Design-ProjektKaschkasch geht in Serie – Besuch in einem Kölner Designstudio
Köln – In der Werkstatt neben der ehemaligen Sattlerei befand sich früher ein Pferdestall, jetzt arbeiten „Kaschkasch“ hier an neuen Modellen, sägen, schrauben, feilen, schleifen, leimen. In Schraubzwingen klemmt gerade ein Entwurf. Was das mal werden soll? „Noch geheim!“, sagen Florian Kallus (38) und Sebastian Schneider (36), während der 3D-Drucker auf Hochtouren arbeitet und Modelle wachsen lässt, die später oft für internationale Kunden in Serie gehen.
An den Wänden hängt neben Kisten voller Hölzer und Werkzeuge ein dänisches Verkehrsschild; die gebogene Metallhalterung ums kreisrunde Schild inspirierte das Duo zu einem ihrer Bestseller: die Leuchte „Marselis“ für den bekannten dänischen Kunden „Hay“ mit kippbarer Lichtscheibe.
An PCs entstehen erste Entwürfe, an den Pinnboards hängen Zeichnungen und Inspirationen für Neues, vom Polster bis zum Wasserhahn.
Werkstatt im früheren Pferdestall eingerichtet
Kreative Arbeitsatmosphäre im Zollstocker Hinterhof: Wer das Studio besucht, kann sich gleich ein Bild von den Modellen made by Kaschkasch machen, mit denen das Büro eingerichtet ist. „Ein gut gestalteter Raum trägt auch zum besseren Leben bei“, sagt das Duo. Mit ihren Produkten, die oft in großen Stückzahlen produziert werden, wollen sie nachhaltig dazu beitragen. Angewandte Handwerkskunst gepaart mit Produktdesign entstehen im Studio am Höninger Weg.
Von Sofas bis zum Standspiegel, vom Eichentisch mit abgerundeten Kanten bis zum Garderobenhaken aus Glas: Zu den Kunden der mehrfach ausgezeichneten Designer gehören Hersteller wie Rolf Benz, Ligne Roset, Müller, Normann Copenhagen oder Living Divani.
Fördergelder für das Gründungskonzept
Die aus den Nachnamen zusammengesetzte Marke ist Programm. Die beiden gelernten Tischler studierten in Münster Produktdesign an der Akademie für Gestaltung, Sie setzen auf Zusammenarbeit: „Kunden kommen meistens mit einem Wunsch auf uns zu, wir arbeiten uns rein und machen uns Gedanken, erste Entwürfe – jeder hat dabei einen anderen Blick“, sagen die Teamworker. Während Florian mehr das ästhetische große Ganze im Blick hat, vertieft sich Tüftler Sebastian intensiver in technische Details.
Der Erfolgsweg der Gestalter begann vor rund elf Jahren. Nach dem Studium machten sie sich in Köln selbstständig, die Abschlussarbeit war gleichzeitig das Gründungskonzept, für das sie von der Stadt Fördergelder erhielten. Zu schätzen wissen sie vor allem die zentrale Lage, die vielen Messen am Standort ebenso wie die offene Mentalität der Kölner. Die ersten Produkte entstanden für den Designhandel „Magazin“, eine Tisch-Bank-Kombination mit dem Namen Höninger. Ein Produktscout entdeckte Kaschkasch und regte sie zu Entwürfen an. Daraus ergaben sich weitere Aufträge. Mittlerweile ist die Liste der renommierten Kunden lang. Rund 90 Entwürfe wurden bis heute international in Serie gebracht.
Das Duo legt Wert auf Funktionalität und schnörkellose Formensprache – ohne Starallüren. „Es ist spannend, dem Produkt ein kluges innovatives Detail zu geben“, so Schneider. Einen Klappstuhl aus Holz zu entwerfen, war eine der neuesten Herausforderungen. Anders als Massenware aus Plastik wirkt er stabil wie aus einem Guss, dünne Sperrholzschichten formen sich ergonomisch. „Eigentlich wollten wir ihn auf der Möbelmesse in Stockholm vorstellen“, sagt Florian Kallus, „aber wegen Corona musste sie ausfallen, nun präsentieren wir ihn virtuell.“
https://kaschkasch.com