ZwischenlagerIn Köln soll ein Mikrodepot entstehen – was ist das eigentlich?
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Die sogenannte letzte Meile soll nachhaltiger werden. Dabei geht es um Paketlieferungen und Postdienste. Von einem Mikrodepot aus sollen Bestellungen bald nur noch per E-Mobilität bis zur Haustür gebracht werden. Unter anderem in Berlin, Dortmund und Mönchengladbach gibt es das schon, nun könnte am Bahnhof Deutz, unmittelbar neben dem Ottoplatz eines entstehen. Darüber soll der Stadtrat in seiner Sitzung am 10. November entscheiden.
Wie sieht so ein Depot aus?
Mikrodepots gibt es in vielen Formen. DPD zum Beispiel hat eines in Berlin in einer alten Lagerhalle aufgemacht. Diese Lager ziehen aber nicht immer in feste Bauwerke ein. In Köln sollen zwei Leichtmetallhallen das Depot sein. Eine soll laut Ratsunterlagen sogar ein Kühllager beherbergen. Die Hallen sind jeweils zehn Meter breit und 25 Meter lang geplant. Die Stadt spricht zudem von einer Firsthöhe von rund 4,80 Meter.
Immer wieder Ideen für den Ottoplatz
2016 gewannen das Büro von AIP Architekten aus Düsseldorf den Architekturwettbewerb für das geplante Casino am Ottoplatz. Es gab viele prunkvolle Ideen von Planungsbüros. Kurze Zeit später wurde der Standort jedoch gestrichen, 2021 platzte der Traum vom Kölner Casino endgültig. Als das Unternehmen Westspiel vor rund einem Jahr privatisiert wurde, entschieden sich die neuen Eigentümer für Monheim als Standort.
Der Ottoplatz erlebte in den vergangenen 20 Jahren immer wieder Ideen und Hoffnung, dass dort das Stadtbild aufgewertet wird. So entwarf Architekt Helmut Jahn aus Chicago 2005 einen 30-Stöckigen Wolkenkratzer namens „Cologne One“, der schnell in Vergessenheit geriet. Drei Jahre später gab es Überlegungen, dort einen Glaspalast als neuen Konzernsitz des Spezialchemie-Unternehmens Lanxess – Namensgeber der Arena – zu errichten.
2000 sowie 2002 und 2006 gab es Architektenwettbewerbe für einen Neubau des Deutzer Bahnhofs, bei dem auch der Ottoplatz neu gestaltet werden sollte. Was die Zukunft für den Platz und die Parkfläche nach dem geplanten Mikrodepot bringt, ist völlig offen.
Wie funktioniert die Paketlieferung?
Fast alle Paketdienste haben sich auf die Fahne geschrieben, Lieferungen emissionsfrei ermöglichen zu wollen. Um nicht mit einem großen Lieferwagen mit Verbrennermotor die einzelnen Adressen abzufahren, werden die Pakete ins Mikrodepot geliefert. Von dort aus werden sie mit Lastenrädern und E-Transportern zur Haustür gebracht, die eben keine Abgase freisetzen, aber auch geringere Reichweiten haben. Lager und auch Fahrzeuge sind dabei unabhängig vom Anbieter – Lager- und Lastenrad-Sharing für Paketboten sozusagen.
Wie nachhaltig ist so eine Anlage?
Der Umfang der CO2 -Reduktion ist laut Stadt bisher nur grob einschätzbar. Eine Beispielrechnung: Ein vergleichbares Depot mit rund 400 Quadratmetern Fläche in Mönchengladbach wird von drei Paketdienstleistern mit insgesamt neun Lastenrädern genutzt. Bei einer möglichen Menge von 300 000 Paketen im Jahr könnten rund 1,2 Tonnen CO2 eingespart werden. Zum Vergleich: Wer täglich mit dem Auto zur Arbeit pendelt (Strecke 40 km), stößt rund 1,5 Tonnen im Jahr aus.
Wo sollen die Hallen aufgebaut werden?
Das Mikrodepot soll östlich des Ottoplatzes an der Opladener Straße entstehen, wo sich aktuell ein Parkplatz für 37 Fahrzeuge befindet. Gleich daneben ist eine Baustellenfläche für die Sanierung des Bahnhofs Messe/Deutz eingeplant. Das Mikrodepot soll dort für die Dauer der Arbeiten der Deutschen Bahn und des Neubaus des LVR-Hochhauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite errichtet werden. Geplant ist eine Dauer von drei Jahren, anschließend könnte es an einen anderen Standort umziehen.
Wie viel kostet das Mikrodepot?
Die Stadt spricht von Gesamtkosten von rund 717 000 Euro. Rund 350 000 Euro Fördermittel könnten vom Bund kommen.