„Moulin Rouge“ in Köln„Man wird den Musical Dome von innen nicht wiedererkennen“
Köln – Im Musical Dome wirft das ganz große Gefühl seine Schatten voraus: Ab Oktober läuft im blauen Zelt das Musical „Moulin Rouge“ nach dem gleichnamigen Film von Baz Luhrmann. Axel Hill sprach mit Produzent Maik Klockow über die Show.
Wie hat sich Ihre Firma Mehr BB Entertainment durch die Corona-Zeit geschlagen?
Ich glaube, sehr gut. Wir hatten zwar kein Geschäft mehr, aber unsere IT war so gut entwickelt, dass wir unter einander kommunizieren konnten...
..und mit den Zuschauern?
Das war eine irrsinnige Aufgabe: Normalerweise produziert man, damit Publikum ins Theater kommt. Aber wir waren nur noch damit beschäftigt, Shows abzusagen, neu zu planen, umzubuchen. Bei „Harry Potter“ in Hamburg haben wir dreimal die Premiere verschoben. Finanziell war das natürlich ein Desaster. Es gab öffentliche Unterstützung, aber nicht in dem Maße, wie ich mir das gewünscht hätte.
Aber der Wiederfang mit „Starlight Express“ im Oktober, „Harry Potter“ im Dezember und den ganzen Tournee ist uns ganz gut gelungen. Jetzt fiebern wir „Moulin Rouge“ entgegen. Köln hat sich ja durchgesetzt gegen Hamburg, Stuttgart oder Berlin. Wir haben die internationalen Produzenten davon überzeugt.
„Man wird den Musical Dome von innen nicht wiedererkennen“
Haben Sie das Gefühl, dass man nach zwei Jahren Entwöhnung mehr tun muss, um das Publikum zu locken?
Ganz im Gegenteil, es reicht schon fast, wenn die Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne sind.
Aber für diese neue Produktion in Köln wird richtig aufgefahren!
Das bringt das Stück einfach mit sich. Denn das Publikum wird Teil dieses Clubs sein, in dem die Geschichte spielt. Es gibt zwölf Tische direkt an der Bühne, an denen man sitzen kann. Der Zuschauerraum wird umgebaut, und auch das Bühnenbild ist ein Augenschmaus. Man wird den Musical Dome von innen nicht wiedererkennen.
Die Show
Nicole Kidman und Ewan McGregor spielten 2001 in Baz Luhrmanns Erfolgsfilm das tragische Liebespaar Satine und Christian. Die Premiere der Bühnefassung fand 2018 statt. Seit 2019 läuft es am Broadway, wo es zehn Tonys gewann.
Am 6. November feiert „Moulin Rouge“ seine Deutschlandpremiere, ab 18. Oktober starten die Voraufführungen. Infos unter moulin-rouge-musical.de (HLL)
Wie viel Geld müssen Sie dafür in die Hand nehmen?
Hier am Standort werden wir 20 Millionen Euro investieren.
Bei welcher Auslastung muss „Moulin Rouge“ wie lange laufen, um das Geld wieder reinzubekommen?
Wir brauchen anderthalb bis zwei Jahre, um das Geld wieder reinzubekommen. Aber das ist ganz normal.
Wie entstand die Idee, „Moulin Rouge“ zu machen?
Ich wusste, dass das Thema bei der Produzentin Carmen Pavlovic aus Australien liegt, die ich sehr gut kenne. Ich habe mich dann schnell bei ihr gemeldet und habe auch investiert – und konnte dadurch die Rechte für uns sichern.
Zu einem Zeitpunkt, als es die Show noch nicht gab.
Aber als ich sie dann in Boston gesehen habe, wusste ich, ich habe alles richtig gemacht. Schon als ich dort in den Zuschauerraum gekommen bin, dachte ich: Wie geil ist das denn! Dann ging die Eröffnungsnummer los, die 15 Minuten geht – das haut dich einfach um!
Publikum kommt bei Pre-Show mit Moulin-Rouge-Darstellern in Kontakt
Einen bekannten Film bei der Vermarktung als Grundlage zu haben, ist ein Vorteil, oder?
Es ist erst einmal kein Nachteil. Aber wir bringen nicht den Film auf die Bühne. Man muss eine Theatersprache finden, kann keine Schnitte oder Kamerafahrten machen. Aber selbst im Kino kommt Ihnen das Stück nicht so nahe wie im Theater. Man kommt ja schon bei der „Pre-Show“, also bevor das Stück beginnt, in Kontakt mit den Darstellern. Es ist ein anderes Gefühl!
Im Londoner West End basieren zwei Drittel der Shows auf Bekanntem– einem Film, der Musik einer Band –oder sind Wiederaufnahmen von Klassikern. Was sagt das über die kommerziellen Möglichkeiten von Musicals aus?
Die sind unbegrenzt – in jegliche Richtung. Wenn Sie sich „Six“ anschauen: ein Studentenpärchen schreibt ein Stück über die sechs Frauen von Heinrich VIII., finden einen Produzenten und landen einen Megahit. Hätte ich da vorher mein Geld investiert? Wahrscheinlich nicht. Die Themen gehen nicht aus. Aber natürlich merken wir die zwei Jahre weltweite Pause – es gibt gerade ganz viele neue Stoffe, die in der Pipeline, aber noch nicht herausgekommen sind.
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... und die ersten Indikationen lassen mich ganz optimistisch in die Zukunft blicken. Das Schöne ist: Das sind vor allem die teuren Tickets. Die Leute gönnen sich etwas, wenn sie ausgehen.
Apropos Zukunft: Steht noch der Plan, aus dem Staatenhaus ein Musicaltheater zu machen?
Es ist unser erklärtes Ziel, 2026 zu eröffnen – toi, toi, toi, wenn es mit der Oper alles klappt.
Womit?
Vielleicht mit „Moulin Rouge“, wenn es dann noch läuft, oder mit einer anderen Show.