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Wohnung gesucht!Die Wohnung in Köln tauschen: Wie geht das?

Lesezeit 5 Minuten
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Verzweifelte Suche: Ein Aushang für ein Tauschgesuch an einem Kölner Laternenpfahl. 

  1. Steigende Mieten und die größere Nachfrage vor allem nach bezahlbaren Wohnungen führen in Köln zu akuter Wohnungsnot vieler Menschen.
  2. In diesem Teil unserer Serie betrachten wir das Phänomen „Wohnungen tauschen“.
  3. Klingt nach einer guten Idee, ist aber gar nicht so einfach.
  4. Lesen Sie jede Woche einen neuen Teil unserer Serie „Wohnung gesucht!“

Köln – Wohnungsnot macht erfinderisch: Warum erst auf eine leere Wohnung warten, wenn man mit jemandem tauschen könnte, der noch gar nicht ausgezogen ist? Im Internet gibt es auf einer wachsenden Zahl von Plattformen (siehe Infotext) die Möglichkeit, Tauschwünsche zu äußern. Wie viele davon erfüllt werden, bleibt aber das Geheimnis der Plattformbetreiber. Allein bei tauschwohnung.com stehen aktuell 421 Wohnungsangebote aus Köln. Die Inhaber könnten versuchen, mit den 1598 Berlinern oder den 275 Hamburgern zu tauschen, doch die meisten wollen, wie aus den Beschreibungen hervorgeht, „im Veedel bleiben“ und sich nur in der Mietfläche verändern.

Für Jan L. ist Tauschen inzwischen der einzige Weg, um von den Kosten für seine fast 120 Quadratmeter große Wohnung im Agnesviertel runter zu kommen. „Der offizielle Wohnungsmarkt ist eine Katastrophe“, findet er: „Egal wie hoch das Einkommen ist, 23 Euro den Quadratmeter kann sich doch keiner leisten.“ Auch er will im Veedel bleiben, aber maximal 800 Euro ausgeben.

Grüne streben Rechtsanspruch auf Wohnungstausch an

Ein Pärchen aus Brühl bietet sogar „Finderlohn“: Es würde seine Zwei-Zimmer-Wohnung im Rhein-Erft-Kreis „mit Riesenbalkon, und Haustiere sind auch erlaubt“ bei einer Warmmiete von 470 Euro selbst gegen eine Anderthalb-Zimmer-Wohnung eintauschen. Die muss im rechtsrheinischen Köln liegen – „aus beruflichen Gründen“. Der Mietpreis für die alte Wohnung klingt aus Kölner Sicht traumhaft. Aber je mehr Bedingungen es für einen Tausch gibt, umso schwerer ist es, den Tauschpartner zu finden.

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Tauschen ist aber ein seltener Glücksfall, in dem Faktoren, wie Größe, Lage und Preis am richtigen Ort zusammenpassen müssen. Vor allem aber müssen die Vermieter einverstanden sein. Ohne sie ist kein Tausch möglich. Abweichende Ideen dazu gibt es bislang nur in Parteiprogrammen: Die Grünen im Bund streben einen Rechtsanspruch auf Wohnungstausch an, der Vermieter zwingen soll, einem Tausch zuzustimmen.

Mietpreise bleiben nur bei langen Mieten niedrig

So weit ist es aber noch nicht. Jemand aus Ehrenfeld bietet derweil gemeinsam mit seiner Freundin eine Drei-Zimmer-Wohnung mit Balkon zum Tausch an: „Eigentlich ist alles super, die Zimmer sind gut geschnitten, und der Balkon geht zum ruhigen Hinterhof. Wir haben ein großes Bad und ’ne ordentliche Küche. Nach ein paar Jahren wird es nun aber Zeit für Veränderung, und wir wollen uns vergrößern.“

Wohnung tauschen? Schwierig.

Tauschversuche aus dem Internet

690 Euro zahlt ein Anbieter laut seiner Ebay-Anzeige für seine Wohnung in der Altstadt. Ausziehen will der Mann „nur im Tausch“. Ob die vermeintlich günstige Miete beim Wohnungswechsel auch mit einem neuen Mietvertrag fixiert werden kann, ist ungewiss.

1200 Euro beträgt die Miete für ein Tauschobjekt in der Kleinen Witschgasse (Altstadt/Süd) auf immobilienscout24. 50 Quadratmeter hat die Wohnung. Die Beschreibung des Gesuchten fehlt.

805 Euro kostet die „zentrale Zwei-Zimmer-Wohnung“ mit 63 Quadratmetern, die bei wg-gesucht im Tausch gegen eine 3–4-Zimmer-Wohnung angeboten ist.

925 Euro soll die „Warmmiete“ für ein Tauschobjekt betragen, das bei Ebay in Nippes angeboten wird. Allerdings kommen 175 Euro „Nebenkosten“ hinzu. 76 Quadratmeter hat die Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung im Hochparterre. Fischgrätparkett, hohe Decken, Terrasse, Badewanne und Gartennutzung sprechen für Luxus. Haustiere sind erlaubt. Getauscht wird gegen eine günstigere Wohnung mit Balkon im Linksrheinischen. 700 Euro warm ist das Limit.

730 Euro kalt für 61 Quadratmeter – so wird das Angebot beschrieben, bei dem auf der Plattform tauschwohnung.com mit der Beschreibung „2 ZKB in Nippes gegen 3/4 ZKBB in Riehl, Nippes, Agnesviertel“ getauscht werden sollen. Die einzigen angepriesenen Vorteile: Einbauküche, Keller, Laminat. Ja, wohnen in Köln ist teuer. (mfr)

Das Paar sucht nun eine Wohnung mit mindestens 70 Quadratmetern, „mit Balkon – gerne auch Maisonette, oder so“. Es sind wohl nur ein paar Quadratmeter, die fehlen, oder ein zusätzliches Zimmer, denn die bisherige Wohnung hat 62 Quadratmeter und kostet auch nur 620 Euro „gesamt“ – was auch immer das ist.

„Der Mietpreis ist aber kaum übertragbar. Ist er lange gleich geblieben, wird er sicherlich angepasst“, sagt Thomas Tewes, Hauptgeschäftsführer des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins. „Ich kenne viele Fälle, in denen die ehrwürdige Witwe nach dem Auszug der Kinder und dem Tod des Gatten auf 170 Quadratmetern wohnt. Die alleinstehenden Alten ziehen aber nicht aus, wenn der Mietpreis nicht weh tut.“ Und einen alten Baum verpflanze man auch nicht aus der gewohnten Umgebung.

GAG kennt Tauschen nur als „Randerscheinung“

Etwa die Hälfte der Haushalte in Köln bestehen laut Tewes aus Person, die auf 60 bis 70 Quadratmetern wohnen: „Weil in den 70er und 80er Jahren fast nur ,drei Zimmer, Küche, Diele, Bad‘ gebaut wurde.“ Vermieter seien immer gut beraten, einen Tauschwilligen ziehen zu lassen: „Wird ein Vermieter gefragt, weiß er ja, dass er seinen Mieter nicht mehr lange halten kann.“ Vermieter müssten aber wissen, wer einzieht. Das Prozedere der Bewerbung werde das gleiche sein wie bei jeder anderen Vermietung.

Bei der städtischen Wohnungsgesellschaft GAG findet Tauschen bislang nur als „individuelle Randerscheinung“ statt, sagt GAG-Sprecher Jörg Fleischer, und zwar so selten, dass aktuell gar kein Fall bekannt sei. „Dazu müsste ein Tauschpaar sich schon gefunden haben und gemeinsam zum Info-Center kommen.“

Düsseldorf probt kommunale Wohnungstauschbörse

Es gebe bloß eine Interessentenliste für die knapp 45.000 Wohnungen der GAG, mit so vielen Namen, dass sie „gut einem Viertel der Zahl an Wohnungen“ entspreche. „Diese Liste lässt aber nicht erkennen, wer schon eine Wohnung bei uns hat, und sie gewährt auch keinen Anspruch, etwa nach einer Warteposition“, sagt Fleischer.

Wer eine GAG-Wohnung hat, zahlt im Schnitt 6,79 Euro (Stand 2018) für den Quadratmeter an Kaltmiete – weit weniger, als viele andere Vermieter verlangen. Für gut die Hälfte der GAG-Wohnungen ist ein Wohnberechtigungsschein notwendig, den hat aber jeder zweite Kölner. Tauschen sei ein „Fass ohne Boden“, findet Fleischer.

In Düsseldorf allerdings ist dieses Fass nun geöffnet. Dort wird im Stadtbezirk 3 eine kommunale Tauschbörse erprobt, die von Seniorenrat und Jugendrat gestützt wird. Die Stadt fördert sogar Renovierungen und Mietzahlungen für den Übergang. Das Motiv: „Es fehlen große Wohnungen für wachsende Familien, alleinstehende Rentner finden nicht so einfach eine barrierefreie kleine Wohnung.“