Sieben Monate geschlossenWie sich das Kölner Agrippabad für die Öffnung fit macht
Heiko Seifert hofft inständig, nicht nass zu werden. Der Bereichsleiter der Kölnbäder GmbH ist nicht grundsätzlich wasserscheu, das wäre schlecht in seinem Job. Doch als er neulich vor der Wiederinbetriebnahme des Stadionbads die Pumpen einschaltete, spritze das Wasser im Technikraum in alle Richtungen. „Sogar der Schaltschrank hat was abgekommen“, erzählt er. Pumpe ausbauen, reparieren lassen, am nächsten Tag wieder einbauen. So kann es gehen. „Aber wir hätten ja schlecht sieben Monate lang die Technik laufen lassen und Energie verschleudern können“, sagt Seifert.
Andere Schwimmbäder in Köln haben schon auf
Die Schwimmbäder in Köln haben größtenteils wieder geöffnet, erst durften die Gäste wieder den Lentpark, das Stadionbad und das Höhenbergbad besuchen, vorige Woche folgten weitere Bäder. Nur im Agrippabad herrscht noch die große Leere. Roman Weingarten und Naki Demirtzoglu, beide Rettungsschwimmer, stehen mit Gummistiefeln im fünf Meter tiefen Sprungbecken und schrubben die Fliesen. Auch das gehört zum Job. Normalerweise wären sie an dieser Stelle des Beckens von einer Million Litern gechlortem Wasser umgeben, nun wird durchgewischt. Am heutigen Mittwoch will Heiko Seifert die Wasserhähne aufdrehen. „Die Befüllung dauert vier bis fünf Tage“, weiß er und ist gespannt, ob hier Zwischenfälle ausbleiben werden. „Niemand hat Erfahrung damit, ein Bad nach so langer Zeit wieder in Betrieb zu nehmen“, gibt er zu bedenken.
Im Mai befand sich noch der Großteil der rund 300 Mitarbeiter der Kölnbäder in Kurzarbeit, Ende dieser Woche ist die Mannschaft wieder vollzählig. Am heutigen Mittwoch wird die Sauna im Ossendorfbad wieder öffnen, ebenso der Fitnessbereich „Rochus-Fit“. Am Donnerstag um 10 Uhr öffnet das Unternehmen die Online-Anmeldung für Kompakt-Schwimmkurse in den Bädern. Das Lentpark-Camp für die Sommerferien ist bereits ausgebucht. In jeder der sechs Ferienwochen werden dort 50 Kinder betreut.
Wann genau wieder Badegäste im Agrippabad ihre Bahnen ziehen können, steht noch nicht fest. Sobald die Becken befüllt sind, stellt Seifert die Heizung an, von Leitungstemperatur muss das Wasser auf 27 Grad gebracht werden. „Im Sommer geht das schneller, weil das Leitungswasser zwei bis drei Grad wärmer ist als im Winter. Das macht schon einen Unterschied“, hat er festgestellt.
Im Gegensatz zum vergangenen Sommer und Herbst benötigen die Badbesucher nicht nur ein elektronisches Ticket, sondern einen negativen Corona-Schnelltest. „Der Kontrollaufwand ist deutlich größer. Es würde uns helfen, wenn die Gäste an der Kasse die Unterlagen und ihren Ausweis schon bereithalten würden“, sagt Bäder-Sprecherin Franziska Graalmann. Bleibt das Infektionsgeschehen so gering wie derzeit, sind die Tests in den Freibädern schon ab Freitag nicht mehr erforderlich. Dies betrifft jedoch nur den Badesee in Vingst, denn an allen anderen Standorten gibt es die Freibäder nur in Kombination mit Hallenbad. Die Badegäste können nach Belieben von drinnen nach draußen wechseln. Daher sind Schnelltests weiter erforderlich. Die Zahl der Badegäste bleibt auch weiter begrenzt. Im Stadion-Freibad dürfen sich maximal 3000 Gäste aufhalten, an einem durchschnittlichen Sommertag sind es sonst doppelt so viele.
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Noch sind die leeren Becken im Agrippabad von Absperrgittern umzingelt. Vor dem Eingang flämmen Arbeiter das Unkraut weg, dass zwischen den Steinen sprießt. Bald soll die Stille im Bad ein Ende haben.