Wohnraummangel in KölnAuf 63 Lebensmittelmärkten könnten Wohnungen gebaut werden
- Laut einer ist es auf 63 Kölner Lebensmittelmärkten möglich, Wohnungen zu bauen.
- In Nippes gibt es bereits ein Projekt mit Wohnanlage und Discounter.
- Die Stadt versucht, den Unternehmen Anreize zu schaffen, damit diese Wohnungen auf ihre Märkte bauen.
Köln – Auf 63 Lebensmittelmärkten ist es in Köln möglich, Wohnungen zu bauen. Das hat eine Untersuchung der Stadt ergeben, sie hat 300 Supermärkte analysiert. Demnach bietet in der Innenstadt nur ein Markt das Potenzial, in Kalk sind es 14. Um welche 63 Märkte es sich handelt, geht aus der nicht-öffentlichen Vorlage für die Politik nicht hervor, ebenso wenig, wie viele Wohnungen gebaut werden könnten.
Allerdings sind Wohnungen an diesen Stellen zunächst nur theoretisch möglich. Denn die Gespräche mit den Betreibern zeigen laut Stadt, dass es nur an einem Bruchteil verfolgt wird. „Wie die Ergebnisse der bisherigen Untersuchung belegen, besteht eine Diskrepanz zwischen dem stadträumlich ermittelten Potenzial und dem kurzfristig aktivierbaren Potenzial. So werden von den stadträumlich ermittelten 63 Potenzialflächen bisher nur wenige Standorte weiter verfolgt.“ Von 300 sind es wohl eher zehn als 63.
Köln: Viel Potenzial für Wohnraum
Die Idee ist: Auf den oft eingeschossigen Märkten könnten Wohnungen entstehen. Eine Studie der Technischen Uni Darmstadt sah bundesweit ein Potenzial von 400.000 Wohnungen. Lidl beispielsweise plant schon in Berlin, auch in Köln gibt es zwei Projekte, unter anderem am Nippeser Tälchen. Zumal: Mittlerweile ist bei Neuplanungen laut Stadt „die Überbauung von Lebensmittelmärkten verpflichtend“.
Es geht also darum, ob und wie man die aktuellen Märkte nutzen kann, um einen Teil der fehlenden Wohnungen zu bauen: 2016 ging die Stadt davon aus, bis 2029 insgesamt 66.000 neue Wohnungen zu brauchen.
Ein Hebel könnte es sein, Anreize zu schaffen für die Unternehmen, der größte ist die Vergrößerung der Verkaufsfläche im Markt. Denn die ist in Köln teils begrenzt, so sieht es das Einzelhandels- und Zentrenkonzept (EHZK) vor. Rund um wichtige Versorgungsstraßen wie etwa die Neusser Straße in Nippes ist es im Radius von 700 Meter verboten, bestehende Märkte auszudehnen. So soll der Einzelhandel geschützt werden.
Das sagen die Unternehmen zur Wohnnutzung
Für die Unternehmen bietet sich die Chance, diese Verbote zu umgehen – und das wissen sie. Die Verwaltung schreibt: „Aus dem Gesprächsverlauf hat sich ergeben, dass die Betreiber der Lebensmittelmärkte die Wohnnutzung vordringlich realisieren möchten, um an diesen Standorten bislang nicht zulässige großflächige Betriebe errichten zu können.“ Im Dialog mit einer Firma wurde so aus zehn potenziellen Standorten nur einer.
Rewe und Aldi beantworteten Anfragen am Montag nicht, Lidl teilte zu den Herausforderungen mit: „Zum Beispiel stellen wir hinsichtlich der Geräuschdämmung oder der Anlieferzone besondere Anforderungen an die Bauplanung.“ Trotzdem sehe das Unternehmen großes Potenzial in Köln.
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Aber bedrohen mögliche Ausdehnungen den Einzelhandel? Handelskümmerer Hans-Günter Grawe von der Industrie- und Handelskammer sagt: „Das ist ein Konzept, das man testen muss. Es braucht Mut zum Risiko. Ich sehe da null Gefahr für den Einzelhandel.“ Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD, Michael Frenzel, sagt: „Es braucht diesen Anreiz der vergrößerten Verkaufsfläche.“ Die Linken lehnen ab, ihr Fraktionsgeschäftsführer Michael Weisenstein sagt: „Die Behauptung der Discounterketten, der Bau von Wohnungen würde sich für sie nur mit größerer Verkaufsfläche lohnen, bezweifeln wir beim Wohnungsmangel sehr.“ CDU und Grüne haben eine vorzeitige Ausnahmeregel für diese Art Wohnungsbau abgelehnt, sie wollen die Aktualisierung des Konzepts abwarten.