Schon vor dem Konzert bevölkern Hunderte in Hippie-Klamotten, Schlaghosen und Plateauschuhen das Areal rund um die Arena.
„Singende Föhnwelle“Dieter Thomas Kuhn feiert in der Kölner Lanxess-Arena Party mit seinen Fans
Man kommt aus dem Staunen gar nicht heraus: 8.000 Menschen liegen sich in den Armen, singen oder grölen Schlager, die als verstaubte Evergreens durchgehen, tragen Lichterketten, Sonnenblumen im Haar oder werfen BHs auf die Bühne. Viele von ihnen sind schon jenseits der 50 und feiern ihre Kindheit und Jugend mit einem Mann, der als „singende Föhnwelle“ seit den Neunzigern für ein Revival des Schlagers mitverantwortlich ist: Dieter Thomas Kuhn ist mit seinen Schlager-Covern seit über 30 Jahren erfolgreich und besuchte am Freitagabend die Lanxess-Arena in Deutz, um knapp drei Stunden lang mit seinen Fans eine riesige Party zu feiern.
Schon vor dem Konzert bevölkern Hunderte in Hippie-Klamotten, Schlaghosen und Plateauschuhen das Areal rund um die Arena. Wer normal gekleidet ist, fällt bei Konzerten von Dieter Thomas Kuhn eher auf. Seit dreieinhalb Jahren hat der 58-jährige Schwabe keine Tournee mehr durchgeführt – nun tourt er mit „Hello Again! Viel zu lang war die Zeit“ wieder quer durch die Republik, in Glitzerjacke, mit blonder Schmalzlocke und aufgeklebtem Brusthaar. Schon kurz nach halb acht dröhnt „Musik ist Trumpf“ durch die Lautsprecher, in Anlehnung an die legendäre Fernsehshow der siebziger Jahre.
Dieter Thomas Kuhn bringt Zeitreise in die Hippie-Zeit nach Köln
Und vor allem um diese Epoche geht es bei Dieter Thomas Kuhn: Eine Zeitreise in das unbeschwerte Leben der Hippie-Zeit, ironisch und nostalgisch zugleich. Tausende Fans genießen die Melodien ihrer Kindheit und Jugend.
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Die Arena bebt tatsächlich, als Dieter Thomas Kuhn mit „Sag mir quando, sag mir wann“ von Caterina Valente die Show eröffnet. „Hello Again“, „Michaela“ und „Griechischer Wein“ folgen und machen die Arena zu einem gigantischen Schlagerhimmel. Mit der oder den Liebsten im Arm schunkeln und singen die aus ganz NRW angereisten Fans um die Wette. Zwischendurch macht Kuhn seine berüchtigten Ansagen: „Ich weiß nicht, ob wir in diesen Zeiten überhaupt noch BHs annehmen dürfen. Aber macht ruhig weiter“, fordert er, als zahlreiche Büstenhalter auf der Bühne landen.
Vieles ist schon seit Jahren Kult bei den Shows von DTK, wie ihn seine Fans nennen: Das aufgeklebte Brusthaartoupet wird von weiblichen Fans eingefordert oder gar abgerissen, immer wieder entern Frauen die Bühne, um mit Kuhn zu singen oder ein kurzes, inniges Tänzchen zu wagen. Selbst ein paar Küsschen erhält so manche Blondine.
Kuhn bringt ausschließlich Cover, die jeder kennt
Kuhn liebt die Interaktion oder Kommunikation mit dem Publikum, die an manchen Stellen etwas gleichförmig erscheint. Dazu gibt’s „Ich war noch niemals in New York“, „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ oder „Der Junge mit der Mundharmonika“, gespielt von der sehr guten achtköpfigen Band aus dem Schwabenland. Mit Gitarrist Philipp Feldtkeller, genannt Howie, verbindet Kuhn eine 40-jährige Freundschaft und Musikkarriere.
Den ganzen Abend lang gibt es ausschließlich Cover, nachgespielte Songs, die jeder kennt: „Über den Wolken“, „Die Kleine Kneipe“ oder auch „Über sieben Brücken musst du gehen“. Der Mittelteil des Konzerts hält weniger Gassenhauer parat, bevor es zum Schluss bei „Fiesta Mexikana“, „Anita“ und „Ti Amo“ nochmal richtig abgeht.
Man muss eine Verbindung zu den Siebzigern und dem deutschen Schlager haben, um diese Lieder ausgiebig zu feiern. Die Partylaune von Band und Fans ist jedoch ansteckend, und Kuhn hat sichtlich am meisten Spaß von allen auf der Bühne. Am Ende nimmt er – trotz Security - ein ausgiebiges Bad in der Menge, und viele liegen sich zu „Tränen lügen nicht“ in den Armen. „So viel Liebe in Köln!“, ruft der Schlagerbarde aus, und hat dabei nach über drei Stunden Schlager nicht nur viel Liebe erhalten, sondern auch jede Menge Glückseligkeit an die treuen Schlagerfans verteilt. (jsp)