Das neueste Werk des britischen Autors beleuchtet mit Humor und einer Prise Übersinnlichkeit den Umgang mit Lebenskrisen.
„Die Unmöglichkeit des Lebens“Matt Haig stellt auf der lit.Cologne in Köln seinen neuen Roman vor
Die Stimmung war bestens, als der britische Autor Matt Haig, Schauspielerin und Sprecherin Annette Frier und Moderatorin Alice Hasters im Depot 1 des Kölner Schauspiels die Bühne betraten.
Obwohl Haig bereits seit über 20 Jahren schriftstellerisch tätig ist, so hatte er seinen internationalen Durchbruch erst mit dem 2020 in Deutschland erschienenen Roman „Die Mitternachtsbibliothek“. Damals waren Corona-bedingt keine Lesungen möglich und so betrat Haig zur Vorstellung des neuen Romans „Die Unmöglichkeit des Lebens“ erstmals die Bühne der lit.Cologne.
Ein wenig zurückhaltend — wenn man so will „typisch britisch“ — und mit einer guten Portion Humor und Selbstironie kam der Autor dabei rüber. Nicht wenige seiner Sachbücher und Romane beschäftigen sich mit dem Umgang mit Lebenskrisen und wie man es schafft, aus diesen herauszufinden.
So geht es in „Die Unmöglichkeit des Lebens“ um die 72-jährige pensionierte Mathematiklehrerin Grace Winters, die sowohl Mann als auch Sohn verloren hat und laut eigener Aussage „das langweiligste Leben im ganzen Universum“ führt.
Bis sie von einer fast vergessenen Freundin, der sie einmal aus einer Lebenskrise geholfen hat, ein Haus auf Ibiza erbt und sich kurzentschlossen entscheidet, mit einem One-Way-Ticket auf die Balearen-Insel zu reisen. Dort begegnet sie der Lebensfreude der Insulaner, der Schönheit der (bedrohten) Natur und Überirdischem, das ihr Leben ändert.
Im Gespräch mit Hasters erzählte Haig offen von seiner persönlichen Erfahrung mit Depressionen und welchen Bezug er gerade dadurch zu der Insel hat: „Ich bin als junger Mann zwei Jahre auf Ibiza gewesen und habe Unmengen Alkohol getrunken und alles an Drogen genommen, was ich kriegen konnte“, so der Autor. „Das endete dann in einer Panikattacke, die einfach nicht mehr aufhörte, so dass ich am Ende von einer Klippe sprang.“ In dieser Situation brachte man ihn zurück nach England. Doch die depressiven Schübe kehrten immer wieder zurück, bis Haig sich einer richtigen Therapie unterzog und auch zurück nach Ibiza ging.
Die Frage nach der ungewöhnlichen Wahl seiner Protagonistin nahm Haig mit viel Humor: „Ich hatte zu dem damaligen Zeitpunkt genau die Venen-OP, die auch Grace zu Beginn des Romans hat. Insofern fühlte ich mich auch wie eine über 70-jährige Frau, als ich mir jeden Morgen die Kompressionsstrümpfe anzog.“
Annette Frier, die an diesem Abend die deutschen Lesestellen übernahm, erwies sich als großer Fan des Autors. „Ich finde, Matt Haig ist viel zu bescheiden: Ihm ist hier auf ganz fabelhafte Art und Weise ein Buch über Heilung für alle Menschen gelungen“, so die Sprecherin voller Begeisterung.