Sommerserie „Köln mal anders“So fühlt sich Köln aus der Sicht eines Touristen an
- Tourist in der eigenen Stadt: Wer den vielen Gästen aus aller Welt auf ihren Wegen folgt, entdeckt auch auf vermeintlich ausgetretenen Pfaden immer wieder Neues.
- Unsere Sommer-Serie gibt Tipps für eine Tour durch Köln. Heute folgt Tobias Wolff den Touristen aus aller Welt auf ihrem ausgedehnten Streifzug durch die Stadt.
Köln – Tourist in der eigenen Stadt? Soweit käme es noch. Kennt man doch alles. Den Touris hinterher stapfen, mühsam den Domturm hochkrabbeln, römische Resterampen begutachten und überteuerte Eisbecher an künstlich gealterten Plätzen schlecken. Das Ganze garniert mit Halbwahrheiten nebenberufstätiger Stadtführer, die sich ihr Fachwissen aus dem Baedeker 1980 angelesen haben. Oder vielleicht doch nicht? Wer seine eigene Stadt tatsächlich mal mit den Augen von Millionen Gästen betrachtet, kommt auf ganz andere Gedanken.
Der Bahnhof und die Hohenzollernbrücke
Uringestank, Kriminalität, Silvesternacht 2015 – all das mag einem in den Sinn kommen, wenn die Rede auf den Bahnhof kommt. Wenn Gäste aus Nah und Fern diesen Weg nach Köln nehmen, sehen sie aber etwas völlig anderes: Die Überquerung des Rheins auf einer der ältesten Brückenkonstruktionen im überregionalen Zugverkehr, die mächtige Bahnsteigüberdachung aus Stahl und Glas und die fast transparent nach außen wirkende Eingangshalle.
Ein eindrucksvolles Ensemble. Fast wäre es um den Bahnhof an dieser Stelle geschehen gewesen: Mit einer Stimme Mehrheit entschied der Rat der Stadt am 9. Januar 1883 die Beibehaltung des Standorts am Dom, nachdem eigentlich schon ein Neubau auf freier Fläche nördlich der Venloer Straße favorisiert worden war.
Hauptbahnhof, Trankgasse 11
Das könnte Sie auch interessieren:
Hohe Domkirche Sankt Petrus
Schon klar, Eulen nach Athen tragen und so weiter. Wer sich aber abseits von Weihnachtsgottesdienst und sommerlicher Abkühlung zu der gewaltigen Kathedrale aufmacht, kann sich tagelang in ihr verlieren. Geschichte und Legende, Mythos und Moderne, Bürgerstolz und kämpferischer Klerus – nirgendwo ist diese Stadt so greifbar wie hier.
Vorbereitende Literatur gibt es bis zum Abwinken, aber mit offenen Augen durchgehen kann auch schon den Nachmittag füllen.
Kölner Dom, Domkloster 4
Die Kölner Altstadt
Zerstört, ausgebrannt, niedergerissen. Viel ist nicht geblieben von der einst so stolzen Altstadt. Und doch: Weil man nach dem Krieg glücklicherweise der Versuchung standgehalten hat ein neues Wegemuster zu schneiden, tut sich noch immer eine ganz eigene Atmosphäre auf beim Gang durch die nach wie vor engen Gassen.
Mehr als eine Ahnung von Macht und Selbstbewusstsein einer stolzen Stadt, die schon vor Jahrhunderten erstaunlich viel in sich aufnehmen konnte. Der unbefangene Besuch im Brauhaus, ein Kaffee oder ein Kölsch auf dem Heumarkt und dabei einfach mal Leute schauen – auch das unterhält bestens. Vorausgesetzt, man kommt unbeschadet durch die zahllosen Junggesellen-Abschiede.
Ein Ausflug mit dem Dampfer
So richtig kann man heute kaum noch glauben, dass der ganze Stolz und Reichtum dieser Stadt einst der Schifffahrt zu verdanken war. Allein deshalb lohnt ein Abstecher auf den Strom. An der wehrkräftigen Kaufmannschaft kam im Wortsinne niemand vorbei: Stapelhaus, Siebengebirge, der Rheinauhafen mit Bayenturm, die rechtsrheinischen Hafenanlagen, selbst die stilisierten Kranhäuser geben ein beredtes Zeugnis ab von der einstigen Dominanz des Rheins auf die Kölner Geschicke.
Einfach nur mal Gucken ist im Übrigen auch eine feine Sache, von Rodenkirchen bis Stammheim tun sich vom Wasser aus ganz neue Perspektiven auf.
Die Anlegestellen am Rheinufer
Die römischen Relikte
Besonders liebevoll ist die Stadt nie umgegangen mit einem Erbe, das einst ihren Ruf begründete. Dennoch sind die Spuren der Römer noch erkennbar – wenn man denn weiß, was man gerade vor sich hat.
Die alte Römermauer am Zeughaus etwa, die Reste der Römerstraße am Römisch-Germanischen Museum oder der Abwasserkanal am Spanischen Bau. Der eindrucksvollste Zeuge, das Praetorium, ist zurzeit allerdings geschlossen. Gefunden hat man es aber ohnehin kaum unter dem 50er-Jahre Verwaltungsbau an der Kleinen Budengasse.
Das Museum im Quartier
Eigentlich sollte die „Miqua“, (das Museum im Quartier) längst Realität sein. Aber wie das so ist mit Großprojekten – es dauert eben seine Zeit. So lange kann man noch einen relativ freien Blick auf das Historische Rathaus gegenüber der Baustelle wagen.
Oder einen Abstecher ins Wallraf-Richartz-Museum machen, das selbst unter den international bekannten Kölner Häusern noch eine Sonderstellung hat. Auch die markante Stahlkonstruktion des Jüdischen Museums ist bereits erkennbar.
Rathausplatz, Obenmarspforten