Konzert in Kölner PhilharmonieBilderbuch eröffnen c/o pop mit rauschhaftem Auftritt
Köln – Beim ersten Mal klappt ja bekanntlich nicht immer gleich alles. Und so standen viele erstaunte Besucherinnen und Besucher vor den Saaltüren der Philharmonie, um auf die Schnelle das soeben im Foyer gekaufte Kölsch zu leeren. Auf den Stehtischen, an denen sonst Programmhefte feilgeboten werden, reihten sich am Eröffnungsabend der c/o pop reichlich Bierflaschen. Ein ganz Sparsamer leerte beidhändig zwei Weißweingläser. Doch schön trinken musste man sich diesen Abend mit der Band Bilderbuch wirklich nicht!
Krachender Auftakt des Festivals in Köln
Die Österreicher ziehen derzeit mit ihrem Album „Gelb ist das Feld“ durch die edlen Konzerthäuser unserer Republik, der Stop im Kölner Klassiktempel, der seit einigen Jahren zum festen Spielort der c/o pop gehört, wurde zum krachenden Auftakt des zum ersten Mal wieder live stattfindenden Festivals.
Der knallige Sound geht auf Kosten der Textverständlichkeit – schade bei diesem obskuren, an Falco gemahnenden, bisweilen sinnfreien Mix aus deutschen und englischen Passagen.
Eine Zeitreise durch die Jahrzehnte der Pop-Rock-Musik
Musikalisch ist vieles so retro, so vielfach reflektiert, dass man wie in einem Spiegelkabinett die Übersicht verliert, in welches Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts einen das eine oder andere Motiv katapultiert. Wie eine Flipperkugel wird man hin- und hergeschleudert in diesem Song-Kaleidoskop, das bei jeder Drehung ein neues Mosaik offenbart.
Nicht nur optisch ist das Quartett mit seinen weißen Jeans, den langen Haaren und den Glitzerwesten auf den Spuren der Bee Gees. Dagegen gesetzt werden schon mal Pink-Floyd-artige Gitarrenläufe, die in 70er-Schweinerock-Soli münden. Stilwechsel innerhalb der niemals ausufernden Lieder sind Programm. Da haben 90erBands wie Rialto, The Farm, Primal Scream, Venice oder auch die späten Rilo Kiley bewusst oder unbewusst Spuren hinterlassen.
Die Kölner Fans zeigen sich begeistert
Gefeiert werden Maurice Ernst, Michael Krammer, Peter Horazdovsky und Philipp Scheibl für jedes Lied, selbst Aktuellstes wie „Nahuel Huapi“ über den patagonischen Fjord, an dem die neue Platte entstand, wird mitgesungen. Bei Hits wie „Spliff“, „Bungalow“ oder natürlich „Maschin“ kennt die Fan-Euphorie kaum noch Grenzen.
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Erfrischend, wie die Vier auf dem Grat zwischen Rockpose und Ironie wandeln. Vor allem im schlaksig-tänzelnden Frontmann Maurice Ernst scheint ein Jagger oder ein Freddie zu stecken, die aber nur in überschaubaren Dosen von der inneren Leine gelassen werden.Der Mann ist eine Rampensau, ohne eine zu sein.Kurzum, der Abend hätte so auch im E-Werk oder Palladium stattfinden können: Gesessen hat im ausverkauften Philharmonie-Rund praktisch niemand. Und für Bierflaschen hätte es nicht geheißen: Ihr müsst draußen bleiben!