„Der Meister warst du“Sammelband erinnert an den unvergleichlichen Dirk Bach
Hamburg – Einige Menschen fühlten sich durch sein Markenzeichen, ein fröhliches „Hallöchen“ mit sehr langem „ö“, an Benjamin Blümchen erinnert, aber vielen ging das Herz auf: Dirk Bach, Kölner durch und durch, gehörte zu jenen Persönlichkeiten, die das Fernsehen nur alle Jubeljahre hervorbringt.
Am 1. Oktober 2012 ist der Komödiant gestorben. Aus diesem Anlass haben Hella von Sinnen, ihre frühere Lebensgefährtin Cornelia Scheel sowie Comedy-Autor Pelle Pershing einen ungewöhnlichen Sammelband mit dem Titel „Dear Dickie. Erinnerungen an Dirk Bach“ konzipiert: Zehn Jahre nach seinem überraschenden Tod durch Herzversagen im Alter von gerade mal 51 Jahren sollten gut achtzig Mitglieder seines Freundeskreises an ihn schreiben. Das Ergebnis ist ein ungewöhnliches Buch, das ein ungleich komplexeres Bild des Komikers zeichnet, als es eine herkömmliche Biografie je könnte.
Viele Promis melden sich zu Wort
Ähnlich facettenreich wie die Briefe sind die Hintergründe der Mitwirkenden. Natürlich wimmelt es nur so von Prominenten, aber es gibt auch Beiträge von Weggefährten aus dem privaten Umfeld. Alle eint die Wertschätzung des Freundes als Menschen mit großem Herzen; entsprechend oft werden seine Hilfsbereitschaft und sein soziales Engagement betont, etwa für die Gleichberechtigung von Homosexuellen. Bach hatte schon zu Schulzeiten kundgetan, dass er schwul sei, wofür ihn sein Mitschüler Tom Gerhardt bis heute bewundert; in den Siebzigern war ein öffentliches „Coming-out“ selbst in Köln alles andere als selbstverständlich.
Aus den Briefen der Prominenz spricht zudem die große Anerkennung für sein berufliches Wirken. Viele beschreiben die erste Zusammenarbeit wie ein Erweckungserlebnis. Dass es eine Ehre war, gemeinsam mit Bach auf der Bühne zu stehen, sagt sich leicht, ist aber augenscheinlich mehr als bloß eine Floskel. Wigald Boning zum Beispiel erlaubt sich in dieser Hinsicht keinerlei Illusion: „Der Meister warst du.“ Oliver Welke, Moderator der ZDF-„heute show“, schreibt, in den zehn Jahren seit Bachs Tod habe sich noch niemand gefunden, „der dir auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnte“.
Warum ausgerechnet das Dschungelcamp?
Umso erstaunlicher mutet es im Rückblick an, dass ausgerechnet dieser zutiefst empathische Zeitgenosse, den der Schauspieler Georg Uecker als „Menschenleser“ preist, 2004 die Moderation von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ übernommen hat; schließlich gibt es kaum eine Sendung mit größerer Menschenverachtung als dieser Import aus Großbritannien.
Ein Gutes hatte die Sache immerhin: Als Bachs Co-Moderatorin Sonja Zietlow und sein Nachfolger Daniel Hartwich 2013 den Deutschen Comedypreis bekommen sollten, widmeten sie die Ehrung kurzerhand um; heute ziert die Trophäe, rosa lackiert, sein Grab auf dem Kölner Melaten-Friedhof.
Daneben steht in der gleichen Farbe eine Bank mit der Aufschrift „Audienz beim Mäusekönig“. Die Plakette ist ein Insiderscherz: Beim gemeinsamen Besuch eines Musicals in London hatte Bach einst in der Pause Hella von Sinnen und Cornelia Scheel aus den Augen verloren. Prompt trompetete er so lange „Wo sind meine Mäuse?“, bis das Trio wieder vereint war.