Restaurierungsarbeiten in KölnGoldene Kammer in St. Ursula öffnet im neuen Glanz

Das barocke Beinhaus hat auch den zweiten Weltkrieg unversehrt überstanden.
Copyright: Thomas Banneyer
Köln – „Sind die echt?“ Diese Frage, sagt Michaela Rankel, sei ein Klassiker. Bei der Menge an Knochen wundert das Erstaunen mancher Besucher von St. Ursula nicht. Die im 17. Jahrhundert errichtete Goldene Kammer ist rundherum mit Schädeln und Knochen von schätzungsweise 10.000 Menschen ausgekleidet. Nach einer umfangreichen Restaurierungsphase ist sie nun wieder für Besucher geöffnet.
1000 Schädel hinter Glas
Michaela Rankel und ihr Mann verbringen jede Woche ehrenamtlich einige Stunden in St. Ursula, öffnen das „größte Beinhaus nördlich der Alpen“ für Interessierte und beantworten Fragen. Zum Beispiel, ob es nicht ein Sakrileg sei, menschliche Überreste so auszustellen. „Jede Zeit hat ihre eigene Form, ihren Glauben auszudrücken“, so die Theologin. Schienbeine, Rippenbögen und Hüftschalen an den Wänden formen Ornamente und Inschriften. Die Reliquienbüsten – zum Teil mit dem bekannten „Kölner Lächeln“ im Gesicht – haben einen abnehmbaren Deckel im Kopf, in denen Schädelknochen verwahrt sind.

In aufwendigen Verfahren wurde das goldene Schnitzwerk an der Nordwand der Kammer nun gereinigt und ausgebessert.
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Auch die rund 1000 hinter Glas ausgestellten, mit Stoff umhüllten Schädel sind nach Erkenntnissen der Wissenschaft Überreste von Menschen, die vor etwa 2000 Jahren gelebt haben. Als man den römischen Friedhof fand, wurde er jedoch anders interpretiert, erklärt Innenstadtpfarrer und Kunsthistoriker Dominik Meiering. Unter der romanischen Kirche, so habe man damals geglaubt, sei das Gräberfeld der Heiligen Ursula und ihrer angeblich 11 000 Gefährtinnen. „Eine Legende aus dem 9. Jahrhundert“, sagt Meiering. Dass aus den eigentlich elf Jungfrauen 11 000 Gefährtinnen wurden, hatte wohl mit einem Schreibfehler zu tun.

Das barocke Beinhaus
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Bereits seit Mitte der 90er Jahre wird die Goldene Kammer restauriert, nach einigen Jahren Pause wurden die Arbeiten im Frühjahr 2022 nun wieder aufgenommen. Die Kosten in Millionenhöhe trägt das Erzbistum gemeinsam mit der Kastanienhof Stiftung. Die Textilien an den Reliquienschädeln und das vergoldete Schnitzwerk an der Nordseite sind jetzt wieder in neuem Glanz zu sehen. Mit modernster Lasertechnik wurden die Stücke gereinigt und ausgebessert, hunderte Teile wurden bisher aus- und wieder eingebaut. Bis zu der kompletten Fertigstellung soll es jedoch noch rund vier Jahre dauern. Beteiligt ist unter anderem die Kölner Textilrestauratorin Ulrike Reichert. In aufwendigen Verfahren brachte sie das leuchtende warme Rot der Stoffe wieder zum Vorschein, das die Schädel umhüllt. Fehlende Gläser, hinter denen die Reliquien lagern, wurden von der Glasbauhütte des Kölner Doms ersetzt.
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„Wir sind stolz auf diesen wunderschönen Ort“, sagt Pfarrer Meiering über St. Ursula. Damit er regelmäßig für Besucher geöffnet sein kann, sucht Pastoralreferent Thomas Zalfen Ehrenamtliche, die das Team des Kirchenempfangs verstärken wollen. „Wir brauchen Menschen, die zwei Stunden pro Woche Zeit haben, die Kirche für Besucher zu öffnen und Rede und Antwort stehen“, so Zalfen. Vorkenntnisse benötige man keine, das Wissen über Kirchengeschichte, die Restaurierung und praktische Tipps gibt Zalfen als Koordinator weiter.
Interessenten wenden sich an das Pastoralbüro St. Aposteln unter 0221/9258760 oder an kirchenempfang @katholisch-in-koeln.de. Die Goldene Kammer ist aktuell dienstags bis samstags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt: 2 Euro.