„Dankbar und stolz“Dirigent Roth verlässt 2025 die Kölner Oper
Köln – Ein Jahrzehnt wird er voll machen, aber mit Ablauf seines Vertrags im Jahr 2025 will Generalmusikdirektor François-Xavier Roth nicht verlängern. „Dankbar und stolz kann ich auf das in den vergangenen Jahren gemeinsam mit meinem Gürzenich-Orchester und dem Team der Oper Köln Erreichte zurückblicken“, erklärte der Maestro gestern in einer Pressemitteilung. Doch er wolle sich neuen Aufgaben widmen. Was konkret er musikalisch vorhat, mit welchem Orchester er künftig zusammenarbeitet, verriet er nicht.Doch dass er ein umtriebiger Geist und Universalist ist, war nie ein Geheimnis.
Anfang des Jahres erklärte er in einem NDR-Radio-Interview, dass Routine die Kreativität lähme. François-Xavier Roth präsentierte sich immer wieder mit unterschiedlichen Orchestern und anspruchsvollem Repertoire. Denn der gebürtige Franzose ist in der Klassik und Romantik so zu Hause wie im Barock.Im Festival „Felix!“, das er in diesem Jahr kuratierte, zeigte er mit seinem von ihm vor bald 20 Jahren gegründeten Orchester „Les Siècles“, dass er ein Spezialist für französische Musik ist. Das Ensemble hat den Anspruch, jedes Werk so nah wie möglich am Originalklang zu spielen.
Opernintendant Mulders will sich nicht äußern
Gleichsam ist ihm die Moderne ans Herz gewachsen, was er mit der Wiederaufnahme von Bernd Alois Zimmermanns Oper „Die Soldaten“ beweisen wollte. Coronabedingt wurde das Projekt mit 110 Beteiligten im Februar aber abgeblasen, stattdessen gab es Schlüsselwerke des Zimmermannschen Werks mit „Roi Ubu“, „Photoptosis“ und „Stille und Umkehr“. Damit ging es auch in die Elbphilharmonie.
Der neue Opernintendant, Hein Mulders, wollte sich zu Roths Bekanntgabe nicht äußern. Mit Mulders’ Vorgängerin Birgit Meyer war es zum Zerwürfnis mit Roth gekommen. Ihr Vertrag war nicht verlängert worden. Auf die Trennung hatte Roth bereits bei seiner Verlängerung 2018 gedrungen. Um ihn womöglich bis 2027 zu halten, gewährte die Stadt ihm größere Kompetenzen in der Oper.So entscheidet er über Gastdirigenten und ständige Musiker, die Intendanz muss lediglich eingebunden werden.
Günstiger Zeitpunkt für Nichtverlängerung
Kulturdezernent Stefan Charles erklärte gestern gegenüber der Rundschau, dass man nicht von einer Schock-Nachricht sprechen könne. „Es ist eine faire und offene Art, über seine Zukunft zu sprechen. François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester sind eine Erfolgsgeschichte.“ Die Zusammenarbeit von Mulders und Roth sei mit der Premiere von Berlioz’ „Les Troyens“ gut angefahren, funktioniere.
Die Nachricht über die Nichtverlängerung erfolge nun zu einem günstigen Zeitpunkt, so der Beigeordnete. „Wir können aus einer gestärkten Position mit einem tollen Orchester nach einer exzellenten Nachfolgerin, einem Nachfolger suchen.“ Die Chancen, fündig zu werden, seien ihm aus Fachkreisen als sehr gut dargestellt worden.
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Die Schlüsselübergabe für die sanierten Bühnen am Offenbachplatz ist für den 22. März 2024 geplant. Roth war eine unmittelbare Neueröffnung des Opernhauses bereits zu seinem Antritt im September 2015 als Nachfolger von Markus Stenz vermittelt worden. Es folgte das mehrfach verlängerte Interim, das zumal Birgit Meyer vor große Herausforderungen stellte. Ganz aus der Welt will Roth auch nach 2025 nicht sein. „Ich stehe dann gerne zur Verfügung, die besondere Beziehung zu Köln fortzuführen.“ Bis Vertragsende wolle er aus den Vollen schöpfen.
„In den kommenden drei Jahren liegen viele spannende Projekte vor uns, die ich nur in der Musikstadt Köln verwirklichen kann. Mit voller Energie werden wir diese gemeinsam angehen“, so der GMD.Roth prägt das Musikleben der Stadt als Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor. „Initiativen wie das Bürgerorchester, der Bürgerchor und das breite Musikvermittlungsangebot stehen für seine Überzeugung, dass klassische Musik sich allen Menschen öffnen und allen Menschen offenstehen soll“, so die Stadtverwaltung.
Internationales Image der Stadt
Oberbürgermeisterin Henriette Reker erklärte gestern: „Ich danke François-Xavier Roth für seine bisherige musikalische Arbeit und bin gespannt auf das, was noch folgt. Der Maestro fördert das internationale Image Kölns als Kulturstadt mit seiner musikalischen Persönlichkeit und seinem Charisma. Er ist ein nahbarer Weltstar, der in Köln eine musikalische Heimat gefunden hat. Persönlich freue ich mich auf die vor uns liegende gemeinsame Zeit, habe aber auch Verständnis, dass Herr Roth sich nach zehn Jahren in Köln neuen Aufgaben widmen will.“
Louwrens Langevoort, Intendant der Philharmonie, sprach von einem unglaublichen Verlust für die Stadt. „Ich bin tieftraurig.“ Roths Kommunikation mit dem Publikum und den Orchestermusikern sei „von unglaublicher Qualität“. Er sei jedoch optimistisch, dass Köln in drei Jahren eine geeignete Nachfolger finden werde. „Und vielleicht ist die Oper dann auch schon auf.“