Stapelhaus am RheinSymbol des kölschen Handels mit langer Geschichte

Warenhaus am Rhein: Das Stapelhaus in der Altstadt wurde 1901 in seiner ursprünglichen Form errichtet.
Copyright: Nabil Hanano
Köln – Für das Geld, das diese „Wiederherstellung eines baufälligen Lagerhauses“ koste, könne man doch einen neuen und viel schöneren Prachtbau am Rhein errichten, schimpften nicht wenige Stimmen im Jahr 1898. Trotzdem beschlossen die Stadtväter, das altehrwürdige Stapelhaus am Rhein zu erhalten – schon allein aus Respekt vor der Geschichte. Da wussten sie noch nicht, dass die für den Umbau bewilligte Summe von einer halben Millionen letztlich um 70 000 Mark überschritten werden würde.
Den ein oder anderen wird die Debatte an die Sanierung der Kölner Bühnen erinnern, mit einem Unterschied: Hätten die Arbeiten am Offenbachplatz eine derartig überschaubare Kostensteigerung zur Folge gehabt, die Stadt würde jubeln.
Stapelhaus brachte wirtschaftliche Vorteile
Was heute Stapelhaus heißt, war im Mittelalter bei weitem nicht das einzige seiner Art. Hintergrund seiner Errichtung ist das sogenannte Stapelrecht: Handelsschiffe, die auf dem Rhein Köln passierten, mussten, so besagt ein von 1259 bis 1815 verbrieftes Privileg der Stadt, ihre Waren abladen, in speziell hierfür gebauten Räumlichkeiten drei Tage stapeln und während dieser Zeit in Köln zum Verkauf anbieten. So hatte Köln immer ein Vorkaufsrecht auf frische Waren, was wirtschaftlich nahe liegende Vorteile mit sich brachte.
Benachbarte Städte wie Mülheim am Rhein stromabwärts auf der östlichen Rheinseite waren nicht begeistert, weil es den Warenverkehr signifikant verzögerte und verteuerte. Das Stapelhaus am Fischmarkt geht auf mittelalterliche Vorläufer zurück. Nachweisbar ist ein Kaufhaus zwischen Fischpforte und Mühlengasse, das 1425 neu erbaut wurde und ursprünglich wohl vor allem als Fischkaufhaus diente.
Umfassende, aber umstrittene Renovierung
Umgebaut im Stile der Spätgotik und Frührenaissance wurde es zwischen 1558 und 1569 von Peter von Ordenbach, wobei es Teile der Stadtmauer in sich aufnahm und somit zum Rhein hin mit einer repräsentativen Fachwerkfassade in Erscheinung trat. Um 1900 folgte dann die umstrittene, umfassende Renovierung des baufälligen Gebäudes unter Stadtbaurat Friedrich Carl Heimann. Neben einem Restaurant sollten hier die städtischen naturhistorischen Sammlungen untergebracht werden.
Natürlich nicht alle Kritiker, aber zumindest die meisten verstummten, als sie das Ergebnis sahen. „Bis zur Hälfte der unteren Fenster zeigen sich Basaltblöcke, wie um dem Hochwasser standzuhalten“, beschreibt die Frankfurter Zeitung das restaurierte Stapelhaus im Oktober 1901, „dann wächst der Bau im schmucken, glatten Sandstein gefällig in die Höhe, um, flankiert von hübschen Erkertürmchen, die Mauern in freundliche große Zinnen auslaufen zu lassen.
Verwüstungen durch den Zweiten Weltkrieg
An der Südseite erhebt sich ein schlanker, in seinem oberen Teile filigranartig bearbeiteter Turm, wie sie in Köln noch mehrfach, aus dem Mittelalter stammend angetroffen werden, nur hat dieser sein zierliches, altes, hohes Spitzdach wieder erhalten. Das Renaissanceportal an der Südwestseite ist alt, es zeigt ein römisches Relief sowie mehrere eingemeißelte Hochwassermarken.“ Hatte sich die teure Restaurierung also doch gelohnt? Zunächst schien es so. Das Ergebnis wurde allenthalben gelobt.
Einem Großfeuer im Juli 1923, das den Dachstuhl des südlichen Teils zerstörte, folgten dann aber zunächst Umbauten in den 1930er Jahren und schließlich die Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs, die nur der historisierende Treppenturm und Teile der Südseite des Stapelhauses überstanden.
„Haus des Kölner Handwerks“
Wegen der diversen Veränderungen der letzten Jahre waren die Denkmalpfleger zunächst der Meinung, dass ein Wiederaufbau nicht notwendig sei. Das Stapelhaus wurde dann schließlich doch in einfacherer Formsprache sowie unter Verwendung traditioneller Materialien wie Trachyt neu gebaut, unter Einbeziehung der noch erhaltenen Gebäudeteile und des spätgotischen Umrisses sowie typischer Architekturelemente wie Walmdach.
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Eigentümerin des Hauses ist die Kreishandwerkerschaft. Der Schriftzug „Haus des Kölner Handwerks“ verweist auf die über 50 Jahre währende Tradition. Im Obergeschoss befindet sich der „Business Club Colonia Forum“, über den Dächern finden regelmäßig Netzwerktreffen statt – mit Blick auf die Altstadt und den Rhein.