Stadt Köln im SanierungsstauDie Museen sind die Sorgenkinder
Köln – Mit der Liste der Großbauprojekte, die die Stadt vorgestellt hat, ist es noch einmal deutlich geworden: Neben den Brücken und Schulbauten sind die Museen die größten Sorgenkinder. Eine Generalinstandsetzung nach der anderen steht an, die Politik spricht von Sanierungsstau. Auch der MiQua-Neubau stockt. Die Zahlen machen deutlich, wie teuer die dringend benötigte Pflege der Häuser wird.
Liste offenbart die Kosten für die Instandsetzung
9,6 Millionen Euro – so viel hat es die Stadt gekostet, die 267 Fenster des Museums für Angewandte Kunst (MAKK) zu erneuern. Doch das ist nicht das einzige, was dort getan werden muss. Im Haushaltsentwurf hat die Verwaltung 31,5 Millionen Euro über die nächsten fünf Jahre eingeplant für die Sanierung.
Die Liste verrät die eigentliche Kostenprognose für die Generalinstandsetzung: 72 Millionen Euro. Die Liste enthüllt aber noch ein weiteres Detail, nämlich ob die Betriebssicherheit gefährdet ist. Im Falle des MAKK: ja. Die Zeit drängt.
Luft fürs Museum und die Philharmonie
Auch beim Museum Ludwig sagt die Liste, dass die Betriebssicherheit gefährdet ist. Die Stadt erklärt auf Anfrage der Rundschau: „Die Raumlufttechnischen Anlagen des Museums Ludwig und der Philharmonie stammen aus der Zeit des Neubaus und sind bald seit 40 Jahren in Betrieb. Damit haben sie ihren Lebenszyklus bereits überschritten und sind dringend erneuerungsbedürftig.“ In den nächsten fünf Jahren sind knapp 18 Millionen Euro für die Erneuerung eingeplant, die im laufenden Betrieb geschehen soll.
Den Zeitpunkt verpasst
Kommentar von Moritz A. Rohlinger
Eigentlich ist das Wallraf-Richartz-Museum das beste Beispiel dafür, wie es mit den Sanierungen bei den Museen der Stadt laufen sollte. Es ist rund 20 Jahre jung, halb so alt wie das Ludwig oder das Römisch-Germanische Museum. Dennoch wird nachgerüstet und investiert, mit 16,2 Millionen Euro ein Bruchteil von dem, was die Generalinstandsetzungen der Häuser kosten, an denen fast ein halbes Jahrhundert nichts getan wurde – bei denen die Stadt den Zeitpunkt verpasst hat.
So werden die Museen zu den neuen Brücken: Es wird solange nichts dafür getan, bis ganz gesperrt werden muss oder die Betriebserlaubnis abläuft – wie beim RGM. Nun hat die Verwaltung den Sanierungsstau und muss dringend teuer instand setzen. Wie man am früheren Modehaus Sauer und dem Stadtmuseum sieht: Auch ein Interim entsteht nicht über Nacht.
Es ist also Zeit für eine neue Strategie: Kürzere Perioden, kleinere Investition, – vorbeugen statt beim Verkommen zusehen – so wie es jeder Hausbesitzer machen würde. Eben nicht mehr so lange warten, bis man den Laden dicht machen muss.
Bis 2027 sind im Haushalt zudem 34,6 Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen vorgesehen. Die Verwaltung spricht von einer qualifizierten Voruntersuchung und erklärt: „Um alle Möglichkeiten zu beleuchten und dem Rat abschließend einen fundierten Beschlussvorschlag, gegebenenfalls mit mehreren Varianten, vorlegen zu können, müssen voraussichtlich unterschiedlichste interne und externe Experten mitwirken.“ Erst dann könne ein Zeitplan erstellt werden. Damit sei nicht vor 2024 zu rechnen.
Erste Kostenschätzungen von mehreren hundert Millionen Euro für die Sanierung von Museum und Philharmonie kursierten schon vor Monaten – im schlimmsten Fall sollten es wie berichtet bis zu 900 Millionen Euro werden. Die Technik des Hauses ist kompliziert. Es gehe besonders um Brandmelde- und klimatechnische Anlagen.
Das Römisch-Germanische und der Brandschutz
Bleibt zu hoffen, dass dem Museum Ludwig nicht das gleiche passiert wie dem RGM, das 2018 die Betriebserlaubnis verlor. Die Generalinstandsetzung des RGM soll 91 Millionen Euro kosten.
Junges Alter schützt vor Problemen nicht
Auch junge Bauten können Sorgen bereiten, das stellte das Rautenstrauch-Joest-Museum unter Beweis. Zwei Jahre nach der Eröffnung musste unter anderem die Sprinkleranlage ausgetauscht werden, Brandwachen sicherten den Betrieb. Beim Wallraf-Richartz werden nach 21 Jahren Lüftung, Kühlung und Heizung saniert – Kosten: 16,2 Millionen Euro.
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Vorsorge und ein großes Fragezeichen
Für Sanierungsmaßnahmen im Ostasiatischen Museum sind 17,4 Millionen Euro bis 2027 eingeplant. Auf der Liste der Großbauprojekte steht es nicht. Unklar ist, was mit dem Zeughaus geschieht, das ein Sanierungsfall ist. Im Zuge der Debatte um die Historische Mitte hieß es, dass alternativ die Sanierung von Zeughaus und Verwaltungstrakt RGM zusammen 125 Millionen Euro kosten sollte.