„Blauer Reiter“ trifft „Brücke“Große Expressionisten werden in Wuppertal gezeigt
Wuppertal – (KORR-Bericht) (Foto - aktuell) Farbgewitter in Wuppertal: „Blauer Reiter“ trifft „Brücke“ Von Frank Christiansen, dpaDie Künstlergruppen „Blauer Reiter“ und „Brücke“ prägten den Expressionismus in Deutschland. Erstmals seit langem sind die legendären Formationen nun in einem Museum zu einer großen Schau vereint. Wuppertal lädt zum Farbgewitter.
Wuppertal (dpa) - Die üppigen Farbgewitter Emil Noldes, Max Pechsteins Südsee-Paradies und Franz Marcs Alpenszene als Industrielandschaft: Die legendären deutschen Künstlergruppen „Brücke“ und „Blauer Reiter“ sind in Wuppertal erstmals seit langem in einer großen Expressionismus-Schau vereint.
Schau ist vom 21. November 2021 bis zum 27. Februar 2022 zu sehen
Von Sonntag an zeigt das Von-der-Heydt-Museum Aufbruch und Moderne in der Kunst zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Akte, Landschaften und Porträts: 160 Werke, davon 90 Gemälde, wurden in Wuppertal zusammengetragen.
„Der „Blaue Reiter“ hat wahnsinnig viel geschrieben und war intellektueller, „Die Brücke“ war dagegen eher mundfaul“, sagt Museumsdirektor und Kurator Roland Mönig: „Aber beide wollten das Neue, die Befreiung der Kunst von den Altlasten der Akademien.“Verhandelt werden in der Schau Gemeinsamkeiten und Unterschiede der damals eng verbandelten Künstlergruppen. Erich Heckel („Brücke“) porträtiert Max Pechstein entspannt schlafend im Liegestuhl, Gabriele Münter („Blauer Reiter“) zeigt Wassily Kandinsky in Lodenjacke ernst und aufrecht am Tisch sitzend. Für Mönig sind beide Gemälde exemplarisch: für die Lässigkeit der „Brücke“ und die Ernsthaftigkeit des „Blauen Reiters“.
Zwei Aktbilder muten in Form und Stil zunächst fast gleich an: zwei üppige Nackte erscheinen bildfüllend und farbenprächtig. Dennoch: Während Ernst Ludwig Kirchner („Brücke“) pralle Erotik zum Ausdruck bringt, ist es bei Franz Marc („Blauer Reiter“) der Moment des Unbeobachtetseins: Intimität.
Die „Brücke“ (Kirchner, Nolde, Schmidt-Rottluff, Heckel, Pechstein) war im nord- und ostdeutschen Raum beheimatet, die Protagonisten des „Blauen Reiter“ (Kandinsky, Münter, Marc, Macke, Klee) kamen vor allem aus Süddeutschland. Inzwischen ist „Die Brücke“ 116 und der „Blaue Reiter“ 110 Jahre alt.
Drei Museen haben für die Schau die Pfunde ihrer Sammlungen in die Waagschale geworfen: Neben dem Von-der-Heydt-Museum waren dies die Kunstsammlungen Chemnitz, wo die Schau danach gezeigt wird, und das Buchheim-Museum im bayerischen Bernried.Ein Raum ist den Werken der internationalen Vorbilder und Wahlverwandten beider Gruppen gewidmet: Cézanne, van Gogh, Gauguin, Matisse und Picasso.
Beide Künstlergruppen zum ersten Mal seit langem in einer Schau vereint
Zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert werden die beiden großen Künstlergruppen dabei museal gemeinsam präsentiert und einander gegenübergestellt. Beide Gruppen emanzipierten sich vom Naturalismus, blieben aber figurativ.
Franz Marcs „Alpenszene“ bedient sich beim Kubismus und kommt auf den ersten Blick als Industrielandschaft daher. Max Pechstein zeigt seinen Sohn vor Südsee-Kulisse, obwohl er ihn auf seine Reise gar nicht mitgenommen hat. Noldes Farbgewitter sind von einigen Arbeiten Erich Heckels und Karl Schmidt-Rottluffs kaum zu unterscheiden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Während die „Brücke“ tatsächlich eine feste Gruppe befreundeter Künstler war, sei die Formation des „Blauen Reiters“ deutlich loser gewesen, berichtet Mönig. Beide Gruppen kannten sich, besuchten sich, waren bisweilen befreundet, aber auch Konkurrenten.Der Erste Weltkrieg beendete die künstlerische Blütezeit beider Formationen. Die Nazis verdammten den Expressionismus obendrein zur „Entarteten Kunst“. Umso mehr wurden seine Protagonisten nach 1945 gefeiert, umso größer war die Anziehungskraft ihrer Bilder in den Museen. Ob dies in Zeiten der Pandemie wieder so sein wird, wird sich in Wuppertal zeigen, wo die Schau bis zum 27. Februar 2022 zu sehen ist.