoat-Imanishi im weißen Kittel neben dem Werk, dessen seitliche Montierung durch einen Wasserschaden verunstaltet ist. Die Reparatur wird man wohl extern vornehmen lassen und außerdem sehr gründlich die Echtheit des Gemäldes prüfen.
Kleine Pikanterie am Rande: Einerseits beförderte die Inventur Neues aus dem Depot ans Tageslicht. Andererseits lösten die Bauarbeiten vor dem Museum derartige Vibrationen aus, dass fragile Keramiken und Bronzen aus den Vitrinen vorübergehend ins erschütterungsfreie Depot verlagert werden mussten.
Geöffnet Di-So 11-18 Uhr, jeden 1. Do 11-22 Uhr. Universitätsstr. 100. museum-fuer-ostasiatische-kunst.de