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Rautenstrauch-Joest-MuseumAusstellung über die Ainu, Japans Ureinwohner

Lesezeit 3 Minuten
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Ein traditionelles Muster der Ainu.

Köln – „Vor 120 Jahren wurden die Ainu noch bei Völkerschauen vorgeführt und heute stehe ich hier in dieser Ausstellung in einem Museum. Das ist ein sehr bewegender Moment für mich!“

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Kanako Uzawa

Die Künstlerin und Aktivistin Kanako Uzawa gehört zum Volk der Ainu, den Ureinwohnern auf den nördlichen Inseln Japans, denen das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) nun die kleine Ausstellung „Eine Seele in allem“ widmet.

Angst vor Diskriminierung

Sie lebten in Jäger-Sammler-Gemeinschaften, hauptsächlich auf den Inseln Hokkaido und Sachalin. Mitte des 19. Jahrhunderts breiteten sich die Japaner der südlicheren Inseln aus und die Ainu wurden unterdrückt.

Ähnlich wie etwa bei den Samen in Skandinavien oder den Ureinwohnern Kanadas durften sie ihre Sprache nicht mehr sprechen, wurden ausgebeutet und umgesiedelt.

Zuhause in Norwegen

Kanako Uzawa (Foto) wurde in Japan geboren, lebt aber seit vielen Jahren in Norwegen. Hierher kam sie im Rahmen eines Programms, bei dem Ainu sich mit der Kultur der Samen auseinandersetzten. Denn zwischen den Völkern gibt es in Bezug auf das Verhalten der Mehrheitsgesellschaft Parallelen. Vom politischen Aktivismus der Samen beflügelt, wurde sie selber aktiv, seit Neuestem mit ihrer Homepage ainutoday.com (HLL)

Wie immer bei einem „clash of cultures“, dem meist unfreiwilligen Aufeinanderprallen von Kulturen, setzt sich die stärkere durch – und meint, dabei nicht auf Gewalt verzichten zu können. Heute gibt es geschätzt 25 000 Ainu, vielleicht sogar mehr, weil viele aus Angst vor immer noch herrschender Diskriminierung ihre Zugehörigkeit geheim halten.

Ende der 60er Jahre begann eine Emanzipationsbewegung, 2008 wurden sie als „indigene Gruppe“anerkannt, 2019 wurde von der japanischen Regierung ein entsprechendes Gesetz erlassen.

Und so ist diese kleinere Präsentation für RJM-Direktorin Nanette Snoep „eine Vertiefung der Thematik unserer ,Resist’-Ausstellung über die ,Kunst des Widerstands’“. Hier könne das Haus mit Beständen aus seiner Sammlung „über das Heute erzählen“.

Ein Stück auf der Zupfmaultrommel

Denn neben rund 200 zu Beginn des 20. Jahrhunderts angekauften Ainu-Objekten besitzt das RJM auch 18 Teile, die sein Namenspatron Wilhelm Joest von Reisen nach Japan Ende des 19. Jahrhunderts mitbrachte.

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In der Ausstellung wird allerdings nicht mit diesen Pfunden gewuchert. Eher exemplarisch sind schön geschnitzte Pfeifen, in Lederbeutel eingearbeitete Feuerzeuge, traditionelle Textilien wie ein Obergewand aus Ulmenbast zu sehen. Oder auch eine kleine Zupfmaultrommel („mukkuri“), die Kanako Uzawa beim Pressegespräch zu Gehör bringt.

In verschiedenen Videos, die in der Ausstellung permanent zu sehen sind, zeigt sie Choreographien, die auf traditionellen Tänzen basieren – oder spricht über das heikle Thema des Umgangs mit „human remain“, also menschlichen Überresten.

1000 Gräber geplündert

Zu Forschungszwecken wurden gut 1000 Gräber geplündert, die Mehrzahl der Skelette befinde sich noch heute in Instituten, von den 17 auf deutschem Boden wurde bislang nur eines zurückgeführt.

Was nicht nur mit Unwilligkeit oder langwieriger Diplomatie auf Regierungsebene zu tun hat. Da die Skelette nur mit Nummern versehen sind und höchstens bekannt ist, aus welcher Region sie stammen, ist es schwierig, die Menschen zu finden, die die Leiche aufnehmen und die mit der Beisetzung verbundenen Zeremonien vollziehen können.

Generell war für das Kuratoren-Duo Annabelle Springer und Walter Bruno Brix die Kommunikation mit Mitgliedern der Ainu extrem wichtig. So wurde etwa bei der Ausstellungsgestaltung auf die Farbe Rot verzichtet, da sie in diesem Kontext als unpassend empfunden würde.

Und an historischen Fotos sind jetzt nur solche zu sehen, die den Alltag der Ainu dokumentieren, auf gestellte Studioaufnahmen wird verzichtet.

Bis 20.2.2022, Di bis So 10−18 Uhr, Do bis 20 Uhr. Eintritt frei.