Visionen, Ziele und Teamgeist für das Schauspiel Köln: Kay Voges stellt sich als künftiger Intendant vor und präsentiert seine Pläne für die Domstadt.
Kölns neuer Schauspiel-Intendant Kay Voges„Das wird eine der Topbühnen Europas“
„Ein großer Tag für mich, das Herz klopfte grad schon sehr!“ Mit seinen Gefühlen hält Kay Voges nicht hinterm Berg bei seinem ersten Auftritt, nachdem er vom Hauptausschuss zum Intendanten des Schauspiel Köln gewählt wurde. „Ich bin überglücklich“, strahlt er – und das hat nicht nur mit dem neuen Job als solches zu tun.
Das sanierte Haus
„Ich durfte die Baustelle besuchen – und das ist ja unglaublich, was da passiert. Ich häng' mich jetzt mal weit aus dem Fenster: Ich würde sagen, das wird eine der Topbühnen Europas, wo Regisseurinnen und Regisseure und Regieteams, Schauspielerinnen und Schauspieler danach schreien werden, dort aufzutreten, dort arbeiten zu können.“
Jenseits des Klassischen
Inhaltlich und ästhetisch soll das Schauspiel unter seiner Leitung ab der Spielzeit 2025/26 „ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der deutschsprachigen Theaterlandschaft haben. Weil nirgendwo sonst im deutschsprachigen Raum so vielfältig klassisches Theater, Musik, bildende Kunst, Diskurs, Wissenschaft und Performance aufeinandertreffen werden.“ Womit klar ist, dass er die Art von Theater, die er in Dortmund und in Wien erfolgreich praktiziert hat, fortsetzen will.
Ein Teamplayer
Dabei setzt er auf ein vertrautes Team: Mirjam Becker wird wie zuvor seine Stellvertreterin werden, mit dem Chefdramaturgen Alexander Kerlin hat er ebenfalls schon lange zusammen gearbeitet. Und auch seine Frau, die Kostümbildnerin Mona Ulrich, wird in Köln mit von der Partie sein. „Ich bin ein Teamplayer, ich brauche eine starke Mann-/Frauschaft um mich herum“, so sein Credo. Ein Mann, der auch abgeben kann: „Ich werde Regie führen, und wir werden zusehen, dass wir Regieteams ans Haus holen, die besser sind als ich.“
Seine Zielsetzung
In Sachen Zielsetzung verwendet er die genretypischen Schlagworte: Kooperation, offene Räume, offene Türen, Verknüpfung mit der Kölner Stadtgesellschaft: „Ich denke das Schauspiel als einen Ankerpunkt für alle Kölnerinnen und Kölner – jung, alt, arm, reich, mit und ohne Zuwanderungsgeschichte, Digitalnative oder auch nicht.“ Im Haus sollen „lokale Geschichten erzählt“ und „über die Ländergrenzen hinaus eine Strahlkraft entwickelt“ werden.
Politische Botschaft
Dazu hat Voges auch eine politische Botschaft: „Das Schauspiel Köln soll ein Ort für Europa sein, ein Theater, das sich den Grundwerten der Europäischen Union verpflichtet sieht und nach einer progressiven Europa-Erzählung sucht.“ Um das zu erreichen, ist die Zusammenarbeit mit „verschiedenen europäischen Institutionen“ angedacht, und internationale Künstlerinnen und Künstler sollen nach Köln eingeladen werden.
Zukunft der Mitarbeitenden
„Das Herzstück ist das feste Ensemble.“ Wer bleibt, wen er aus Wien mitbringen wird, sei noch völlig offen. „Ich habe Gott sei Dank zwei Jahre Zeit, um viel zu sehen, viel kennenzulernen, zu verstehen und die Mitarbeitenden können sich sicher sein, dass es Gespräche geben wird, so dass wir bestmögliche Lösungen für alles finden werden.“
Austausch mit Vorgängern
Mit seinen zukünftigen Vorgängern Stefan Bachmann und Rafael Sanchez hat er sich schon ausgetauscht, sie hätten ihm schon ihre Kooperation zugesagt. „Ich habe ein richtig gutes Gefühl, dass wir drei den bestmöglichen Wechsel für die Kölnerinnen und Kölner, wie aber auch für die Mitarbeitenden schaffen, so dass die großen Herausforderungen, die jetzt auf uns zukommen, der Umzug und auch die Neukonzipierung des Depots, aus einem Miteinander erwachsen.“
Das Rheinland in den Genen
Dem Ruf nach Köln ist der gebürtige Düsseldorfer auch mit dem Herzen gefolgt: „Ich komme hier in meiner Heimat an. Vorgestern stand ich am Rhein und habe mich gefragt, warum berührt mich dieser Fluss mehr als die Donau? Ich kann's Ihnen nicht so genau sagen. Es ist ein bisschen genetisch“, gibt er zu. „Wenn's mal nicht so gut geht, mach' ich auch mal ein Karnevalslied an, das ist schon Sozialisation. Ich liebe den Menschenschlag dieser Stadt, habe hier gearbeitet, kenne Straßenzüge. Gestern Abend saß ich in der Südstadt und dachte, wenn ich das später öfter machen darf, das ist doch der Jackpot!“