AboAbonnieren

„Abenteuer von Herrn Hase“Warum die Parodie auf Asterix-Comics sich wirklich lohnt

Lesezeit 3 Minuten

Herr Hase alias Asterix, Obelix und Hund Idefix spazieren durch ihr Dorf 

Paris – Ein kleines Dorf in Gallien mit unbeugsamen, aber liebenswerten Bewohnern. Ein Druide lebt hier, ein Barde und auch ein kugelrunder Koloss, der ständig ans Essen denkt und nur allzu gerne einen Schluck von dem Zaubertrank nehmen würde, in den er als Kind gefallen ist. Und im Wald tummeln sich die Römer, die vergeblich versuchen, die gallischen Widerständler zu überfallen.

Um Missverständnissen vorzugreifen, klebt ein Aufkleber auf dem Buch. „Das ist kein Asterix-Album“ steht darauf, gemäß dem Motto des surrealistischen Malers René Magritte. „Dies ist keine Pfeife“, schrieb dieser unter das Bild einer Pfeife. Dass es sich in der Tat nicht um einen Original-Asterix-Comicband handelt, darauf gibt es mehrere Hinweise. So hat die Hauptfigur seltsam vorstehende Zähne, lange Löffelohren, Schuhgröße 88 – und auch für ihn ist die Kluft des mutigen Helden am Leib neu.

„Die neuen Abenteuer von Herrn Hase“ gibt es nun auf deutsch

Es handelt sich um Herrn Hase, der sich aus der heutigen Zeit mit einer Maschine in das Asterix-Universum um 50 vor Christus katapultiert hat. Und bei dem Buch „Beim Teutates!“ um den sechsten Band der Serie „Die neuen Abenteuer von Herrn Hase“ des französischen Comic-Autors Lewis Trondheim, der nun in deutscher Sprache erschienen ist.

Trondheims Parodie auf die berühmtesten Gallier der Welt ist eine liebevolle Hommage mit etlichen Anspielungen, die zum Schmunzeln und Nachdenken anregen. So wirft sie Fragen rund um die Themen Machtgier und die Darstellung von Gewalt auf, etwa wenn Obelix und Herr Hase alias Asterix, gestärkt durch ein paar Schluck Zaubertrank, die Römer nicht nur verprügeln, sondern brutal massakrieren. Während der unbedarfte Hase von dem Blut an seinen Händen schockiert ist, zuckt Obelix nur mit den Schultern: „Tja nun. Es ist Krieg.“

Themen unserer Zeit nach Gallien verfrachtet

Der Witz entsteht vor allem durch die beiden zeitlichen Ebenen. „Ist das ein Scherz? Oder ein Filmset?“, fragt Herr Hase, der anfangs nicht weiß, wie er hier gelandet ist. „Ach nein, ich weiß! Das ist der Asterix-Park! Wo sind die Karussells?“ Als Vegetarier verzichtet er auf Wildschwein-Fleisch: „Die Massentierhaltung, das Ozonloch, der Wasserverbrauch …“

Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als zwei weitere Figuren aus dem Heute, Herrn Hases Freund Richard und der bretonische Nationalist Erwann Plougalec, in den Körpern des Barden Troubadix und des gallischen Gottes Teutates erscheinen. Es gilt nun, den Schurken Plougalec davon abzuhalten, Miraculix’ Rezept für den Zaubertrank zu stehlen. Dieser will dank der dadurch gewonnenen Superkräfte die Bretagne befreien und dort endlich die partizipative Demokratie einführen – oder sie autokratisch verfügen.

Die Idee, sich Asterix + Co ein wenig zu „borgen“, so verriet Lewis Trondheim, spukte ihm schon lange im Kopf herum. Zu Beginn seiner langen Karriere hatte der Träger des „Grand Prix de la Ville d’Angoulême“, der wichtigsten europäischen Auszeichnung für grafische Literatur, ein Comic ohne Worte über eine Stubenfliege verfasst.

Das könnte Sie auch interessieren:

Nun wollte der 57-Jährige endlich mal wieder „eine richtige Quatschidee umsetzen“ – wohl wissend, dass er sich juristisch auf dünnes Eis begab, sollte er die 1959 von René Goscinny und Albert Uderzo geschaffenen Figuren der unbesiegbaren Gallier einfach kopieren. Eine Parodie sei in Frankreich laut Anwalt seines Verlags „L’Association“ aber erlaubt.

„Höflichkeitshalber“, erklärt Trondheim, der unter einem Pseudonym arbeitet, habe er den französischen Hachette-Verlag vorgewarnt und ein Jahr für seine Veröffentlichung gewählt, in dem kein neues Asterix-Heft erscheint. Fans hilft seine Satire nun durch die Wartezeit.

„Die neuen Abenteuer von Herrn Hase 6: Beim Teutates!“, von Lewis Trondheim, Reprodukt, 48 Seiten, farbig, Album, 13 Euro.