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Tödlicher Abbiege-Unfall in RodenkirchenKVB lehnt Assistenz-Systeme auch weiterhin ab

Lesezeit 4 Minuten

Beim Abbiegen des Busses auf den Rodenkirchener Busbahnhof geriet der 63-Jährige E-Bike-Fahrer unter das Fahrzeug.

Köln – Der 63-jährige Radfahrer soll noch verzweifelt gerufen haben. Doch es half nichts. Der KVB-Fahrer wurde nicht auf ihn aufmerksam, als er auf den Busbahnhof in Rodenkirchen fuhr. Weder hörte er den E-Bike-Fahrer zu seiner Rechten, noch sah er ihn wohl in seinen Spiegeln.

Der 63-Jährige wurde von dem Bus touchiert, strauchelte und geriet unter die schweren Reifen. Er starb noch an der Unfallstelle. Damit kam nach jetzigem Stand der Ermittlungen am Dienstagabend (die Rundschau berichtete) erneut ein Radfahrer im Toten Winkel ums Leben. Der Bus hatte weder gesonderte Spiegel noch technische Vorrichtungen, die den Toten Winkel einsehbar machen. Und das wird wohl auch so bleiben.

Viele Radfahrer meiden Busrouten

Drama in Sülz: 27-Jährige von Bahn erfasst und getötet

Ort des Geschehens: An der Luxemburger Straße wurde die Frau von der Bahn erfasst und mitgeschleift.

Nach dem schweren Unfall an der Luxemburger Straße ist eine 27 Jahre alte Frau in der Uni-Klinik an ihren Verletzungen gestorben. Das teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die Frau war am Dienstagabend in Höhe der Wittekindstraße von der KVB erfasst und mehrere Meter mitgeschleift worden. Sie hatte laut Polizei an einem Fußgängerübergang mit Ampeln die Gleise der Straßenbahn überqueren wollen.

Dabei sei sie von einer herannahenden Bahn erfasst worden. Die 27-Jährige wurde seitlich unter einem Waggon eingeklemmt. Mehrere Zeugen mussten das Drama mitansehen. Ersten Erkenntnissen zufolge schließt die Polizei einen technischen Defekt der Ampel aus. Ob die Frau über Rot gegangen ist, sollen nach Angaben der Polizei nun die weiteren Ermittlungen klären.

Eine abschließende Bewertung des Unfalls stehe noch aus, sagte eine Behördensprecher. Dass die 27-Jährige einen Kopfhörer trug und möglicherweise abgelenkt war, schließt die Polizei aus. Der Bahnfahrer erlitt einen Schock und musste ärztlich versorgt werden. Die Strecke in Richtung Barbarossaplatz war bis in den Abend für die Unfallaufnahme gesperrt. (ta)

221 Busse sind für die Kölner Verkehrs-Betriebe unterwegs. 154 davon sind laut Pressesprecherin Gudrun Meyer gar Gelenkbusse. Doch egal ob Gelenk- oder wie in Rodenkirchen ein so genannter Solo-Bus, die Fahrzeuge haben lediglich am Fahrzeugkopf jeweils einen Spiegel pro Seite. Der in Fahrtrichtung links angebrachte Spiegel hilft hauptsächlich dabei, das Einsteigen zu beobachten.

Größe, Gewicht, Ausstattung: Es verwundert nicht, dass die KVB-Busse besonders Fahrradfahrern Respekt einflößen. „Ich kenne viele Radfahrer, die Busrouten meiden, die Angst vor diesen Fahrzeugen haben“, sagt Christoph Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC).

Wissend, dass die alltägliche Praxis meist eine ganz andere ist, mahnt er: „Die Busse müssen einen Abstand von zwei Metern zum Radfahrer einhalten. Das gilt auch, wenn es einen Radweg gibt.“ Beim Abbiegen fordert er „extreme Vorsicht“ ein. „Gängige Spiegelsysteme sollten angebracht und genutzt werden“, erwartet Schmidt von der KVB. „Auch würde es helfen, wenn der Verkehrs-Betrieb wie die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) über ein elektronisches System nachdenken würde“, sagt der Fahrradexperte.

Nachdem im vergangenen Mai in Widdersdorf ein Schulkind mit seinem Rad unter ein abbiegendes Müllauto geriet und starb, will die AWB in diesem Jahr alle ihre Lkw mit einem Kamerasystem ausrüsten, das einen virtuellen Rundumblick um das Fahrzeug erzeugt. Tote-Winkel-Unfälle sollen so vermieden werden.

„In 24 Jahren gab es nicht einen solchen Unfall“

Doch KVB-Sprecherin Meyer winkt bei technischen Systemen ab: „Wir haben in 2018 intensiv geprüft, ob sich hierdurch Verbesserungen erzielen lassen. Dies ist nicht der Fall: Akustische Signale werden nicht nur durch Personen ausgelöst, die sich in gefährdeten Bereichen befinden, sondern auch von anderen Passanten und unbeweglichen Gegenständen, so dass ihr Einsatz nicht zielführend ist. Auch der Einsatz von Kameras ist kritisch zu betrachten, da die Kamerabilder bei schlechtem Wetter oft undeutlicher sind als die Spiegelsicht.“

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Bremssysteme würden durch abruptes Auslösen Passagiere gefährden. Meyer gibt zu bedenken: „Im Gegensatz zu Lkw kann der Seitenbereich eines Busses durch die bis nach unten führenden Glastüren gut überblickt werden. Einen Unfall wie den am Dienstagabend in Rodenkirchen hat es innerhalb der vergangenen 24 Jahre bei der KVB nicht gegeben.“ Nichtsdestotrotz werde der Verkehrs-Betrieb den Einsatz technischer Systeme erneut prüfen und sich weiterhin mit dem Thema befassen. Christoph Schmidt vom ADFC macht ein Angebot – „wiederholt“, wie er sagt: „Wir setzen uns dazu gerne beratend mit der KVB zusammen.“