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Buchvorstellung in KölnLuisa Neubauer stellt im ausverkauften Gloria ihr Buch vor

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Klimaaktivistin Luise Neubauer stellt im Gloria das Buch „Gegen die Ohmacht“ vor.

Klimaaktivistin Luisa Neubauer stellt im Gloria das Buch "Gegen die Ohnmacht" vor.

Klimaaktivistin Luisa Neubauer stellte in Köln das Buch „Gegen die Ohnmacht“ vor, das sie mit ihrer Großmutter Dagmar Reemstma geschrieben hat.

Jeden Freitag radelte die junge Luisa Neubauer nach der Schule zu ihrer Großmutter Dagmar Reemtsma und diskutiert, über alles, was in ihrem jungen Leben, der Schule oder der großen weiten Welt vor sich geht.

Früher Kampf gegen Laubbläser

Weit zurück reicht die Tradition der gemeinsamen Nachmittage, der Austausch verlagerte sich vom Bastelproblem zu politischen Problemen und statt Leim ist irgendwann die Frage nach dem, was die Gesellschaft zusammenhält Thema.

Im Oktober 2022 veröffentlichte die gebürtige Hamburgerin gemeinsam mit ihrer Großmutter das Buch „Gegen die Ohnmacht“ (Klett-Cotta, 24 Euro), welches direkt hineintransportiert in die Küche zu Kuchen und Krise und versucht, die persönliche Antwort zweier Frauen auf die Frage zu geben, wie es gelingt, sich angesichts des heimelig scheinenden Fatalismus nicht in die Verzweiflung fallen zu lassen angesichts der Probleme in der Welt.

Insbesondere der Klimakatastrophe, welche die kollektivste aller Krisen ist. Unausweichlich und alles umfassend. Luisa Neubauer, eloquent, wortgewaltig und verschmitzt, erzählt im ausverkauften Gloria von den Kämpfen der Großmutter im Kleinen gegen Laubbläser und Rasenmäher und kann mit der Prise Humor nur den Blick auf das unausweichliche etwas leichter ertragbar machen: dass wir keine Zeit haben, auf Regeln für alles zu warten, sondern sofort handeln müssen.

Mächtige Lobbygruppen

Denn hinter allem steht wiederum die Frage nach der (politischen) Macht, die nur allzu oft dazu genutzt wird, statt „notwendige Regeln aufzustellen, die ökologische, gesellschaftliche und individuelle Rechte austarieren“ im Sinne kleiner mächtiger Lobbygruppen zu entscheiden. „Im ökologischen Kollaps zählen nicht die besseren Argumente, sondern die Macht hinter den Argumenten“.

Daraus resultiere Ohnmacht lähmt, versteinert und führt letztendlich zur Verdrängung der Probleme, denn „Ohnmacht ist eine Machtasymmetrie, wenn man glaubt, einer Situation, einer bestimmten Dynamik, wenig entgegensetzen zu können“, doch für Dagmar Reemtsma war die radikale, empörte Zuversicht immer stärker.

Mit kleinen Gesten, ausdrucksstarker Mimik und ruhiger Stimme berichtet Neubauer von dem jeweiligen Verlust des Vaters, den persönlichen Ohnmachtsmomenten, die in der Erkenntnis aufbrechen „es kommt nicht irgendwer, der dir das Leid wegnimmt – sondern irgendwer bist du! Das ist bitter, aber auch befreiend, denn du weißt, dass du das kannst“ – auch in anderen Situationen.

Aus der Ernüchterung, dass niemand einen Plan gegen die Klimakatastrophe hat, und es nicht einmal laut gesagt wird; dass immer mehr Wissen nicht zur Lösung führt, sondern diese eine mächtige Lobby braucht und letztlich ein Treffen mit der damals noch unbekannten Greta Thunberg machten die junge Luisa Neubauer zur bekannten Klimaaktivistin für „Fridays for Future“, die sich entscheidet, ihre eigene ohnmächtige Einsamkeit zu brechen, indem sie ihre Stimme erhebt.

Fossile Industrie dominiert

Eine einfache Lösung kann es nicht geben in dieser Katastrophe, die alles Leben auf der Welt gleichermaßen betrifft, doch deswegen gar nichts zu unternehmen, sei erst recht kein Weg. Freundlich, anknüpfbar wie das Mädchen von nebenan, jedoch weit entfernt von naiv erzählt Luisa Neubauer ihre Geschichten, die gleichermaßen dazu dienen sich das Narrativ zurückzuholen, welches im globalen Kontext „von mächtigen Konzernen der fossilen Industrie dominiert wird“.

Fragen aus dem Publikum kontert sie mit einem Augenzwinkern, schildert ihre Erlebnisse in Lützerath, ohne in Hetze gegen andere zu verfallen und betont noch einmal ihre Konsequenz. Die Antwort von Dagmar Reemtsma und Luisa Neubauer „Gegen die Ohnmacht“ ist Selbstwirksamkeit und im ganz Konkreten, ein Weltbewusstsein zu haben, das mich zum Teil von etwas Größerem macht. Meine Geschichten durch mein Handeln schreiben, statt das Narrativ den anderen zu überlassen.