Wirtschaftskanzlei GörgKölns schönstes Büro ist rechtsrheinisch
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Köln – Beginnen wir mit der weniger schönen Aussicht auf der Süd-West-Seite: Der Blick fällt aus der Höhe auf den silbern glänzenden Rhein, den Rheinauhafen mit seinen drei Kranhäusern, in der Ferne ist der Höhenzug der Ville zu erkennen. Vor dem Fenster der Büros auf der Nord-West-Seite dagegen erstreckt sich das Kölner Stadtpanorama in ganzer Pracht, mit Hohenzollernbrücke, Dom, Groß St. Martin, Rathausturm und Deutzer Brücke. Die Wirtschaftskanzlei Görg hat die „Rheinetagen“ bezogen und bei der Anwerbung exzellenter Juristen ein gutes Argument hinzugewonnen.
Nach 16 Jahren am Sachsenring sei die Zeit für einen Wechsel reif gewesen, erklärt Dr. Michael Dolfen, Managing Partner bei Görg. Und mit Blick auf Mitarbeiterfindung und -bindung habe sich die Kanzlei für den Terrassenbau entschieden, der am Deutzer Ufer dem Lanxess-Tower vorgelagert ist. Görg rekrutiere seinen Nachwuchs unter den Juristen mit Prädikatsexamen, treffe seine Auswahl aus der Spitze von circa fünf Prozent aller Absolventen und konkurriere bei der Anwerbung hoch qualifizierter Mitarbeiter mit anderen großen Kanzleien, sagt Dr. Ralf Hottgenroth, der Kölner Standortleiter. Bei der Wahl des künftigen Arbeitgebers zähle für derart gesuchte Anwälte nicht zuletzt auch das Büro. Und Kanzleien wie CMS Hasche Sigle oder auch Freshfields, die in den Kranhäusern residieren, aber auch andere Unternehmen sind offenbar bereit, dafür ein paar Euro mehr auszugeben.
Über den Mietzins schweigen sich sowohl Görg als auch die Hochtief Projektentwicklung GmbH aus. Sie hat das ehemalige Lufthansa-Hochhaus umgebaut und vermarktet, das über einen Fonds inzwischen der Rheinischen Zusatzversorgungskasse gehört. „Bei Büroimmobilien dieser Liga bewegt sich der Preis zwischen 20 und 22 Euro“, weiß Uwe Mortag vom Maklerunternehmen Larbig & Mortag. Görg hat von der zweiten bis zur siebten, der obersten Etage 8500 Quadratmeter gemietet und ist vor dem Jahreswechsel mit 190 Mitarbeitern, knapp 70 Juristen, umgezogen.
Zu beklagen seien allenfalls die bislang magere Auswahl an umliegenden Restaurants mit Mittagstisch und der unwirtliche Zustand des Deutzer Ufers, dessen Umbau zum Rheinboulevard noch immer nicht begonnen hat. „Doch davon abgesehen sind die ,Rheinetagen’ nicht zuletzt dank der hervorragenden Verkehrsanbindung ein wunderbarer Standort“, betont Hottgenroth. Und Deutz biete enormes Potenzial. „Wir mögen hier für manchen auf der falschen Rheinseite liegen, aber wir haben in jedem Fall den richtigen Blick“, schwärmt Dolfen.
Auch Kölns Wirtschaftsdezernentin Ute Berg weiß, welche Rolle Premium-Immobilien bei der Standortentscheidung von Unternehmen spielen: Der Konzern Lanxess, dem in Kürze das Hochhaus hinter den „Rheinetagen“ übergeben wird, aber auch das Unternehmen Microsoft, das von Neuss in den Rheinauhafen gezogen ist, seien Beleg für die Anziehungskraft besonderer Bürolagen.
Die Auswahl an Büros von diesem Format sei in Köln momentan begrenzt, stellt Florian Schmidt vom Maklerunternehmen Greif & Contzen fest. Nachschub sei aber schon in Sicht, etwa mit dem CoeurCologne am Breslauer Platz, dem „KWR 17“ am Kaiser-Wilhelm-Ring, dem „Baufeld 6“ und dem Campus West am Rheinauhafen sowie den Büroobjekten im Gerling-Quartier, die sich allesamt im Bau oder in der Planung befinden, wie die Makler der beiden Unternehmen berichten. „Die Nachfrage nach solchen Immobilien ist naturgemäß begrenzt, die Erfahrung zeigt aber, dass nur über eine gewisse Angebotspolitik die entsprechende Bewegung in den Markt kommt“, sagt Schmidt.