„Love Brings Love“Ausstellung zu Ehren des verstorbenen Modeschöpfers Alber Elbaz
Paris – Ist es möglich, einen Einblick in das Werk eines Künstlers, seine Ideen und seine Kreativität zu geben, ohne dessen Arbeiten zu zeigen? Es klingt nach einer kuratorischen Herkulesaufgabe, was in der Ausstellung „Love Brings Love“ über den 2021 verstorbenen Designer Alber Elbaz im Pariser Modemuseum Palais Galliera versucht wird. Doch das Ergebnis, eine theatralische, vor Liebe zum großen Auftritt sprühende Modenschau im wahrsten Sinne des Wortes, belehrt eines Besseren.
Flucht vor der Normalität
Im Gedenken an Elbaz, einen großen Modeschöpfer der letzten Jahrzehnte, haben 46 Designer Hommage-Entwürfe geschaffen, die sie in Form einer opulenten, Laufsteg gewordenen Ausstellung vorstellen. Durch die Augen seiner Kollegen, Konkurrenten und Freunde schaut man auf sein Werk und entdeckt, wofür er in der Welt der Mode geschätzt wurde.
1961 in Casablanca geboren, hatte der in Israel aufgewachsene Elbaz nach einem Studium in New York schnell in Paris, wo er seinen Durchbruch erlangen sollte, eine Heimat gefunden. Nach Stationen bei Guy Laroche und Yves Saint Laurent entwarf er ab 2001 für Lanvin. Mit farbenfrohen Neuinterpretationen exklusiver Haute Couture und einer Mischung aus karnevalesker Lebensfreude und femininer Eleganz machte er das Modehaus wieder zu einem tonangebenden Akteur auf der Fashion-Landkarte.
Personenkult um den Designer
Ähnlich wie bei Karl Lagerfeld entwickelte sich mit zunehmendem Renommee ein Personenkult um den Designer, der wie der Deutsche selbst eine ikonische Erscheinung war: Seine kastige Brille und die große Fliege verewigte Elbaz als schwungvolle Zeichnung oft auf seinen Entwürfen.
Eine von diesen selbstironischen Karikaturen taucht auf den Entwürfen von Balmain und Dries von Noten wieder in der Ausstellung auf. So spiegeln sich in den modischen Hommagen die vielen Facetten Elbaz’ Œuvres. Sein ausgeprägter Humor, der sich nicht nur in seinen Zeichnungen, sondern auch in Details wie einer die Stoffmassen eines eleganten Plisseekleids zusammenhaltenden, überdimensionierten Büroklammer zeigt, ist wohl eines der wichtigsten Erkennungsmerkmale.
Knapp an den Grenzen des guten Geschmacks
Generell lässt sich festhalten: Von dezenter Zurückhaltung fehlt jede Spur. Ob schreiende Farben, Aufsehen erregende Silhouetten oder eine Kombination aus beidem – Mode wird nicht als funktionaler Alltagsbegleiter verstanden. Vielmehr ist es Elbaz’ Lust am Ausprobieren neuer Rollen und der Flucht vor trister Normalität, der in den unterschiedlichste Stile aufgreifenden Kreationen Tribut gezollt wird.
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Designer wie Jean Paul Gaultier gehen dafür auch mal an die Grenzen des guten Geschmacks: Sein Entwurf aus Tüll, rotem Plüsch und aus Draht geformten Herzen erinnert an Valentinstag-Kitsch und passt doch wunderbar in die mit dem Ernst nobler Haute Couture brechende Schau.
Es ist ungewohnt, sich einem Künstler ohne die ansonsten im Museum präsente Fülle an Informationen und Kontextualisierungen zu widmen. Wenn man aber stattdessen dem aktuellen Schaffen einiger anderer Mode-Legenden beiwohnen kann und in deren eigenwilligen Entwürfen gespiegelt die Idee von Elbaz’ Mode erlebt, wird man ihm eher gerecht. Anstatt in einer posthumen Retrospektive erwacht sein Erbe noch einmal in einer letzten Modenschau.Bis 10. Juli im Palais Galliera, Paris, Di bis So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr.