Köln – Auf große Mengen Impfstoff wird in Köln noch gewartet. Allerdings kommt es regelmäßig vor, dass Impfdosen übrig bleiben – aufgrund von fehlender Einverständniserklärungen oder auch wegen Lieferkomplikationen. Nun stellt sich die Frage: Wie sollen diese in der Zukunft aufgeteilt werden? Wie berichtet hat der Krisenstab eine Ethikkommission gegründet, die darüber entscheiden soll. „Die Entscheidung soll nicht auf den Schultern einer einzelnen Person liegen“, so der stellvertretende Gesundheitsamtsleiter, Professor Gerhard A. Wiesmüller. Er ist eines der fünf Kommissionsmitglieder. In der kommenden Woche werden sie sich zum ersten Mal zusammensetzen. „Dann werden wir festlegen, wer übrig gebliebene Impfstoffe bekommt.“
In einem Erlass der Landesregierung ist festgelegt, dass die überschüssigen Impfdosen an die Prioritätengruppen 2 und 3 gehen sollen. Die aber sind aus sehr unterschiedlichen Personengruppen zusammengesetzt: Demenzkranke, Polizisten oder Flüchtlinge (Gruppe 2) gehören ebenso dazu wie HIV-infizierte, Apotheker oder Lehrer (Gruppe 3). „Wir nehmen keine Neuverteilung vor, werden aber innerhalb der vorgegebenen Priorisierung gleichwertige Gruppen für übrige gebliebene Impfstoffe berücksichtigen“, erklärt Wiesmüller. Wichtig sei, so der stellvertretende Gesundheitsamtsleiter, dass die Personen mobil seien. „Sie müssen ja zügig an die Orte kommen, wo der Impfstoff übrig ist.“
Verschiedenste Anfragen an die Ethikkommission
Bereits jetzt erreichen die Ethikkommission Anfragen aus verschiedenen Bereichen, die um eine schnelle Impfung bitten. Das seien etwa Menschen aus dem Bereich Hospiz oder Tumorpatienten. Das Interesse der Menschen an den Impfungen sei groß: „Ich weiß von vielen, denen die Tränen kamen, als es endlich soweit war.“ Die Kommission soll eine eigene Mail-Adresse und Telefonnummer bekommen, unter der sie erreichbar ist. „Wir arbeiten nicht im Verborgenen“, sagt Wiesmüller. „Wir wollen ethisch, fair und transparent entscheiden.“
Mit wie viel übrigem Impfstoff zu rechnen ist, ist unklar. So handelte es sich in der Vergangenheit um einzelne Impfdosen, aber auch um Dosen im hohen zweistelligen Bereich. „Wir hatten in Köln schon eine Doppellieferung. Die kann man nicht einfach zurückschicken“, so Wiesmüller. Der Impfstoff muss nach dem Auftauen bei zwei bis acht Grad aufbewahrt werden und innerhalb eines Tages verabreicht werden. Der ohnehin knappe Impfstoff würde sonst verfallen. „Und wir möchten auf gar keinen Fall, dass in Köln auch nur eine Impfdosis verfällt.“
Bis die Kommission ihre Arbeit aufnimmt, hat der Krisenstab festgelegt, dass alle Restdosen, die im Rahmen der Impfungen durch die Kassenärztliche Vereinigung in Alten- und Pflegeheimen anfallen, kurzfristig an zentraler Stelle bei der Feuerwehr gemeldet werden. Hier wird über die Zuteilung entschieden. Bisher wurden fast alle an Menschen aus der Gruppe mit der höchsten Priorität verimpft: 43 Prozent gingen an Klinikpersonal, 22 Prozent an Rettungsdienstmitarbeitende der Hilfsorganisationen sowie 32 Prozent an Notärzte und den Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr. Nur in Fällen, in denen keine Person der ersten Gruppe zur Verfügung stand und der Impfstoff zu verfallen drohte, so die Stadt, wurden Feuerwehrführungskräfte (Prio 2 und 3; 2,2 Prozent) und Angestellte sowie Verwaltungsbeamte der Feuerwehr und des Krisenmanagements (Prio 3; 0,88 Prozent) geimpft.