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Streik in den KlinikenPflegepersonal streikt am Donnerstag – Freitag auch die Kitas

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Eine Bewohnerin eines Pflegeheims wird von einer Pflegerin einen Gang entlang geschoben.

Mitarbeitende des Gesundheitswesens sind zum Streik aufgerufen.

Am Donnerstag streiken Pflegekräfte der Kliniken, der Sozialbetriebe und der LVR-Klinik.

In der Nachtschicht sollte es die doppelte Besetzung im Krankenhaus auf allen Stationen geben. Doch Personalmangel und hoher Krankenstand lassen das nicht immer zu. „Ich war nachts auch schon alleine auf meiner Station im Dienst. Man ist nur am Rennen“, sagt Kinderkrankenschwester Anja Harig. Für die erfahrene 55-Jährige sei die Betreuung von einem Dutzend kleinen Patienten in Ausnahmefällen zu schaffen, „aber wenn junge, unerfahrene Kolleginnen und Kollegen in dieser Situation sind, nennen wir das ‚gefährliche Pflege‘.“

Seit 33 Jahren arbeitet Anja Harig im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, momentan auf einer Station für Kinder zwischen null und 18 Jahren. Ganz bewusst hat sie sich damals für den Beruf entschieden und gerade weil sie ihren Beruf so sehr mag, kämpft sie für bessere Bedingungen in der Pflege. Am morgigen Donnerstag streikt Harig mit vielen Kölner Kolleginnen und Kollegen für mehr Gehalt und höhere Schichtzulagen.

Anja Harig ist Kinderkrankenschwester im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße

Arbeitsbelastung innerhalb der Schichten ist hoch

Die Gewerkschaft Verdi hat für Donnerstag bundesweit die Beschäftigten der Gesundheitseinrichtungen von Bund und Kommunen zum Warnstreik aufgerufen. In Köln rechnet die Gewerkschaft mit rund 350 Streikenden. Pflegekräfte der Kliniken der Stadt Köln gehören dazu, mit den Krankenhäusern Holweide, Merheim sowie das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße. Außerdem streikt Pflegepersonal der LVR Klinik Köln, der Sozialbetriebe Köln (SBK) und der Gemeinnützigen Werkstätten Köln.

Anja Harig ist seit 1998 Mitglied bei Verdi. „Wenn wir wieder mehr Leute in der Pflege an Bord hätten, würden sich die Arbeitsbedingungen verbessern“, sagt die 55-Jährige, der wie vielen Pflegekräften auch die finanzielle Anerkennung fehlt. „Es ist normal in unserem Beruf, dass wir im Drei-Schicht-System arbeiten und Dienste an Wochenenden und Feiertagen haben. Aber wenn die Arbeitsbelastung innerhalb der Schichten so hoch ist, weil zu wenig Personal da ist, muss das entsprechend entlohnt werden.“ Verdi fordert in der Tarifrunde von Bund und Kommunen eine Erhöhung von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich für Entgelterhöhungen und höhere Zuschläge für die Arbeit zu belastenden und ungünstigen Zeiten. Außerdem fordert Verdi drei zusätzliche freie Tage, um der hohen Verdichtung der Arbeit etwas entgegenzusetzen.

Darf in Krankenhäusern denn überhaupt gestreikt werden?

„Stattdessen wurde uns eine dreijährige Nullrunde angekündigt. Ich habe das als respektlos empfunden. Während der Corona-Pandemie galten wir noch als systemrelevant und jetzt kommt noch nicht einmal ein Angebot. Das ist bitter“, sagt Kinderkrankenschwester Anja Harig, die das Geld in der Kommune falsch verteilt sieht. „Wir erwirtschaften als Kinderkrankenhaus zwar kein Geld, aber wir leisten Daseinsfürsorge für Köln und die nächste Generation.“

Darf in Krankenhäusern denn überhaupt gestreikt werden? „Ohne eine entsprechende Vorplanung ist ein Streik nicht möglich, da die Notfallversorgung geregelt sein muss“, sagt Verdi-Vertreter Nicolas Zipp. Diese Notdienstvereinbarung ist mit den entsprechenden Kliniken vertraglich geregelt. Gearbeitet werde in einer Mindestbesetzung, vergleichbar mit einem Nachtdienst, vor allem in den Bereichen, in denen die Patientenversorgung unbedingt gewährleistet sein müsse, so Zipp.

Einzelne Ausfälle von geplanten OP-Terminen

Die Kundgebung der Gewerkschaft findet am Donnerstagmittag auf dem Gelände der LVR-Klinik Köln statt. Hier werde der Warnstreik voraussichtlich nur begrenzte Auswirkungen auf die Betriebsabläufe haben, so eine Sprecherin des LVR. Auch bei den SBK sei die Pflege und Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner gewährleistet, teilte Geschäftsführerin Gabriele Patzke mit.

„Es kann zu möglichen Einschränkungen in einzelnen Bereichen aufgrund des derzeit hohen infektionsbedingten Krankenstands bei den Beschäftigten in Kombination mit dem gleichzeitig stattfindenden Streik kommen“, sagt die Pressesprecherin der Kliniken der Stadt Köln, Sigrid Krebs. Zudem könne es zu einzelnen Ausfällen von geplanten OP-Terminen kommen, auch in Ambulanzen und der Notaufnahme könne es zu Wartezeiten kommen. „Das medizinische Personal wird vom Marburger Bund vertreten und beteiligt sich nicht an diesem Streik“, so Krebs.

Nächster Streik schon am Freitag - Auch Kitas wieder betroffen

Bereits einen Tag später hat Verdi zum erneuten Streik auch in Köln aufgerufen, dieses Mal stehen besonders die „Frauenberufe“ im Fokus. Dazu gehören erneut die Pflegeberufe an den drei Standorten der Kliniken der Stadt Köln, die LVR Klinik, die Sozialbetriebe Köln und die Gemeinnützigen Werkstätten Köln. Dazu kommen die Studierendenwerke Köln sowie KölnKitas und die Stiftung Leuchtfeuer, die Dezernate IV/V der Stadt inklusive der städtischen Kitas. Zwei Demozüge sind für Freitag in Köln geplant: Der erste startet um 10 Uhr am Hans-Böckler-Platz, der zweite um 10.15 Uhr auf dem Ottoplatz in Deutz. Bei der Kundgebung von 11 bis 13 Uhr auf dem Heumarkt werden laut Gewerkschaft mehrere Tausend Streikende erwartet.