Design aus KölnKölner Lichtkünstlerin formt Wolken aus Glas
Köln – Es wird Licht im Souterrain. Die Wolke aus Glas schwebt wie schwerelos unter der Lagerdecke an der Weißenburgstraße. Die Lichtskulptur von Isabel Hamm verleiht dem Kellerraum Glamour wie ein Lüster im Schloss. Auch das Tageslicht bricht sich in den vielen transparenten Röhrchen und Kugeln der Leuchte. Die „Cloud“, wie das Modell heißt, „besteht nicht aus Kristallglas sondern aus robusten Borosilikatglas-Elementen, die eigentlich im Baukasten von Chemieapparaturen zu finden sind“, erklärt die Kölner Lichtkünstlerin und Keramikmeisterin beim Gang durch die Räume.
„Oft wirken neugebaute Häuser eher kühl. Die Lüster sind wie eine Brosche für Räume, die es individueller macht“, sagt die Kölnerin. Die Bezeichnung Brosche ist dabei mehr als untertrieben. Ihre teils bis zu zehn Meter hohen, federleicht wirkenden Entwürfe bringen mehr Poesie in Residenzen der Schweizer Botschaften in Teheran und Athen. Sie hängen in Privatvillen in Österreich oder sind Hingucker in Anwesen in der Karibik. Auch Clubs in London, Banken und Hotels in Berlin und anderswo zieren sich mit den Prachtstücken der Designerin.
Von der Keramik-Fachschule zum Londoner Royal College
Alles Maßarbeit made in Germany. Meist farblose, transparente Glasröhren und -stäbe in vielen Varianten lässt sie von einem Glasbläser in Form bringen, fügt Kugeln und andere Elemente zu individuellen Objekten zusammen. Die Einzelteile stapeln sich in Kartons in den Kellerregalen. Die 57-Jährige verpackt die fragile Fracht auch selbst und verschickt sie samt Bauanleitung von Köln aus an internationale Kunden. Eine ihrer ersten Glasobjekte: das Modell Resi, eine Art Pusteblumen-Blase. Wer einen ihrer gefragten Entwürfe sein eigen nennen möchte, muss eine ganze Menge investieren. Während die kleine „Cloud“ um die 4000 Euro kostet, können große Meisterinnenleistungen wie der beleuchtete Glasvorhang über mehrere Etagen im Penthouse auf den Bahamas mit 45 000 Euro den Preis eines Neuwagens erreichen.
Isabel Hamm ist bodenständig geblieben trotz ihrer Objekte mit Starqualität. Sie fertigt Produkte individuell und in Kleinserien. Bei der Herstellung arbeitet sie mit ausgewählten Experten in Deutschland zusammen, einem Glasbläser, Schlossermeister, Elektriker. Vieles macht sie auch selbst , „die ewige Einzelkämpferin“, sagt Isabel Hamm über sich, und lacht. „Im Grunde bin ich Handwerkerin geblieben. Ich wollte nie groß werden, sondern eine besondere Marke bleiben. Für Architekten bin ich wie ein Joker, sie fragen mich an, wenn sie etwas ganz Individuelles brauchen.“
Über viele Wege zum ganz eigenen Stil
Ihre Leuchten-Karriere begann, als die befreundete österreichische Architektin Monika Gogl sie 2002 ermunterte, Lüster aus Glas zu fertigen. Mit dem Material Ton begann es zuvor ganz geerdet. Die Tochter eines Limburger Architekten hatte stets ihren eigenen Kopf, verließ ohne Abi das Gymnasium, absolvierte eine Töpferlehre bei Wendelin Stahl an der Mosel, dann die Fachschule für Keramikgestaltung und schließlich die Meisterprüfung. Ein Masterstudium am Royal College of Art in London schloss sich später an. In den 80er Jahren zog es die Gestalterin nach Köln, damals eine der Weltmetropolen der Kunst.
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Sie richtete sich eine zeitlang mit Freunden in einem Loft an der Xantener Straße ein, der Designgruppe „X99“. Begeistert von Designern wie Matteo Thun, experimentierte sie mit Formen und Material und fand zu ihrem ganz eigenen Stil. Nach dem Studium in London machte 2002 sie sich mit ihrem Licht-Studio selbstständig. Neben Entwürfen für Leuchten beschäftigt sich Isabel Hamm zunehmend wieder mit Keramik: In einem Töpferatelier im Agnesviertel sitzt Isabel Hamm öfter an der Drehscheibe und formt Schalen, Becher, Tableware.