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Wegen Corona-KriseBretonisches Lokal „Délibon“ im Agnesviertel muss schließen

Lesezeit 3 Minuten
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Das Restaurant Délibon (Bretonische Spezialitäten) hat Insolvenz angemeldet. 

  1. Das bretonische Lokal muss wegen der Einbußen durch Corona schließen.
  2. Die Betreiber kritisieren die Stadt, man habe von dort nur Lippenbekenntnisse vernommen.

Köln – Das beliebte bretonische Lokal „Délibon“ im Agnesviertel schließt nach zweieinhalb Jahren den Betrieb. Man könne die enormen Einbußen durch die Corona-Krise nicht länger auffangen, sagte Betreiber Peter Bock der Rundschau. Mit den etwas kühleren Temperaturen in den vergangenen Wochen seien bereits 40 Prozent weniger Gäste gekommen als zuvor, sagt der Gastronom. „Und das ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf den Winter.“ Das „Délibon“ ist damit eins der ersten prominenten Gastronomie-Opfer in Köln.

Gastronom vermisst Hilfe der Stadt Köln

Der 34-Jährige Bock hat das Restaurant mit Partnerin Laurence Hebel im Mai 2018 eröffnet, Hebel hat familiäre Wurzeln in Quiberon in der Bretagne - et voilà, schon stand das Konzept in Grundzügen. Die Tische waren selbst gezimmert, die Weine bewusst gewählt, das Essen mit Liebe gekocht. Frische Moules, Steak frites, Galettes , Crêpes und Cidre zogen schnell einen festen Kundenstamm an. Doch im März legte die Covid-19-Pandemie das Geschäft von einem auf den anderen Tag trocken. „Wir arbeiten normalerweise von März bis Oktober für den Winter vor“, sagt Bock. Doch die beiden wichtigsten Monate, März und April, wenn sowohl im Lokal wie vor der Tür gespeist wird, fielen flach. 40 Plätze gibt es in dem kleinen Lokal an der Sudermanstraße.

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Inhaber Peter Bock

Was in guten Zeiten den Gemütlichkeitsfaktor hochtreibt, erwies sich in der Krise als verheerend. „Wir konnten nur noch einen Teil der Tische besetzen“, sagt Bock. Zwar habe man dazu insgesamt 40 Plätze vor der Tür nutzen können, doch die Unterstützung der Stadt vermisst der Gastronom. „Wir hatten Tische auf der Allee aufgebaut, doch weil ein Anwohner sich beschwerte, musste man die Tische wieder wegräumen und konnte nur einige Parklücken nutzen.“

Verstanden habe man das nicht, die Politik habe doch von schnellen und unbürokratischen Hilfen gesprochen. „Das sind für mich alles nur Lippenbekenntnisse.“ Besonders bitter: Das offizielle Verbot für die Tische auf dem Mittelstreifen kam von der Stadt am Dienstag, dem ersten Tag der Schließung.

Die Stadt weist daraufhin, dass grundsätzlich die Außengastronomie nicht über eine befahrene Straße ausgeweitet werden darf. „Da geht es um Sicherheit von Gästen und Beschäftigten“, sagt ein Sprecher.

Keine ausreichende Rücklagen für den Winter

„Trotz guter Sommermonate und staatlicher Hilfen in Form von Soforthilfe und Kurzarbeitergeld ist es uns nicht gelungen, genügend Rücklagen zu bilden, um durch den Winter zu komme“, erklären die Betreiber ihren Kunden auf der Internetseite. Man habe die insgesamt 21 Mitarbeiter aber ordentlich bezahlen wollen. Würde das Geschäfte weiterlaufen, wäre man schnell in die dunkelroten Zahlen gekommen. „Im Grunde war es ein Sommer auf Pump“, sagt Bock.

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Zwar seien die Lokale belebt gewesen, dass man so auf Dauer durch die Krise kommen könne, sei aber eine Illusion. So viel Heizpilze könne man gar nicht aufstellen, wie man für Besucher in der kalten Jahreszeit brauche. Die Landesregierung hatte wie berichtet in Aussicht gestellt, die ökologisch umstrittenen Heizpilze in diesem Winter zu genehmigen. Bock: „Wir sind das erste Opfer der Krise, aber es werden viele weitere folgen.“ So ganz soll die bretonische Küche aber nicht aus Köln verschwinden. Der Food-Truck, den die 36-jährige Laurence Hebel betreibt, soll weiter auf Märkten in Köln zu finden sein. Peter Bock hat noch keine Pläne. Zunächst bleibt wohl nur der Gang zur Arbeitsagentur.