Köln hatte wieder Lust, Silvester zu feiern. Ob im Veedel, an den Ringen oder in der Altstadt - überall begaben sich Familien und Feiernde auf die Straßen. Die Massen lieferten sich eine Böller-Schlacht im Rheingarten.
Silvester 2022Böller-Schlacht im Kölner Rheingarten

Feuerwerk pur: Ab den Abendstunden zündeten Feiernde im Rheingarten eine Unmenge an Raketen und Böllern.
Copyright: Costa Belibasakis
„3, 2, 1... Frohes neues Jahr“ So schallte es um Mitternacht durch die Altstadt. Tausende feierten den Jahreswechsel in Köln. Eine Silvesternacht ohne große Einschränkungen durch die Pandemie lockte zahlreiche Menschen ins Domumfeld und in die Altstadt. Die Kölnerinnen und Kölner selbst feierten lieber im Veedel, auf der Zülpicher Straße oder nahe den Ringen. Ein massives Polizeiaufgebot sorgte dafür, dass die Silvesternacht ruhiger verlief, als von Stadt und Sicherheitskräften vorher vermutet.
Die Verwaltung hatte vor der Silvesternacht angekündigt, die Deutzer Brücke ab 21 Uhr für den Verkehr sperren zu wollen, da diese einen besonders guten Blick auf das Feuerwerk bietet. Traditionell ist sei einer der beliebtesten Anlaufpunkte. Doch es kam anders: Der Verkehr lief die ganze Nacht, Passanten und Feiernde mussten sich einen anderen Ort suchen, um das Feuerwerk zu beobachten. Die Brücke blieb für Fußgänger gesperrt. Aus Stadtkreisen war zu hören, dass es nicht noch einmal ein Debakel bei den Kölner Verkehrs-Betrieben geben sollte, wie noch zur Sessionseröffnung am Elften Elften. Der ÖPNV sollte fließen, auch wenn der beliebte Silvester-Hot-Spot den Kölnern dadurch verwehrt blieb.

Manche starteten die Silvester-Rakete aus der eigenen Hand.
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Die Sperrung sorgte dafür, dass schon ab rund 21 Uhr Tausende Menschen in den Rheingarten strömten und Böller und Raketen zündeten. Die Menschenmenge stand dicht gedrängt, aber es bildeten sich mehrere kreisförmige Freiflächen, in denen geböllert wurde. Dabei gab es kuriose Szenen: Auf den Wiesen schossen Männer Raketen aus den Händen. Ein anderer rannte auf die Wiese, hob einen gezündeten Böller auf, der kurz zuvor in seine Richtung geflogen war und warf ihn zurück. Es war gut zu beobachten, da die Polizei einen Lichtmastwagen den gesamten Bereich ausleuchtete.
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Immer wieder patrouillierten Gruppen von Polizisten durch die Massen. Es gab viele Querschläger, Raketen fielen kurz vor der Zündung um und explodierten in der Menge. Nichts für schwache Nerven. Nur Meter daneben das komplette Gegenteil: Ein kleines Mädchen, das einen Haarreif mit der Aufschrift „Happy New Year“ trug, staunte mit Glanz in den Augen und einem zufriedenen Lächeln über das Funkeln einer Wunderkerze, die sie in den Händen hielt.

Diese Szenen spielten sich im Rheingarten ab. Stundenlang brannten Raketen, Vulkane, Fontänen und Kanonenschläge.
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Am Rande der Massen, die sich zwischen Hohenzollernbrücke und Deutzer Brücke am Rhein versammelt hatten, standen Jacquelin Benkendorf (24) und Cerdar Pusat (25) und beobachteten das Spektakel. Das Paar war zum zweiten Mal aus Aalen in der Nähe von Stuttgart nach Köln gekommen, um die Silvesternacht hier zu verbringen, zuletzt 2019. Benkendorf schwärmte vom Konzert auf dem Roncalliplatz und bedauerte, dass es in diesem Jahr „kein so schönes Programm“ auf dem Roncalliplatz gab. Auch damals hatten die beiden das Feuerwerk am Rhein beobachtet. Prusat ist froh, dass die beiden etwas abseits stehen: „So krass war es beim letzten Mal nicht. Die werfen hier einfach die Böller in die Menge.“
Die Altstadt, aber auch der Dom, war für viele die erste Anlaufstelle, die von außerhalb zum Feiern gekommen waren. Auch für Nele (22), Pamela (22 und Rachel (21) aus Nordhorn in Niedersachsen. „Wir sind drei Stunden gefahren, um heute hier zu sein“, erklärte Nele. Das Trio junger Damen freute sich, endlich wieder ohne Einschränkungen Silvester feiern zu können. Sie reisen gern in die großen Städte, um dort den Jahreswechsel zu verbringen. 2019 waren die Freundinnen in Hamburg. „Wir wollten erst zum Dom, aber gleich gehen wir auf eine Party“, verriet Pamela die Pläne für die Nacht.

Pamela, Rachel und Nele aus Nordholm fuhren drei Stunden, nur um in Köln Silvester zu feiern.
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Eine kürzere Anreise hatte der 21-Jährige Schahin. Mit seinem Bruder und seinem Cousin war er aus Leverkusen gekommen. „Im letzten Jahr war es so langweilig Silvester zu Hause zu verbringen, wir wollten heute was erleben.“
Viele Kölner freuten sich auch, dass sie wieder in den Bars und Clubs am Hohenzollernring feiern konnten. Bei spätsommerlichen Temperaturen in einer ungewöhnlich warmen Silvesternacht saßen viele lange auf den Terrassen. Lange Schlangen gab es viele, auch schon gegen 21 Uhr, so zum Beispiel an der „Klapsmühle“ und am „Das Ding“. Auch hier versammelten sich die Menschen kurz vor Mitternacht am Straßenrand und auf den Straßen, bevor sie den Countdown runter zählten und das neue Jahr begrüßten.