Köln – Ein Abend voller Emotionen – das waren die „Kölner Menschen“. Das Talk-Format der Kölnischen Rundschau meldete sich nach der Corona-Pause vor rund 250 Gästen im Komed im Mediapark zurück und bot gut drei Stunden beste Unterhaltung mit prominenten Gästen, vielen Lachern, einem begeisterten Publikum, aber auch ein rührendes Gespräch und Tränen auf dem Podium.Die SK Stiftung Kultur war Partner des Abends.
In einem launigen Gespräch berichtete Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Köln, von seiner Enttäuschung nach der jüngsten Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg, die Entwicklung seines Teams, die den 1. FC Köln vom Fast-Absteiger zum Europapokal-Teilnehmer gemacht hat und über seine Beziehung zu Köln. Die FC-Hymne nannte er in Richtung von Höhner-Sänger Henning Krautmacher „die allerbeste Hymne, die man haben kann“.
Steffen Baumgart will beim 1. FC Köln bleiben
Auch über eine mögliche Vertragsverlängerung über 2023 hinaus sprach der Trainer. „Ich habe nicht vor, irgendwo anders hinzugehen“, versicherte Baumgart und sorgte damit für tosenden Applaus. Mit Anzug wird Baumgart übrigens nicht an der Seitenlinie stehen, wenn es nach Europa geht. „Es wird irgendein Trainingsanzug sein und wahrscheinlich auch ein Poloshirt.“
Eine ganz andere Stimmung herrschte, als die Vorsitzende des Vereins Blau-Gelbes Kreuz, Linda Mai, von der Hilfe für die Ukraine und für geflüchtete Menschen aus der Ukraine berichtete. „Köln hat uns über die Wochen mit großer Unterstützung getragen“, sagte Mai. „Ich bin verliebt in euch. Ich werde diese Stadt nie verlassen. Tränen standen ihr in den Augen, als sie über Kinder sprach, die den Krieg miterlebt haben.
Kölner zeigten sich hilfsbereit für ukrainische Geflüchtete
„Sie sind anders. Sie lachen wenig und sie spielen auch wenig.“ Mitgebracht hatte sie die 22-jährige Lisa, die aus dem ukrainischen Charkiw geflüchtet ist. Die Welt und ihre Pläne für die Zukunft stünden seit Kriegsbeginn still, erzählte sie. „Wenn der Krieg vorbei ist, werde ich meine Koffer packen und Zuhause helfen, mein Land wieder aufzubauen.“
Die Kölner Spitzenköchin Julia Komp erzählte im Gespräch mit Rundschau-Redakteur Ingo Schmitz über ihr rund um den Jahreswechsel eröffnetes Doppel-Restaurant. In der Mezze-Bar Yu*lia serviert die 32-Jährige kleine Gerichte zum Teilen, im Sahila will sie ihre Gäste auf höchstem Niveau auf eine kulinarische Weltreise mitnehmen. „Im Moment reisen wir von Mexiko nach Südamerika, dann nach Korea, Indien, Tunesien, China und in den Iran.“
Fernab der Spitzengastronomie erinnerte sich Komp an Gerichte, die ihr aus ihrer Kindheit im Kopf geblieben sind. „Das Fondue an Silvester in Belgien mit meinen Eltern war etwas besonders“, sagte sie.
Kölner Impfarzt versucht das Positive an Corona zu sehen
Über die zurückliegende Corona-Zeit und über das, was noch auf uns zukommt, sprach Jürgen Zastrow, Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung Köln und Kölns leitender Impfarzt. Kaum jemand bringt das Thema dem Publikum so unterhaltsam nahe wie er.
Die ganze Zeit über habe er versucht, das Positive an in der Pandemie zu sehen. „Am Anfang war der Himmel irgendwie viel blauer, es gab viel weniger Verkehr.“ Die Situation habe sich nun verändert: „Es gibt einen Übergang von der staatlichen Verantwortung in die Eigenverantwortung“, sagte er mit Blick auf die weggefallenen Maßnahmen. „Ein schwieriger Schritt“ sei das.
Kölns Kulturdezernent Stefan Charles schwärmte über Köln als Kunst- und Kulturstadt. „Wir haben hier eine so große Dichte und Qualität in der Kultur, bei der sich auch Berlin warm anziehen muss.“ Nach der Corona-Pause müsse die Kultur ihr Publikum allerdings erst wieder zurückgewinnen. „Viele Menschen machen sich noch große Sorgen. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Menschen wieder heiß darauf sind, Kultur zu erleben.“
Eine konkrete kulturelle Empfehlung wollte Charles zwar nicht abgeben, einen Tipp gab er dem Publikum trotzdem mit. „Bleiben Sie neugierig. Lassen Sie sich treiben und schauen Sie, wo Sie landen.“
Zum Abschluss erzählten Henning Krautmacher und Patrick Lück von den Höhnern über das 50-jährige Jubiläum der Band und Krautmachers Abschied von der Bühne. „Natürlich ist da Wehmut dabei“, sagte Krautmacher. Lück sagte über seinen Start als neuer Sänger der Band: „Man hat 20, 25 Jahre auf der Bühne hinter sich. Doch wenn man in so eine Band kommt, hat man erst mal Herzklopfen und muss noch viel lernen.“
Dass er schon einiges gelernt hat, stellte er dann gemeinsam mit der ganzen Band unter Beweis. Das Publikum sang, tanzte und schunkelte zu „Viva Colonia“, „Echte Fründe“ oder einer Acapella-Version der FC-Hymne – ein rundes Ende eines gelungenen Abends bei den „Kölner Menschen“.