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Zuversicht wächstSo geht es der Kölner Hotellerie in der Corona-Krise

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Symbolbild

Köln – Die Gegensätze könnten kaum größer sein, die Probleme sind dennoch die gleichen. Und die Zuversicht, dass es ein weiteres Jahr ganz und gar in Corona-Klauen nicht mehr geben wird, die eint Jugendherbergen wie Fünf-Sterne-Hotels. Auch wenn zwischenzeitlich nach der Wiedereröffnung die Preise fast explodierten, hat sich der Markt wieder beruhigt – die Mondpreise, die etwa zur Messe Anuga mancherorts mit exorbitanten Preissteigerungen und Kursen von teilweise weit über 200 Euro aufgerufen wurden, gehören der Vergangenheit an. Was allerdings nicht heißen soll, Köln wäre im Schnitt besonders günstig.

Verschiebung hin zu mehr Freizeittourismus

Seit Juli hat das Excelsior Hotel Ernst am Dom wieder geöffnet. „Wir hatten seitdem stetig steigende Gästezahlen bis Ende November im Zimmerbereich. Danach kam ein extremer Rückgang. Die Gastronomie lief in der gesamten Zeit hervorragend“, erklärt der geschäftsführende Direktor Georg Plesser. Ganz eindeutig habe es zudem eine Verschiebung zu mehr Freizeittourismus gegeben: „Unsere Gäste kommen überwiegend aus Deutschland und dem nahen, mit dem Auto zu erreichenden, Ausland“, stellt er fest.

Vom Rekordjahr in die Miesen

2019 war ein Rekordjahr für den Tourismus in Köln: 6 549 119 Übernachtungen wurden registriert bei 3 826 360 Ankünften. Dem stehen von Januar bis Oktober letzten Jahres 2 063 776 Übernachtungen bei 1 083 421 Ankünften in der Domstadt gegenüber – zum Jahresende rechnen Experten mit einer ähnlichen Auslastung wie 2020, wobei hier im Gegensatz zu 2021 der Karneval noch voll dazuzählte.

Insgesamt lief es in den Sommermonaten deutlich besser, aber auch im Herbst und zu Beginn des Winters kamen noch Tagestouristen nach. Die meisten von ihnen blieben über Nacht. Deutlich eingebrochen sind dagegen die Geschäftsreisen.

Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wies darauf hin, dass das Gastgewerbe in Folge der Pandemie mit einem Verlust von fast einem Viertel aller Ausbildungsverhältnissen besonders hart getroffen sei. Es müsse nach der Krise neue Perspektiven geben. Dehoga und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) appellierten an die Bundesregierung, das Förderprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ so auszugestalten, dass es die Ausbildung in besonders gebeutelten Branchen effektiv schütze. (two)

Im Umgang mit den nötigen Vorsichtsmaßnahmen und auch mit den wechselnden Schutzverordnungen hat man hier wie anderswo mittlerweile eine gewisse Routine entwickelt: „Die erfolgreich erlernten Konzepte aus den letzten zwei Jahren der Pandemie werden wieder implementiert“, erklärt Plesser im Hinblick auf drohende neuerliche Einschränkungen.

Ein spürbarer Aufwind vor der erneuten Flaute

Elmar Nyhuis betreibt das familiär geführte Hostel am Marsilstein, 258 Betten in 72 Zimmern. Seine Erfahrungswerte ähneln denen des Fünf-Sterne-Kollegen: Nach vielen Monaten Leerlauf begann im Juli 2021 die Neubelegung, schrittweise allerdings, es gab schließlich keine langfristigen Buchungen mehr wie zu normalen Zeiten. Die Zahlen gingen stetig nach oben, schon recht bald hatte man unter der Woche 30, am Wochenende 50 Prozent Belegung. Wenig im Vergleich zu Vor-Corona, aber ein spürbarer Aufwind. Viele deutsche Gäste reisten an, auch Niederländer und Belgier, Stammgäste kamen zurück. Auch die Gruppenreisen – gerade bei Hostels traditionell ein nicht zu unterschätzender Anteil der Buchungen – kehrten zurück, inklusive kurzfristig angefragter Klassenfahrten kurz vor den Sommerferien.

Die Zukunft liegt im Ungewissen

Während der Oktober noch bei stabilen 75 Prozent Auslastung lag, folgte im November dann der Einbruch. Im Moment gleicht der Blick in die Zukunft natürlich dem in eine Glaskugel, doch bange machen lässt sich Nyhuis nicht im geringsten. „Man muss eben mit der Situation umgehen“, sagt er. Dabei helfe die staatliche Unterstützung enorm, betont er – auch wenn die Zeit bis zum Eintreffen der Hilfen für viele eine enorme Belastung darstelle. Aber: „Es gibt so viele Länder, in denen gar nichts passiert – da sind wir hier mit den Überbrückungshilfen und der Ausweitung der Kurzarbeit doch gut dran.“ Aufgeben war jedenfalls zu keinem Zeitpunkt eine Option.

Aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet Martin Stockburger die Entwicklung. Der Geschäftsführer der Koncept Hotels – in Köln mit drei Häusern vertreten – setzte von Anfang an auf ein rein digitales Betriebskonzept. Was sich mit der Pandemie als Glücksfall erweisen sollte: Durch die Konzentration auf die reine Übernachtung ohne jede Gastronomie und den bewussten Verzicht auf persönliche Begegnungen sind er und sein Team die gesamten letzten 24 Monate „gut durchgekommen“. Wie in anderen Branchen auch, habe die Pandemie als Katalysator gewirkt: Wer sich nicht schon vorher von den alten Konzepte verabschiedet habe, dürfte es schwer haben, lautet seine Prognose.

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„Es gibt eine generell veränderte Anspruchshaltung der Kunden“, so Stockburger. Der Einsatz smarter Technologien, Extras wie eigene Küchenzeilen machen das Hotel zur „Wohnung auf Bedarf“, fest eingebunden in den Aufenthalt der Gäste in der jeweiligen Stadt. Offensichtlich mit Erfolg: „Im bisher schwächsten Monat, Dezember 2021, hatten wir immer noch eine Auslastung von 60 bis 90 Prozent in unseren Häusern“, so Martin Stockburger.

Es sind also mitunter ganz unterschiedliche Ansätze, mit denen die Kölner Hotellerie den Auswirkungen der Pandemie begegnet – auch wenn die Ausgangsposition oft genug dieselbe ist. Bleibt für die meisten die Hoffnung, dass 2022 wirklich besser wird – die Zeichen scheinen ganz gut zu stehen.