Die neu gewählte Linken-Vorsitzende Janine Wissler hat bei „Markus Lanz “mit ihren Aussagen zu Wladimir Putin, der Nato und dem Ukraine-Krieg teils für Kopfschütteln und Verwirrung gesorgt. „Es braucht eine Verhandlungslösung mit einem Friedensvertrag“, forderte Wissler am Donnerstag erneut und sorgte damit für eine Debatte.
„Putin lacht doch über uns“, sagte der in Köln lebende Ex-Innenminister Gerhart Baum (FDP) auf Wisslers Forderungen. Die 41-Jährige forderte erneut ein Ende der Waffenlieferungen in die Ukraine, die Waffen könnten teilweise sowieso erst in mehreren Monaten geliefert werden. „Die Panzerhaubitzen sind aber da“, schob Baum ein, der Wisslers Aussagen immer wieder kritisch hinterfragte.
Markus Lanz spricht Janine Wissler auf Probleme mit Sahra Wagenknecht an
Moderator Markus Lanz stellte Wissler zunächst nach einem kontroversen Linken-Parteitag auf die Probe, fragte, wie sie mit der innerparteilichen Kritik von Sahra Wagenknecht umgehen würde: „Ich weiß nicht, ob das guter Stil einer Parteispitze ist, nicht mal 24 Stunden nach der Wahl solche Aussagen zu treffen.“ Wagenknecht hatte die Linke für die Entscheidung zur Wiederwahl Wisslers scharf kritisiert.
Die neue und alte Linken-Vorsitzende forderte ein Ende der internen Streitigkeiten: „Ich halte es für eine Art und Weise, die uns als Partei nicht hilft. Ich habe auf dieses Parteien-Hick-Hack keine Lust mehr.“
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Gleichzeitig fand sie deutliche Worte zur Position der Linken zu Wladimir Putin, nachdem eine ukrainische Gastrednerin am Parteitag am Wochenende ausgebuht worden war: „Sie werden von mir kein Wort der Verteidigung und der Legimitation für Wladimir Putin hören.“
Markus Lanz: Janine Wissler verwirrt mit Nato-Thesen
Zugleich hält Wissler die Nato historisch gesehen nicht für unschuldig, das Verteidigungsbündnis habe „völkerrechtswidrige Kriege geführt“. Die Intervention in Afghanistan bezeichnete Wissler als „einen Überfall auf die Bevölkerung“. Baum wurde sofort stutzig: „Ein Überfall?“, fragte der ehemalige Innenminister und schüttelte fassungslos den Kopf.
Anschließend erklärte Baum: „Die Nato hat Putin niemals bedroht, die Aggression geht von ihm aus.“ Bevor Wissler antworten konnte, schritt der Historiker und Osteuropa-Experte Karl Schlögel ein: „Ich weiß nicht, warum die über die Nato reden? Über die Ukraine geht ein ganzer Regen von Bomben nieder. Nach dem Ende der Blockkonstellation haben sich einige Staaten Europas dazu entschieden, der Nato beizutreten. Ganz einfach.“
Außerdem verstehe er die Haltung der Linken zu Russland und der Ukraine nicht: „Ich kenne mich in den Innereien der Linken nicht aus. Aber bei der Linken war von Anfang an zu sehen, dass alle Aussagen gegen Russland als Russophobie abgetan wurden. [...] Besonders Frau Wagenknecht. Woher nimmt diese so intelligente Frau, über die Ukraine und Russland zu sprechen, obwohl sie davon überhaupt keine Ahnung hat?“
Markus Lanz: Historiker Karl Schlögel genervt von Janine Wissler
Wissler hatte darauf keine Antwort, blieb in der allgemeinen Debatte gegenüber Russland häufig still und betonte immer wieder die Notwendigkeit von Verhandlungen. Auch hier geriet sie wieder an Baum, der darin keine Lösung sieht: „Wir verschaffen Putin damit nur Zeit, ein Waffenstillstand ist doch keine Lösung.“
Die Linken-Vorsitzende wolle nicht „alle Brücken nach Russland abbauen. Diesen Fehler dürfen wir nicht machen. Wir müssen auf die Menschen in der Ukraine und Russland Acht geben.“ Schlögel warf genervt ein: „Erzählen Sie das ihren Abgeordneten, die im Donbass und auf der Krim waren.“
Ebenfalls zu Gast in der ZDF-Talkshow war die Journalistin Marina Kombarki von „The Pioneer.“ (shh)