Köln – Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Wer nicht mit der asiatischen Küche vertraut ist, mag Algen auf dem Teller zunächst einmal etwas irritiert entgegen blicken und noch beim Probieren darüber rätseln, auf was sie oder er da eigentlich herumkaut.
Dabei hat das „Superfood des Meeres“ unbestreitbare Vorteile: Viele Ballaststoffe, viele Mineralien und Vitamine, wenig Fett. Selbst die für den Menschen lebensnotwendigen Omega-3-Fettsäuren liefert das gewöhnungsbedürftige Nahrungsmittel.
„NoriFarm“ erhält Fördergelder
„Viele Menschen denken dabei zuerst an Fisch,“ erklärt Professorin Dr. Nina Kloster vom Institut für Technische Gebäudeausrüstung. Stimmt aber so gar nicht. Die Omega-3-Fettsäuren in Fischen stammen aus ihrer Nahrung – den Algen. Erst über die Nahrungskette werden die wertvollen Nahrungsbestandteile im Fleisch der Fische angereichert. Logische Folge für gesundheits- und umweltbewusste Menschen: Am besten den Fisch weglassen und direkt am grünen Tang knabbern.
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Idealerweise aus heimischer Zucht. Möglich macht das ein kleiner Bioreaktor, in dem sich essbare Algen „unter Meeresbedingungen umweltfreundlich und ressourcensparend kultivieren lassen“. Jedenfalls arbeitet ein Forschungsteam der Technischen Hochschule Köln an einem solchen. Besagtes Institut für Technische Gebäudeausrüstung hat das Projekt „NoriFarm“, ins Leben gerufen, das dem Bundesministerium für Bildung immerhin 100 000 Euro Fördermittel wert waren.
Heimischer Anbau ermöglicht schadstoffreie und frische Algen
Indoor-Farming liegt im Trend, erklärt Kloster. Schadstofffrei und frisch landen die Lebensmittel auf dem Teller. Das Tischgerät ähnelt einem Aquarium, ermöglicht den heimischen Algenanbau und soll sich perspektivisch auch für Restaurantbetriebe oder Supermärkte eignen. Sensoren überwachen Nährstoffgehalt und pH-Werte, eine App erleichtert die Nutzung, indem sie ans Ernten und Reinigen erinnert (was man dann aber doch noch selbst tun muss).
Die Forschung
Das „Greening“ Lab der TH Köln befasst sich mit den Einsatz von Biosystemen in gebäudetechnischen Anwendungen. Im Fokus steht die Verbindung von Software und biologischen Systemen. Dabei sollen Gesundheit, Wohlbefinden und Komfort gesteigert und gleichzeitig der Einsatz von fossilen Stoffen reduziert werden.
Ziel des Greening Labs ist es, Technologien und Konzepte für das Indoor-Farming zu entwickeln und vielversprechende Organismen zu identifizieren, um so einen Beitrag zur Nahrungsversorgung der Zukunft leisten.
Die bekanntesten Makroalgen hierzulande sind Nori und Wakame, die vor allem in der asiatischen Küche eingesetzt werden. Sie eignen sich gut zum direkten Verzehr, die Verfügbarkeit ist allerdings abhängig von der Produktionslage – und die in Salzwasser vorkommenden tropischen Makroalgen können zudem mit Schwermetallen oder Pestiziden belastet sein. Im heimischen Anbau alles kein Problem, erklärt Kloster.
Das Projekt „NoriFarm“ läuft bis September diesen Jahres. Die Produktion des fertig entwickelten Geräts soll dann direkt mit einer Unternehmensgründung verknüpft werden – das Startup Lab der Technischen Hochschule Köln unterstützt das Vorhaben.