AboAbonnieren

25 Jahre KunstsalonIm Gespräch mit den Festivalchefinnen

Lesezeit 4 Minuten
Marie-Katrin Schnermann und Elisabeth Noss

Auf einer Wellenlänge: Konzert-Organisatorin Marie-Katrin Schnermann (l.) und Literaturkollegin Elisabeth Noss.

KölnKünstler aller Sparten zu fördern und eng ans Publikum zu rücken, ist Hauptanliegen des 1994 gegründeten Kunstsalons. Unsere Serie stellt die wichtigsten Köpfe hinter dieser Plattform vor. Heute spricht Brigitte Schmitz-Kunkel mit den Festivalchefinnen Marie-Katrin Schnermann und Elisabeth Noss.

Das Wort Traum kommt ziemlich oft vor, wenn man sich mit Marie-Katrin Schnermann und Elisabeth Noss unterhält. Die beiden Frauen haben 2017 die Leitung der Kunstsalon-Festivals übernommen: Schnermann ist seitdem für „Musik in den Häusern der Stadt“ zuständig, Noss für das Pendant „Literatur in den Häusern“ – „ein Traumjob“, wie beide unisono bekräftigen.

Beim Gespräch in der gemütlichen Küche des Kunstsalon-Büros merkt man schnell, dass Marie-Katrin Schnermann und Elisabeth Noss menschlich und inhaltlich auf einer Wellenlänge liegen – ein Glücksfall für den Kunstsalon, denn die beiden, die eng miteinander arbeiten, kannten sich vor ihrer Bewerbung nicht.

Die Festivals

Seit 1998 veranstaltet der Kunstsalon das jährliche Festival „Musik in den Häusern der Stadt, das im November zum 23. Mal stattfinden wird. 2001 kam „Literatur in den Häusern der Stadt“ hinzu. Inzwischen finden beide Kunstsalon-Events, die man laut Literatur-Chefin als „Mutter aller Zuhause-Festivals“ sehen darf, auch in Bonn und Hamburg statt.

Fünf Abende lang begrüßen private Gastgeber in ihren Wohnzimmern und Gärten, in Büros, Ateliers und Läden Autoren, Schauspieler und hochklassigen Nachwuchs zu rund 30 Lesungen und Konzerten mit Umtrunk und Gespräch. (sk)

Elisabeth Noss kommt aus der Verlagsbranche, wo sie zuletzt bei Egmont das Marketing leitete. Als der Umzug des Hauses nach Berlin drohte, sah sie sich nach einer Alternative um und fand, „das ist wirklich wahr, meinen Traum“! Marie-Katrin Schnermann war als Kunsthistorikerin früher im Kunsthandel tätig. Ihr Mann Andreas Schnermann ist Jazzmusiker – „mit ihm haben wir immer schon die Musik ins Haus geholt“, wie sie schön formuliert, da lag der Traum nicht fern, das beruflich auszuweiten.

Ein echtes Dreamteam

In diesen Sommerwochen geht es für die 40-Jährige mit der Planung für das diesjährige Musik-Festival im November gerade in die Schlussphase; Elisabeth Noss war mit der „Literatur“ wie immer im Frühjahr an der Reihe. Die beiden sind ein Dreamteam, auch wenn sie jeweils für ihr eigenes Festival verantwortlich zeichnen. Beide betreuen jeweils das Festival der Kollegin mit und sind bei den Lesungen oder Konzerten vor Ort.

„Ich mag den Ansatz des Kunstsalons“, sagt Elisabeth Noss, „jede hat natürlich ihr Hauptprojekt, aber das Kernteam, zu dem auch die Kollegen von Bildender Kunst, Tanz und Film gehören, spricht hier alle zwei Wochen über alle Sparten hinweg. Das beflügelt auch die Festivals, denn daher kommen zum Beispiel Ideen für tolle Gastgeber in Galerien oder Ateliers.“

Die enge, informelle Begegnung von Gastgebern, Künstlern und Publikum in privaten Räumen ist das Alleinstellungsmerkmal der beiden „Häuser“-Festivals und macht ihren speziellen Charme aus. Das sehen auch die beiden so: „In dieser Woche kommt man in ein richtiges Fieber“, sagt Marie-Kathrin Schnermann, „zu erleben, mit wie viel Herzblut die Gastgeber sich um die Künstler und die Besucher kümmern, ist das Schönste!“ Auch Elisabeth Noss hat die Magie hautnah erlebt: „Meine Eltern waren einmal Gastgeber für einen jungen Cellisten, 40 Personen sollten ins Wohnzimmer passen. Abends klingelte es aber ständig an der Tür, und mein Vater wollte die Leute nicht wegschicken. Am Ende saßen die glücklich neben der Spülmaschine und guckten durch die Flügeltür nach nebenan“, erinnert sich die 43-Jährige und lacht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Traum einer Studenten-WG als Gastgeber

„Wenn es nach Mitternacht ist, und keiner geht, ist es ein toller Abend gewesen!“ Mangelnder Platz ist für sie das Hindernis, selber in ihre Wohnung einzuladen. Das mag manchem so gehen, denn neue Gastgeber zu finden, ist eine Hauptaufgabe der beiden, „und nicht die einfachste“, wie Schnermann zugibt.

Da die Kunstsalon-Festivals vor allem junge Künstler fördern wollen, kostet die Teilnahme private Gastgeber nicht nur Herzblut und Stühlerücken, sondern auch 950 Euro; gewerbliche Gastgeber sind mit knapp 3000 Euro dabei. Damit sich das auch jüngere oder weniger betuchte Interessenten leisten können, gibt es Patenschafts-„Tandems“ und inzwischen auch Gastgebergruppen. „Mein Traum wäre ja mal eine Studenten-WG!“ erklärt Schnermann, und Noss bekräftigt: „Da arbeiten wir dran.“

Und noch etwas wünscht sie sich: „Michael Köhlmeier. Wenn der bei uns die ,Sagen des klassischen Altertums’ in seiner Nacherzählung lesen würde – das wäre schon ein Traum.“