Interview mit Matthias Schweighöfer„Ich hatte früher ein großes Ego!“
- Im Film „Résistance“ über den Pantomimen Marcel Marceau (Start 14. Oktober) spielt Matthias Schweighöfer den Gestapo-Chef Klaus Barbie.
- Im Interview mit Sofia Flotho spricht er über seine Rolle und Zombiewitze.
In „Résistance“ spielt Jesse Eisenberg die Hauptrolle, der unter anderemauch in „Zombieland“ zu sehen war. Sie spielten bei „Army of The Dead“ mit, da haben Sie sich bestimmt mal einen Zombiewitz erzählt, oder?
Das haben wir nicht gemacht, da Jesse und ich uns beim Dreh nicht so oft gesehen haben. Jesse wollte mich immer erst in den Szenen treffen, wenn ich mein Kostüm anhatte. Wir haben uns bei einer Probe kennengelernt, er war bei einem Pantomime-Training. Jesse so: „Oh mein Gott, du bist ja total nett und lieb, jetzt weiß ich gar nicht mehr, wie ich das spielen soll.“ Das war interessant zu sehen, wie sehr er diesen Abstand braucht. Und so haben wir uns auch gar nicht über „Zombieland“ unterhalten.
Der Pantomime
Weltweit kannte sein Publikum Marcel Marceau als „Bip“, der tragikomische Clown im Ringelhemd mit weiß geschminktem Gesicht, zerbeultem Seidenhut und der roten Blume. Bereits als Kind imitierte der Sohn jüdischer Eltern leidenschaftlich die Stummfilmstars Charlie Chaplin und Buster Keaton. Der Erfolg in dem Film „Kinder des Olymp“ aus dem Jahr 1945 war der Start seiner großen Karriere. Marceau starb 2007 im Alter von 84 Jahren in Cahors. (dhi)
Haben Sie Telefonnummern ausgetauscht, als der Dreh vorbei war?
Tatsächlich schreiben wir uns ab und zu, ja.
In „Résistance“ spielen Sie einen sadistischen Gestapo-Chef. Auch Ihre letzten Rollen waren eher ernsthafterer Natur. Ist jetzt Schluss mit Komödien?
Ich glaube, das Interessante ist ja, wenn man spielt, dass man alles spielen kann. Ich liebe lustige Rollen genauso wie ich ernste Rollen liebe, und es macht immer Spaß, Komödien zu drehen. Gerade das exakte Timing und die Choreografien mit dem Team und den anderen Schauspielern zu entwickeln, macht so einen Spaß. Daher ist auf gar keinen Fall Schluss mit Komödien. Ich bin eher daran interessiert, ein größeres Spektrum liefern zu können anstatt nur eine Schublade.
Was wussten Sie als bekennender Frankreich-Fan vorher über Klaus Barbie und Marcel Marceau?
Tatsächlich kannte ich Klaus Barbie gar nicht. In der Schauspielschule hatte ich unter anderem einen Pantomime-Kurs. Und klar, da kannte jeder Marcel Marceau, der war ja eine Ikone.
Jetzt, da Sie sich ausführlich mit den Figuren befasst haben, wie schätzen Sie Klaus Barbie im Vergleich zu anderen NS-Tätern ein? Hatte er Spaß am Töten?
Ich kann mich da nur auf die Dinge berufen, die ich gelesen habe. Allein wie er in den Achtzigern in die Gerichtsverfahren gegangen ist: Er sagte, er habe nichts getan. Doch jeder, der Täter war, war Täter, da gibt es keinen Unterschied. Was Barbie angeht, was ist denn sadistisch? Konzentrationslager, Straflager... Barbie sollte den Widerstand, die „Résistance“ zerbrechen, und dabei war er natürlich richtig brutal.
Wie verändert sich denn die Stimmung am Set, wenn man mit einer SS-Uniform zum Essen geht?
Na ja, man geht mit der SS-Uniform nicht zum Essen. Aber natürlich vergisst man in gewissen Momenten, wer man ist. Daher finde ich es wichtig, dass man auch zwischendurch immer wieder aus der Rolle herausschlüpfen kann und sie ablegt. Aber das Interessante an der Arbeit und dem Film war, wie ganz anders die Leute auf mich reagiert haben, wenn ich mit dieser Uniform ans Set gekommen bist. Sie wussten, dass ich das bin, aber haben anders reagiert. Manchmal mit Angst oder mehr Respekt.
Wie fühlte es sich für Sie an, wenn die Uniform diese Macht hat?
Wenn man Macht so definiert, finde ich, hat es unheimlich viel mit dem Ego zu tun. Die Macht, die du hast, zeigt, wie viel die Leute auf dich gucken und dass es um dich geht. Das war an diesem Set so absurd. Auch ich hatte früher ein großes Ego. Aber als ich dann diese Rolle gespielt habe, konnte ich sehen, wie die Leute mich betrachten und wie schädlich so ein Ego ist.
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Sie haben „Résistance“ auch mitproduziert.
In diesem Fall war es tatsächlich so, dass es darum ging, wer die Förderung und die Finanzierung organisieren kann, damit man den Film gewuppt kriegt.
Gestalterisch also eher nicht.
Jonathan Jakubowicz, der Regisseur, und ich sind das Drehbuch durchgegangen. Dabei habe ich mit ihm auch über die Szene gesprochen, in der ich Klavier spiele. Ich hatte gelesen, dass Barbie sich in sein Bier oft Cognac geschüttet und dabei dieses Lied gespielt hat, um dann die Leute zu erschießen. Das stand so vorher nicht im Drehbuch, und ich meinte zu Jonathan: „Hey, schreib das rein.“ Das hat er dann auch getan. Na ja, aber das ist natürlich auch nicht unbedingt Arbeit eines Produzenten.