Serie zu Kölner DesignernVielseitigkeit ist ein Markenzeichen von Moritz Putzier
Köln – Wenn es draußen warm ist, rollt Moritz Putzier seinen mobilen Küchenblock mit zwei Gasflammen aus dem Studio in den Lindenthaler Hinterhof und kocht sich in der Mittagspause was unter freiem Himmel, bevor es wieder ans Entwerfen geht. In der ruhigen Werkstatt-Oase entstehen viele Prototypen und Konzepte des 35-Jährigen, der sich 2015 mit seinem eigenen Studio selbstständig machte und auch als Dozent an der Düsseldorfer Peter Behrens School oft Arts lehrt.
Ein radikales Design als Türöffner
Mit einem Kochtisch fing seine Karriere nach dem Designstudium in Bremen und einem Jahr in London auch an. Die ungewöhnliche Mischung aus Kochstation und Esstisch, an der man gemeinsam Mahlzeiten zubereiten und tafeln kann.
Das radikal neu gedachte Möbel war ein Türöffner als junger Designer in der Branche. Er fiel auf und erhielt zahlreiche Preise. Moritz Putzier schnallte ihn aufs Auto, fuhr zu Ausstellungen in Köln, Kortrijk und London – und erhielt große Resonanz für seinen Cooking Table, der aus einem schlichten Holztisch eine moderne Feuerstelle macht, an der sich alle zusammenfinden. In einer Fuge längs durch die Holzplatte lassen sich Gaskochmodule einhängen. An der Seite hängen Pfannen und anderes Kochgerät.
Bei Kücheninterieur ist es nicht geblieben, zeigt schon ein Blick in die Regale mit den Prototypen und auf die Fotos und Zeichnungen des vielseitigen Designers: Möbel und Leuchten wie die Tischleuchte Noctus für Nurus mit frei beweglichem Kugelkopf, der dreibeinige Holzstuhl Taptap mit niedriger Lehne für flexible Sitzpositionen, ein handliches Messgerät für Chlorophyll, das Hängeregal Hangup oder Trinkflaschen für Kinder gehören zu seinen Produkten. Hinzu kommen Innenraumgestaltung wie für das Gourmetrestaurant Staudenwirt am Ammersee. Ob die Leuchte aus dem 3D-Drucker aus biobasiertem Maisstärkematerial, gedrechselte farbige Wandhaken oder Tablets mit magnetischen Kerzenhaltern – gerne experimentiert German Design Award-Gewinner und -Jurymitglied Putzier mit verschiedenen Werkstoffen und Techniken.
Der 35-Jährige ist dabei immer auf der Suche nach der gewissen „Andersheit“, dem „Twist“, der mit gewöhnlichen Sehgewohnheiten bricht. „Man muss die Dinge auch hinterfragen, zum Beispiel, warum der Küchenblock sich seit 80 Jahren als Standardeinrichtung hält“, sagt der Wahlkölner, dessen Küche in der Südstadtwohnung das Klischee der Hochglanz-Designerküchen nicht erfüllt: „Da habe ich viel probiert und selbst gebaut.“
„Wir müssen uns eigentlich fragen, was wir nicht machen“
Wichtig ist dem mehrfach ausgezeichneten Designer: „Die Funktionalität bewahren, mit eigener Handschrift. Als Designer müssen wir uns eigentlich eher fragen, was wir nicht machen, die Leute haben viel zu viel, wir wollen doch weg von der Wegwerfgesellschaft.
Lieber weniger, aber besser durchdacht“, erklärt Putzier. Er findet die Idee des „demokratischen Designs“ erstrebenswert, mit Produkten für Viele, findet auch die Gestaltung von Geräten und Industrieobjekten spannend.
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Daneben stehen Interieurs, mit Innenarchitekten kreierte Räume für Theaterfoyers, Cafes, Restaurants. Putzier lotet gern neue Felder aus, arbeitet auch mit namhaften Herstellern wie Pollmeier GmbH, der Firma Naber oder den Müller Werkstätten zusammen. Aktuell erweitert der Designer gerade die 3D-Druck-Leuchtenserie für das junge Label Recozy , widmet sich neuen Brotdosen und befasst sich wieder mit seinem patentierten Kochtisch.