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Später, teurer, kleinerWie der Bau des Jüdischen Museums zum jahrelangen Drama wurde

Lesezeit 4 Minuten
Baustelle Miqua

Baustelle: Erst 2025 soll das neue Jüdische Museum samt Archäologischer Zone vor dem Rathaus eröffnen. 

Köln – Am Anfang dieser Geschichte steht ein gebrochenes Versprechen. Es ist der Sommer 2009, als der Förderverein für ein Haus und Museum der jüdischen Kultur offenbart, dass er ein neues Jüdisches Museum in Köln doch nicht bezahlen kann. Es ist der Moment, vor dem der damalige Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) gewarnt hatte, denn nun springt die Stadt Köln ein, also der Steuerzahler. Schramma sagt heute: „Man kann das Rad nicht mehr zurückdrehen, aber ich war damals massiv enttäuscht.“ Laut Schramma wollte der Förderverein Millionen Euro unter anderem von US-Starregisseur Steven Spielberg einsammeln – doch daraus wurde nichts.

Kosten von bis zu 127 Millionen Euro

Seit Dienstag ist klar: Der Bau des unterirdischen Rundgangs samt oberirdischem Museum namens „MiQua“ kostet bis zu 127 Millionen Euro. Damit bestätigt die Stadt, was die Rundschau am 13. Februar schon geschrieben hat. Die Stadt baut das „MiQua“, der Landschaftsverband Rheinland betreibt es (siehe auch Info-Text „Daten und Fakten“). Die erste Schätzung 2010 hatte 48 Millionen Euro ergeben, die Steigerung beträgt knapp 165 Prozent und liegt damit sogar noch vor Kölns Drama-Königin der Baustellen: der Sanierung der Bühnen am Offenbachplatz, deren Kosten um gut 154 Prozent auf bis zu 645 Millionen Euro steigen.

„MiQua“: Daten und Fakten

Was wird gebaut?

Ein 600 Meter langer unterirdischer Rundgang durch 2000 Jahre Kölner Geschichte sowie ein oberirdisches Jüdisches Museum. Der Name: „MiQua“ für Museum im Quartier.

Wer baut es?

Die Stadt Köln.

Wer betreibt es?

Der Landschaftsverband Rheinland.

Wo steht es?

Auf dem Rathausvorplatz vor dem Historischen Rathaus.

Wann ist es fertig?

Stand jetzt im September 2024. Eröffnung soll 2025 sein.

Was kostet es?

Bis zu 127 Millionen Euro. 33,7 Millionen Euro trägt das Land, 93,3 Millionen Euro die Stadt: 2010 waren 12,1 Millionen Euro von der Stadt geplant.

Im Vergleich zum letzten Beschlusses des Stadtrates vor vier Jahren ist das ein Plus von 50 Millionen Euro, schon voriges Jahr hatte die Stadt weitere Erhöhungen auf 95 Millionen Euro der Öffentlichkeit präsentiert. Am 6. Mai soll der Stadtrat über die 50 Millionen Euro entscheiden – traditionell hat das Gremium aber wie bei anderen Großprojekten kaum eine andere Wahl als zuzustimmen. Was wäre die Alternative? Ein Baustopp samt Abschreibung der schon ausgegebenen Gelder? Also wird der Rat zwar mosern, aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dafür stimmen. Baudezernent Markus Greitemann sagt: „Ich bin als Baudezernent geholt worden, um solche schwierigen Bauprojekte transparent zu Ende zu bringen und das machen wir jetzt auch.“ Es kostet eben nur sehr viel Geld.

Rund 11,5 der 50 Millionen Euro sind der Risikozuschlag, ein Puffer für ungeplante Ausgaben, wenn Risiken eintreten – was zumindest wahrscheinlich ist bei der Historie dieses Projekts. Greitemann sagte zur Risikoanalyse: „Das Ergebnis sind die 127 Millionen Euro inklusive des Risikopuffers. Aber bei solch komplexen Bauvorhaben gibt es immer Restrisiken.“

Neue Funde sorgen für weitere Kosten

Dabei ist vor allem der unterirdische Rundgang das Problem, immer wieder entdecken die Archäologen laut Stadt neue Funde, die Planer müssen ihre Ideen ändern, all das kostet Zeit. Die neuen Funde, der Tiefbau und Kampfmittelfunde verzögerten den Bau um zwei Jahre – der klassische Problemfall, weil die Firmen nicht mehr an ihre Angebote gebunden sind, es muss neu verhandelt werden. Das kostet Zeit und Geld, unter anderem weil die Baupreise jährlich steigen.

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Zumal der Bau laut Greitemann statt im März 2024 nun erst im September 2024 fertig sein soll, danach ein sechsmonatiger Testbetrieb erfolgt, das Museum erst im Frühjahr 2025 eröffnet – sechs Jahre später als geplant. Bis dahin sind es noch vier Jahre, viel Zeit für weitere Unwägbarkeiten, weitere Verzögerungen, weitere Kostensteigerungen, trotz Risikopuffers. Fritz Schramma sagt: „Es war damals schon klar, dass es kompliziert wird.“

Tatsächlich sind die Pläne für das „MiQua“ mehrfach geändert worden, unter anderem wegen der veränderten Sicherheitslage nach dem Anschlag auf ein Jüdisches Museum in Brüssel 2014. Nun müssen die Besucher durch eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Insgesamt ist das Museum mittlerweile kleiner als einst gedacht – die Kosten werden aber ständig größer.