Der Kölner Autor Frank Schätzing sprach in KVB-Zentrale über den Klimawandel und wie er sich bekämpfen lässt.
Autonome Taxis in Köln?Frank Schätzing will nur noch kurz die Welt retten
Mit dem Thema Weltretten kennt sich Frank Schätzing aus: In seinen Romanen, etwa „Der Schwarm“, hat er die Welt schon mehrmals von seinen Helden vor dem Untergang bewahren lassen. 2021 wandte er sich dann mit einem Sachbuch über den Klimawandel der größten Bedrohung der realen Welt zu und stellte in „Was, wenn wir einfach die Welt retten? Handeln in der Klimakrise“ eine ganze Reihe Ideen vor, wie die Menschheit den Karren noch einmal aus dem Dreck ziehen könnte. Spätestens seitdem ist er in Talkrunden zu diesem Thema ein gern gesehener Gast und so hatte ihn auch die KVB eingeladen, um in der Lounge der Unternehmenszentrale in der Scheidtweilerstraße vor geladenen Gästen über den Klimawandel zu sprechen.
Eine Krise jagt die andere
Auch wenn Moderator Markus Brock zu Beginn vor allem die „positive Botschaft“ seines Buches lobte, stieg Schätzing mit ernüchternden Aussichten ein: Corona, Ukraine, Gaza „und in Köln ganz besonders der FC“ – zurzeit jage eine Krise die nächste und lasse das Klimathema in den Hintergrund treten. Die Klimakrise jedoch sei nicht eine von vielen, „sie ist existenziell. Sie überspannt alle übrigen Krisen und erzeugt stetig neue“, etwa indem die Erwärmung Pandemien begünstige und durch Dürren, Stürme und Fluten soziale Konflikte schüre. Das Ziel, die Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, sei nicht willkürlich gesetzt, sondern „der Rahmen, innerhalb dem wir Chancen haben, die Ökosysteme, von denen wir abhängen, im Gleichgewicht zu halten.“
Schätzing beschränkte sich nicht darauf, Tod und Teufel an die Wand zu malen, sondern sprach auch über Lösungen. Am wichtigsten sei es zunächst, „die ganzen klimaschädlichen Subventionen einzustellen“. Zweiter Punkt sei die Förderung von Innovationen – dazu bedürfe es mehr Kapital für Start-Ups, außerdem bedürfnisgerechte Entlastungspakete für die Bevölkerung. Große Hoffnungen setzte er auf die Entwicklung von „Smart Grids“: KI-unterstützte Verteilernetze könnten Erzeugung und Verbrauch des Stroms um ein Vielfaches besser ausbalancieren. „Durch intelligentes Management ließe sich ein Viertel unseres Verbrauchs einsparen“, zeigte er sich überzeugt.
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KI als Kernthema der Mobilität
KI sah Schätzing auch als Schlüssel beim Kernthema seiner Gastgeber, der Mobilität. Er entwarf die Vision einer Flotte autonomer KI-Taxis, die den motorisierten Individualverkehr einer Stadt komplett ersetzen könnte. „Natürlich kann dann jeder noch ein Auto besitzen, aber richtig gemacht, wollen die meisten dann gar keines mehr.“ Derartigen Visionen sollte man Raum geben, anstatt den Status quo erhalten zu wollen.
Aus dem Publikum heraus machte sich Jürgen Fenske, ehemaliger Geschäftsführer der KVB, für den klassischen ÖPNV stark, den Städte wie Wien und Kopenhagen zur Erfolgsgeschichte gemacht hätten. Schätzing stimmte zu, dass keine Technologie allein der Schlüssel sei – Wien etwa setze auf ein ganzes Bündel verschiedener Maßnahmen, zum Beispiel eine App, die das Zufußgehen belohne.
Köln attestierte Schätzing beim Klimathema Nachholbedarf: „Neulich habe ich vom Dom aus über die Dächer der Innenstadt geblickt, und weder Solarzellen noch begrünte Dächer entdeckt.“ Dabei seien begrünte und autofreie Innenstädte nicht nur kühler, sondern böten auch mehr Lebensqualität.
Auf Bitten seiner Gastgeber äußerte sich Schätzing auch zum Thema der Ost-West-Achse – und blieb diplomatisch bei einem vagen Sowohl-als-auch: „Ich bin ein Fan des Unterirdischen, aber in Köln sind wir noch ein wenig traumatisiert, was den Tunnelbau angeht. Auch die oberirdische Gestaltung bietet Chancen. Ich glaube, es braucht eine gute Mischung“.