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Druck auf Kölns MuseenKulturdezernent fordert jährlich zwei Millionen Besucher bis 2029

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Stefan Charles, Beigeordneter für Kunst und Kultur der Stadt Köln

Stefan Charles, Beigeordneter für Kunst und Kultur der Stadt Köln

Kulturdezernent Stefan Charles will, dass Kölns Museen ihre Besucherzahlen bis zum Jahr 2029 mehr als verdoppelt haben.

„Ich bin mit diesen Zahlen unzufrieden!“ sagt Kulturdezernent Stefan Charles in Bezug auf die Statistik der Kölner Museen, laut der sie im vergangenen Jahr 736 895 Besucherinnen und Besucher verzeichneten (die Rundschau berichtete).

Und Charles gibt eine neue Marschroute vor: Unter dem Slogan „Kölner Museen Offensive 2029“ sollen ab Ende des Jahrzehnts jährlich zwei Millionen Menschen die neun Häuser der Stadt und das dann neu eröffnete MiQUA frequentieren.

Anstehende Sanierungen

Das Jahr 2029 hat Charles bewusst gewählt: „Bis dahin sollte die Mehrzahl der Museen eröffnet beziehungsweise nach Sanierung wiedereröffnet sein.“ Im Wallraf-Richartz-Museum und im Museum für Angewandte Kunst ist die jeweilige Generalsanierung fest geplant, im Museum Ludwig steht sie an.

Das Römisch-Germanische und das Stadtmuseum befinden sich bereits im sanierungsbedingten Interim, wobei die räumliche Zukunft des letzteren noch nicht geklärt ist.

Hilfe von Beratungsfirma

Im Moment laufen Workshops mit Actori, der Beratungsagentur, die die Stadt schon bei der inhaltlichen Neustrukturierung der Bühnen unterstützt hat. „Hier gehen wir der Frage nach, welche finanziellen, organisatorischen und infrastrukturellen Voraussetzungen notwendig sind, um unser Ziel, die Zwei-Millionen-Marke, zu erreichen.“

Charles schwebt dabei ein Modell vor, in dem die einzelnen Häuser sich für zusätzliche Ausstellungs- und Marketingbudgets quasi bewerben sollen – als ein Anreizsystem. Gemeinsam müsse man dann schauen, wer was plant, ob für eine Neueröffnung oder eine große Sonderausstellung eine größere Summe benötigt wird.

Museen müssen mehr Geld erwirtschaften

Da stellt sich natürlich direkt die Frage, wer am Ende entscheidet, wer wie viel vom Kuchen erhält. „Im Moment können wir uns bei der Verteilung des gemeinsamen Ausstellungsetats eigentlich immer sehr gut einigen.“

Auch der Eigenfinanzierungsgrad der Museen soll sich erhöhen, neben Kartenverkäufen fallen darunter etwa Sponsorengelder, aber auch Einnahmen aus den Museumsshops oder der Gastronomie.

Die durchschnittlichen Einnahmen aus den Ticketverkäufen sind derzeit 2,92 Euro, deutschlandweit liegt der Schnitt dagegen zwischen vier und sieben Euro. Doch wenn mehr Besucher kämen, würden sich automatisch auch die Einnahmen in Shop und Gastronomie erhöhen, ist Charles überzeugt.

Bundesweite Vergleiche

Natürlich stehen aber auch die Eintrittspreise selbst zur Diskussion. „Wenn für Popkonzerte in Berlin und in Köln dasselbe bezahlt wird, warum nicht auch für den Museumseintritt?“, fragt sich Charles, zusammen mit Actori stelle man derzeit bundesweite Vergleiche an.

Der Beigeordnete macht aber auch klar: „Wir müssen in Köln eine Ticketlogik entwickeln, die die materiell Schwächeren oder Gruppen wie Kinder und Jugendliche nicht zusätzlich belastet.“

Wirtschaftlicher arbeiten

Insgesamt wünscht sich Charles, dass die Häuser wirtschaftlich effizienter arbeiten. „Ich war fünf Jahre Managing Director eines Museums, und dort haben wir Ausstellungen im Vorhinein bewertet: Welches Potenzial steckt darin? Mit welchen Künstlern, welchen Themen, welchen Leihgaben – und wieviel Publikum erreiche ich damit.“

Anhand dessen müssten die Budgets für Ausstellung und Marketing „so geplant werden, dass man dieses Ziel erreicht. Das ist normales Museumsgeschäft.“

Um in Köln die jährlichen zwei Millionen Besucherinnen und Besucher zu erreichen, will Charles sich allerdings nicht in die Programmgestaltung einmischen. „Das ist nicht mein Job.“ Doch wolle er mit den Häusern strategische Ziele vereinbaren.

Publikum im Blick behalten

Der Gedanke einer Querfinanzierung zugunsten der kleineren Häuser schwebt über diesem Ansatz. Es müsse ein „Mix aus inhaltlicher Relevanz und Publikumsorientierung angestrebt werden, „wir dürfen nicht zu elitär sein mit unserem Programm.“ Als positives Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit führt er die Bergkristall-Ausstellung des Museum Schnütgen an, in der die Verbindung „mit der Kunst des Mittelalters gut gelungen“ sei.

Die Botschaft dahinter ist klar: Nur die nationalen oder gar internationalen Feuilletons zu begeistern, darf nicht ausreichen. „Wir dürfen unseren Auftrag, uns mit unseren Programmen auch an die breite Öffentlichkeit zu wenden, nicht aus den Augen verlieren – bei aller kuratorischen Freiheit.“

Zwei Millionen Besucherinnen und Besucher in den städtischen Museen seien für Deutschlands viertgrößte Stadt „kein unerreichbares Ziel, und das wäre immerhin doppelt so viel, wie wir jetzt haben“.