Voneinander lernenAusbildungspaten sollen den Übergang in den Beruf erleichtern
Köln – „Sie ist wie eine zweite Mutter für mich“, sagt Sidra über ihre Patin Renate Hichert. Die beiden sind Teil des Ausbildungspatenprojekts der Ehrenamtsagentur „Ceno & Die Paten“. Dort unterstützen Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahren Jugendliche, die zumeist in ihrem letzten Schuljahr an der Hauptschule sind. Sie sollen den Jugendlichen berufliche Perspektiven aufzeigen und sie beim Übergang von der Schulzeit ins Berufsleben unterstützen.
„Einmal im Jahr gehe ich an die Schulen, mit denen wir zusammen arbeiten, und stelle das Projekt vor“, erzählt Projektleiterin Jane Petersen. Wer Interesse hat, nimmt an einem sogenannte „Speed Dating“ teil. Dabei gucken alle Teilnehmenden, bei wem die „Chemie stimmt“ und geben eine anonyme Rückmeldung. „Am Ende haben die Jugendlichen die Entscheidung, wer ihr Pate oder ihre Patin werden soll“, erklärt Helmut Hansen. Er ging 2019 seine erste Patenschaft ein, inzwischen unterstützt er vier Jugendliche.
Kommunikation ist langfristig hilfreich
„Am Anfang ist es sicherlich die Regel, dass sich die Tandems einmal die Woche treffen, um überhaupt in den Fluss zu kommen und sich kennen zu lernen“, sagt Hansen. Nach und nach ergebe sich jedoch anlassgebundene Kommunikation. „Ich versuche zunächst herauszufinden, was für eine Vorstellung der oder die Jugendliche von dem hat, was jetzt kommen mag. Dann geht es darum, zu gucken, ist das realistisch von dem, was schulisch vorliegt“, erzählt Renate Hichert. Sie ist seit Herbst 2020 die Patin von Sidra und half der noch 16-Jährigen, einen Ausbildungsplatz zur Zahnmedizinischen Fachangestellten zu finden. Nachdem dies geklappt hatte, sagte Sidra, dass sie keine weitere Hilfe bräuchte und der Kontakt schlief ein. Bis sie sich einige Tage nach Beginn der Ausbildung wieder bei ihrer Patin Renate Hichert meldete.
„Ich plante, die Ausbildung abzubrechen“, sagt Sidra. Zunächst wollte sie jedoch sicher gehen, dass für sie noch ein Schulplatz bestand. Darauf hatte sie sich gleichzeitig zur Ausbildung beworben und war akzeptiert worden. „Frau Hichert hat mir dann geholfen, die Information zu bekommen“, ergänzt Sidra.Also brach sie ihre Ausbildung ab und besuchte das Berufskolleg. Und fasste dann den Entschluss, Hebamme werden zu wollen. „Jetzt fange ich nach den Sommerferien am Berufskolleg Michaelshoven an“, freut sich Sidra. Das Tandem scheint ein eingespieltes Team zu sein. „Du kümmerst dich sehr rege um die Dinge. Es ist nicht so, als ob alles auf mir hängt“, lobt Renate Hichert.
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Eine Patenschaft wird zu Beginn für etwa zwei Jahre angesetzt. Dieser Zeitraum kann allerdings variieren, je nachdem, welchen Bedarf die Jugendlichen haben. „Solange Sidra meine Unterstützung möchte, begleite ich sie gern weiter“, erklärt Hichert. „Ich bin sehr froh, dass ich mich damals dafür entschieden habe. Frau Hichert unterstützt und motiviert mich sehr“, ergänzt Sidra.
20 neue Tandems entstehen pro Jahr
Etwa zwanzig neue Tandems entstehen jedes Jahr durch das Projekt. Eine intensive pädagogische Begleitung der Patinnen und Paten ist Ceno besonders wichtig. Daher gibt es für neu eingestiegene Engagierte ein Vorbereitungsseminar. Außerdem treffen sich alle einmal monatlich zu einem Erfahrungsaustausch und mehrmals im Jahr zu einer Supervision. Helmut Hansen sieht eine hohe Verantwortung in dem Ehrenamt. „Unsere gemeinsame Erfahrung ist, dass wir bei den Jugendlichen die verlässlichste Konstante sind“, sagt er. Außerdem sei die Arbeit ungemein bereichernd: „Du kannst deine Lebens- und Berufserfahrung einbringen und gleichzeitig bist du im Kontakt mit Jugendlichen, die dir von ihrem Leben erzählen können. Man lernt sehr viel.“
Wer eine Patenschaft eingehen möchte, kann sich bei „Ceno & Die Paten“ online oder telefonisch melden. Telefon: 0221 / 995 998 15. www.ceno-koeln.de