Klima-Aktivistin und Grünen-Mitglied Luisa Neubauer hat in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ erneut die Abhängigkeit der deutschen Energiewirtschaft von Russland kritisiert. Dabei geriet die 25-Jährige auch mit dem deutschen Botschafter in Russland, Rüdiger von Fritsch, aneinander.
„Wir sehen gerade die offensichtlichen Gefahren der Absurditäten der fossilen Abhängigkeit. Wir brauchen und wünschen uns eine informierte Energie-Debatte. Was braucht es denn noch außer einen Krieg in der Ukraine?“, fragte Neubauer in der Talkrunde, in der auch der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour und die Journalistin Helene Bubrowski zu Gast waren.
Luisa Neubauer: „Wir schicken Putin indirekt unser Geld“
Sie warb erneut dafür, kurzfristig die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas und Öl zu verringern: „Es braucht kurzfristig eine Antwort darauf, wie Putin nicht weiter durch deutsche Stromrechnungen finanziert wird. Auf der einen Seite unterstützen wir die Ukraine, auf der anderen schicken weiter indirekt Geld zu Putin.“
Wenn die deutsche Politik ein ehrliches Interesse daran hätte, Putin aufzuhalten, brauche es eine schnelle Lösung. Gleichzeitig hält Neubauer nichts von einer Debatte um die Verlängerung von Atom- oder Kohlekraftwerken: „Frieren in Deutschland steht überhaupt nicht auf der Agenda. Das jemand jetzt wieder die Debatte um den Atomausstieg aufmacht, ist uniformiert.“
Deutscher Botschafter hält Luisa Neubauers Forderungen nicht für realistisch
Botschafter Rüdiger von Fritsch, der seit 2014 die deutschen Interessen in Moskau vertritt, fragte daraufhin: „Was machen wir denn, wenn Putin und plötzlich den Hahn zudreht? Das ist mit ihren Vorschlägen nicht zu lösen.“ Er habe zwar ein Verständnis für die Energiedebatte, die Vorschläge ließen sich aber in der aktuellen Lage nicht umsetzen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Neubauer antwortete, man habe das Thema zu lange ignoriert und stehe nun genau vor diesen Problemen: „Das ist keine nerdy Öko-Debatte, das ist Sicherheitspolitik. Seit 15 Jahren warnen wir vor der Abhängigkeit von Putin. Die Debatte ist so entschleunigt worden, dass erneuerbare Energien wie ein grünes Hobby-Projekt für den Nachmittag behandelt wurden.“
Neubauer kritisierte dabei auch die vorherige Bundesregierung: „Man hat uns in eine Abhängigkeit reinmanövriert. Das war eine politische Entscheidung und die Ukrainer müssen jetzt den Preis dafür zahlen.“
Grünen-Vorsitzender Omid-Nouripour: Russischer Krieg langfristig geplant
Der neue Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour warnte davor, dass Putin sein Gas als Waffe einsetzen würde, um den Westen unter Druck zu setzen: „Im vergangenen Jahr ist zwei Drittel weniger Gas durch die älteste Pipeline Jamal geflossen als davor. Das spricht für mich klar dafür, dass dieser Krieg langfristig vorbereitet wurde.“
Nouripour bekräftigte Neubauer Aussage, dass es nun eine schnelle Wende bei der Energiepolitik brauche: „Wir müssen so schnell wie möglich handeln. Wir müssen das, was von vorherigen Regierungen liegengelassen wurde, ganz schnell aufarbeiten.“
Moderator Lanz hielt eine schnelle Energiewende ebenfalls für unrealistisch, baute das Drohszenario von Konsequenzen für die Gesellschaft auf. Nouripour ist dennoch der Meinung, dass ein weiteres Festhalten an der Kernenergie kurzfristig nicht umzusetzen sei: „Eine Verlängerung der AKWs ist abstrus. Das macht einfach keinen Sinn. Wollen wir bei AKWs wirklich die Sicherheitsstandards herunterfahren? Außerdem können wir gar nicht schnell genug neue Brennelemente produzieren, die es ab 2023 bräuchte.“ (shh)