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„Sterbe ich jetzt gleich?“Prozess um wilde Schießerei im Rockermilieu geht weiter

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Das Landgericht in Köln

Köln – Mit einer entlastenden Aussage für einen wegen versuchten Totschlags angeklagten „Hell’s Angels“-Rocker (40) ist am Montag der Prozess um eine Schießerei in Ostheim im November 2018 weitergegangen. Der Zeuge (ebenfalls 40) sagte aus, dass er beim Angeklagten, kurz bevor die ersten Schüsse gefallen seien, keine Waffe gesehen habe. „Der war fein angezogen: weißes Hemd, feine Hose, Gürtel, aber keine Waffe“, sagte der Zeuge über den Angeklagten. Die Nachfrage der Vorsitzenden, ob der Angeklagte vielleicht eine Waffe hinten im Hosenbund getragen habe, verneinte der Zeuge.

Die Staatsanwaltschaft legt dem Rocker zur Last, am 8. November 2018 einen Mann niedergeschossen zu haben. Mitten in der Nacht war es damals nach einem Streit vor einer Ostheimer Gaststätte zu einem Schusswechsel gekommen, bei dem ein Mann lebensgefährlich von zwei Schüssen getroffen worden war. Der Mann musste notoperiert werden und überlebte.

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Der Zeuge erklärte weiter, dass er sich für die ganze Situation verantwortlich fühle und zuerst geschossen habe. Er habe aus rund zehn Metern Entfernung den Streit zwischen seinem Bekannten und dem Angeklagten beobachtet. Plötzlich habe der Rocker zugeschlagen, mit der Faust ins Gesicht. Als dann ein Begleiter des Angeklagten eine Waffe gezogen habe, habe er Schüsse auf seinen Bekannten befürchtet. Da habe er seine Pistole gezogen und ungezielt zwei Schüsse in Richtung der Gruppe abgefeuert. „Ich wollte, dass die wissen, dass wir auch Waffen haben“, sagte der Zeuge. Er räumte aber auch ein, überreagiert zu haben: „Ich war paranoid. In so einer Situation kann man nicht gut nachdenken.“ Er habe sich gefragt: „Sterbe ich jetzt gleich? Was soll ich machen?“ Er habe dann die Flucht ergriffen und noch die Schüsse gehört, die das Opfer getroffen hätten. Wer sie abgefeuert hatte, konnte er aber nicht sagen.