Die Asiatische Hornisse ist im Kreis Euskirchen weiter auf dem Vormarsch. Im vergangenen Jahr wurden bereits fünf Nester im Kreis vernichtet.
Gefahr für BienenAsiatische Hornisse breitet sich im Kreis Euskirchen aus
Das Wort, das den Imkern in Europa derzeit das Blut in den Adern gefrieren lässt, heißt „Velutina“. Damit bezeichnen die Imker die Asiatische Hornisse – Vespa Velutina nigrothorax. Mittlerweile das Schreckgespenst der Bienenfreunde in Europa. In rasender Geschwindigkeit breitet sich die invasive Art aus und bedroht die heimische Insektenwelt. Doch vor allem hat sie sich die Bienenstöcke der europäischen Imker als bequeme Futterquelle ausgeguckt.
Imker Dirk Wacker aus Euskirchen, der als Wespen- und Hornissenberater aktiv ist, informierte seine Berufskollegen nun in den Nordeifelwerkstätten in Ülpenich, über die Dimension der Bedrohung. Das Interesse war groß. Rund 90 Berufs- und Hobbyimker nahmen an der Versammlung teil, manche auch aus dem Nachbarkreis Düren, aus der Städteregion Aachen und aus der Stadt Bonn.
Zahl der Nester und Tiere im Kreis Euskirchen steigt stetig
Gab es im Jahr 2022 in der Region Köln, Bonn und Kreis Euskirchen neun Sichtungen, bei denen fünf Nester entdeckt werden konnten, waren es 2023 bereits 300 Sichtungen, nach denen 40 Nester vernichtet werden konnten. Davon waren es im vergangenen Jahr im Kreis neun Sichtungen mit fünf vernichteten Nestern. Doch nach vier Nestern wird immer noch gesucht.
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Angesichts der Nester, die im Kreis noch vermutet werden und auch an den Kreisgrenzen bekannt sind, rechne er im nächsten Jahr mit 100 bis 150 Nestern, sagte Wacker. „Da hört der Spaß auf“, betonte er. Es sei keine Option, die Tiere nicht zu bekämpfen. An natürlichen Fressfeinden gebe es zwar den Wespenbussard, doch davon gebe es nur wenige Exemplare. „Das ist eine öffentliche Gefahr wie der Wolf“, sagte einer der Versammlungsteilnehmer.
Eigentlich sieht das Insekt sehr hübsch aus: Ein eleganter, schwarzer Körper, etwa drei Zentimeter groß, mit einem feinen gelben und einem orangenen Streifen am Hinterleib und den charakteristischen gelben Füßen. 2004 wurde die Asiatische Hornisse zum ersten Mal in Marseille gesichtet.
Jagdverhalten macht die Asiatische Hornisse für heimische Arten so gefährlich
Seitdem ist sie unaufhaltsam auf dem Vormarsch quer durch Europa. 2020 wurde in Heinsberg das erste Exemplar in NRW gesichtet, 2022 das erste Nest gefunden. Die Velutina ernährt sich, ähnlich wie ihre deutschen Verwandten, von Insekten – auch von Honigbienen.
Doch ihr Jagdverhalten unterscheidet sich eklatant. Während die Deutschen Hornissen sich immer wieder die ein oder andere Biene fangen, greifen die Asiatischen Hornissen truppweise an. Wacker zeigte in der Versammlung Videos, in denen Bienenstöcke regelrecht von Schwärmen der schwarzen Insekten belagert wurden, so dass die Bienen nicht mehr aus ihren Stöcken herauskommen können, ohne von den Velutinas angegriffen zu werden.
Noch sei der negative Einfluss der Velutina auf die heimische Insektenwelt nicht messbar, teilt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) mit. 66 bis 80 Prozent ihrer Nahrung seien aber Honigbienen. Diese verfügten nicht über die Verteidigungsstrategien der asiatischen Bienenarten.
Asiatische Hornissen fressen gerne Wildbienen
Auch die vom Aussterben bedrohte heimische Wildbiene sei vor den Hornissen nicht sicher, weshalb sie im Bestand gefährdet und ihre Bestäuberaktivitäten beeinträchtigt werden könnten, so das Lanuv.
Für die Menschen sei die Asiatische Hornisse nicht gefährlich. Ein Stich sei in etwa vergleichbar mit einem normalen Bienen- oder Wespenstich. „Wir haben ein Nest in Euskirchen gefunden, das ist drei Meter von einem Wohnzimmer entfernt“, erläuterte Experte Wacker. Die Bewohner der Wohnung hätten nichts von der Nachbarschaft mitbekommen. Doch anders sei es, wenn die Velutina ihr Nest in Gefahr sehe.
Es sei kein angenehmes Arbeiten, wenn das Insekt sich bedroht fühle, berichtete Wacker: „Ich habe Filme, wo eine Drohne von den Hornissen angegriffen wird, die etwa zehn Meter vor einem Nest steht.“ Die Drohne sei hinterher schwarz von den Spuren der Angriffe und Resten der von den Rotoren zerstörten Insekten gewesen.
Schlechte Erfahrungen habe er selbst in Frimmersdorf machen müssen, als er ein Nest mit Hilfe einer Feuerwehrdrehleiter aus 23 Metern Höhe entfernen wollte. „Auf einmal war die Luft um mich herum schwarz“, schilderte Wacker. Von allen Seiten seien die Tiere gekommen und hätten ihn attackiert. Vor Panik sei er kurz davor gewesen, aus dem Korb auszusteigen – egal, ob unter ihm 20 Meter Luft waren oder nicht.
Schutzkleidung ist bei Bekämpfung der Asiatischen Hornisse unerlässlich
Schutzkleidung sei deswegen angesichts der vier Millimeter langen Stacheln unerlässlich, und auch eine Schutzbrille dürfe nicht vergessen werden. „Die Tiere spritzen einem aus einem Meter Entfernung ihr Gift ins Gesicht“, berichtete er seine Erlebnisse. Deshalb warne er davor, sich in guter Absicht daranzumachen, die Nester zu entfernen, ohne die entsprechende Vorbildung, Ausrüstung und Erfahrung zu haben.
Auch der Winter stelle für die Velutina keine Bedrohung dar. „Die Königinnen schaffen etwa minus zehn Grad für drei Tage, solche Winter haben wir nicht mehr“, stellte Wacker klar. In einem Nest, das er vergangenes Jahr im Dezember weggemacht habe, habe er noch 134 Königinnen gefunden.
Während 2023 laut Wacker bereits fünf Nester im Kreis entfernt werden konnten, werden noch vier Standorte gesucht, jeweils in der Umgebung von Weilerswist, Katzvey, Schleiden und Marmagen. Die Nester, so informierte Wacker, könnten sehr unterschiedlich sein: an Häusern, auf Wiesen oder in Bäumen, aber selten im Wald. „Die Tiere lieben es, Aussicht zu haben, und bevorzugen einzelne, hohe Bäume“, so der Hornissenexperte.
Ab Januar werde es weitere Lehrgänge zum Wespen- und Hornissenberater geben, kündigte Kerstin Es Sebti, Vorsitzende des Kreisimkerverbandes Euskirchen, an.
Eigenkreationen von den Nordeifelwerkstätten
Videoaufnahmen aus dem Bienenstock präsentierte Dr. Paul Siefert den versammelten Imkern in den Nordeifelwerkstätten in Ülpenich. Im Rahmen seiner Dissertation hatte er einen selbstkonstruierten Bienenstock gebaut, in dem er mit Kameras die Aktionen der Bienen verfolgen konnte. So entstanden erstmals Aufnahmen, die zeigen, wie die Bienen Zellen bauen, sie heizen oder kühlen, Nektar und Pollen einlagern oder ihre Brut füttern.
Eine Eigenentwicklung präsentierte der Leiter der Holzwerkstatt der Nordeifelwerkstätten, Alexander Spenst. Ein Kollege, der Imker sei, habe eine rückenschonende Einraumbeute konstruiert, die sich aufgrund ihrer Standfüße auf Arbeitshöhe befindet. Die Beuten sind anpassbar auf alle gängigen Rähmchenmaße. Die Neuentwicklung kann bei den NEW erworben werden.
Darüber hinaus hat die Holzwerkstatt der NEW begonnen, herkömmliche Beuten in Standardausführung zu bauen. Auch diese Modelle können dort über die Telefonnummer 0 22 52/30 09 57 erworben werden . (sev)